Kanada: Knochenfunde in früherem katholischen Kinderheim – weitere anonyme Gräber gefunden

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Die Nationalflagge von Kanada.Foto: iStock
Epoch Times24. Juni 2021

In Kanada sind auf einem Gelände in der Nähe eines früheren katholischen Internats für Kinder von Ureinwohnern erneut hunderte anonyme Gräber entdeckt worden.

So viele nicht gekennzeichnete Gräber seien noch nie gefunden worden, erklärte die Föderation der indigenen Gemeinschaften. Sie kündigten für Donnerstag weitere Details zu den Ausgrabungen in der Provinz Saskatchewan an.

Ende Mai waren bereits auf dem Gelände des früheren katholischen Internats nahe der Kleinstadt Kamloops in der Provinz British Columbia die sterblichen Überreste von 215 indigenen Kindern entdeckt worden.

Im Mai wurden bereits 215 Gräber entdeckt

Die Überreste der Kinder seien mit speziellen Sonargeräten entdeckt worden, erklärte die indigene Gemeinschaft Tk’emlups te Secwepemc am Donnerstagabend (24. Mai).

Das katholische Heim nahe der Kleinstadt Kamloops war vor über hundert Jahren eröffnet worden, um Kinder von Ureinwohnern zwangsweise in die Gesellschaft der europäischen Einwanderer zu integrieren.

Der Tod der Kinder sei von der damaligen Schulleitung nie dokumentiert worden, obwohl ihr Verschwinden von Mitgliedern der Gemeinde gemeldet worden sei. Wie die Kinder ums Leben kamen, ist noch unklar.

Die Gemeinde will mit Gerichtsmedizinern und Museen in der Gegend zusammenarbeiten, um die Umstände aufzuklären. Die vorläufigen Ergebnisse sollen im Juni in einem Untersuchungsbericht veröffentlicht werden.

Das Leid der Kinder im Heim

Das ehemalige Internat, das von der katholischen Kirche im Auftrag der kanadischen Regierung betrieben wurde, war eines von 139 solcher Einrichtungen, die gegen Ende des 19. Jahrhundert in Kanada errichtet wurden. Es wurde 1890 eröffnet und hatte in den 50er Jahren bis zu 500 Schüler. Erst 1969 wurde das Internat geschlossen.

Nach Angaben der indigenen Gemeinde beschwerte sich der Schulleiter des Heims in Kamloops im Jahr 1910 darüber, dass die Regierung nicht genug Geld zur Verfügung stelle, um „die Schüler angemessen zu ernähren“.

In Kanada waren ab 1874 rund 150.000 Kinder von Indianern, Mestizen und Inuit von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und unter Zwang in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen.

Statt Integration kultureller Genozid

Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Mindestens 3.200 starben, die meisten an Tuberkulose. Einige der toten Kinder seien erst drei Jahre alt gewesen, sagte die Leiterin der indigenen Gemeinschaft, Rosanne Casimir.

Die kanadische Ministerin für die Beziehung zu indigenen Einwohnern, Carolyn Bennett, erklärte bei Twitter: „Es bricht mir das Herz für die Familien und Gemeinden, die von dieser tragischen Nachricht betroffen sind.“

Viele indigene Gemeinschaften machen die Heime, die ganze Generationen geprägt haben, heute für soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Selbstmordraten verantwortlich.

Ottawa entschuldigte sich im Jahr 2008 offiziell bei den Überlebenden der Internate. Sie seien Opfer eines „kulturellen Genozids“, stellte eine Untersuchungskommission im Jahr 2015 fest. (afp)



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