KI-Rennen: USA unterliegen China

In einem Interview erklärt der ehemalige leitende Softwarebeauftragte der US-Regierung, warum die USA sofort handeln müssen, um nicht das Rennen um die KI-Technologie zu verlieren – und das hätte fatale Folgen, nicht nur für die USA.
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Symbolbild: China liegt in der Entwicklung der KI-Technologie vor den USA.Foto: iStock
Von 2. November 2021

„Wir verlieren diese Schlacht“, sagt Nicolas Chaillan, der kürzlich von seinem Posten als leitender Softwarebeauftragter der US-Luftwaffe zurückgetreten ist. Was er meint, ist das Rennen um die Führung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) zwischen den Vereinigten Staaten und dem kommunistischen China. Grund dafür sei, dass amerikanische Firmen nicht mit der US-Regierung zusammenarbeiten würden und ihre Technologie nicht teilten. 

Aber die Zeit drängt. Wenn die Vereinigten Staaten jetzt nicht im KI-Rennen aufholten, sagt Chaillan, werde es kein Zurück mehr geben, da sich die Entwicklung der künstlichen Intelligenz immer schneller vollziehe.

In einem Interview mit Epoch-Times-Reporter Jan Jekielek plädiert er dafür, dass das Verteidigungsministerium aufhört, „Informationen übermäßig zu klassifizieren“. Dann könnten die Firmen schnell erkennen, dass die Bedrohung durch das kommunistische China „zu einem echten Problem wird, sogar für ihr tägliches Leben“.

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KI bestimmt schon heute unseren Alltag

Doch warum ist die KI für den Alltag überhaupt so wichtig? KI könne Entscheidungen für uns treffen, sagt Chaillan, den Zugang zu Informationen beschleunigen und zu Schlussfolgerungen kommen, die das menschliche Gehirn nicht einmal nachvollziehen könne.

Technologien wie Alexa oder Siri könnten ohne KI gar nicht existieren. Wenn man am Telefon diese Apps fragt, was man zu Abend essen möchte, wählen sie verschiedene Restaurants aus – damit tragen sie dazu bei, dass wir eine Entscheidung treffen. Und das ist nur ein kleines Beispiel.

Sie kann auch den Zugang und die Verfolgung von Daten automatisieren. Beispielsweise wird sie zur Erkundung von Satellitenbildern eingesetzt. Dabei können Menschenleben gerettet werden. 

Chaillan erzählt von einem Vorfall in Afghanistan, bei dem zehn Zivilisten in einem Auto durch eine US-Drohne getötet wurden. „Mit besserer KI hätten wir möglicherweise erkennen können, dass sich in dem Auto sieben Kinder befanden.“

US-Firmen brauchen mehr Informationen

Warum China im KI-Rennen vor den USA liegt, hat mehrere Gründe. Zum einen müssen die chinesischen Firmen mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammenarbeiten – ihnen bleibt durch diktatorische Staatsform gar keine andere Wahl. 

Das bedeutet, dass sie ihre Technologie mit den Regierungsbehörden teilen müssen. In den USA sei das jedoch nicht der Fall, daher ist das Verteidigungsministerium nicht im Besitz der neuesten Technologien der US-Firmen.

Zum anderen leben in China über 1,5 Milliarden Menschen, von denen Daten gesammelt werden – und die KI lebt von Daten. Je mehr Daten und je mehr Zugang zu Daten sie hätten, desto mehr und schneller könnten die Funktionen genutzt werden, sagt Chaillan. 

Der andere Faktor dabei ist, dass die KI von selbst lernt. Je mehr man sie einsetzt und je mehr sie lernt, desto schneller wird sie. „Deshalb vergeht die Zeit bei der Entwicklung exponentiell und irgendwann gibt es keine Möglichkeit mehr, den Rückstand aufzuholen“, so der frühere Softwarebeauftragte der US-Regierung.

Doch warum arbeiten die US-Firmen nicht mit der Regierung zusammen? Wenn es nach Chaillan ginge, hätte er schon längst die Karten auf den Tisch gelegt und den US-Firmen klargemacht, was für eine Gefahr eigentlich von Peking ausgeht. Die meisten dieser Firmen haben aber nicht genügend Informationen über die Machenschaften der Partei, daher erkennen sie die Gefahr noch nicht. 

Chaillan würde die Details aus den Geheiminformationen herausnehmen und die sensiblen Stellen schwärzen. „Um ehrlich zu sein, ich habe festgestellt, dass wir oft Dinge klassifizieren, die ich auf der Geschäftsseite bereits kannte, und Dinge, die man bei Google finden kann. Wir klassifizieren also eindeutig, zweifellos zu viel.“

Wie real ist diese Bedrohung?

Chaillan zufolge wird der Zugang zu Informationen in Ländern wie China unterschätzt. „Es ist töricht und lächerlich zu glauben, dass sie nichts von dem wissen, was ich heute gesagt habe.“

Nach Einschätzung des Experten sei die Cyber-Bedrohung ernst und gewaltig. Die Cyberverteidung aller Regierungsebenen und -abteilungen, auch die kritischen Infrastrukturen wie Strom- und Wasserversorgung, würden zentral geregelt, sagt Chaillan.

Und genau das ist das Problem, denn diese Einrichtungen sind unterbesetzt. Sie werden ans Netz geschlossen, damit sie aus der Ferne verwaltet werden können, weil sie es sich nicht einmal leisten können, Mitarbeiter vor Ort zu haben.

Diese Systeme sind vernetzt, aber sie sind gar nicht dafür ausgelegt, vernetzt zu werden – und das birgt ein enormes Cyberrisiko mit sich. 

Chaillan stellt sich vor, wie er an Chinas Stelle den Angriff auf Taiwan vollbringen würde. Erstmal müsste die Energieversorgung der USA deaktiviert werden. So wäre das gesamte US-Militär damit beschäftigt, die Situation in den Vereinigten Staaten unter Kontrolle zu bringen – „sodass wir nicht die Kapazität hätten, um überhaupt an Taiwan zu denken“.

Neben der Cybersicherheit sieht Chaillan auch ein anderes Problem kommen: die Versorgung durch Lieferketten. Er schlägt vor, Lieferketten mit lokal ansässigen Firmen auszubauen und zwar nur mit vertrauenswürdigen Firmen. Man müsse allerdings darauf schauen, wen man in diesen Firmen beschäftigt. Die KP Chinas schicke „eine Menge Leute zu unseren Universitäten und den innovativsten Unternehmen“. 

Daher sei die Sicherheit der Zugänge dort ebenfalls in Gefahr. Die Bedrohung durch Insider sei wahrscheinlich die am meisten unterschätzte Bedrohung all dieser Spitzenorganisationen in der Wirtschaft.

TikTok wird als Waffe benutzt

Ein weiteres Risiko bärgen populäre Apps wie TikTok, sagt Chaillan. Er spricht sich für das Verbot der App in den USA und Europa aus, da sie „aktiv als Geheimdienstwaffe eingesetzt wird“. 

Das Problem? Zunächst einmal bekommt die App enormen Zugriff auf das Telefon. Sie sammelt Bilder, Videos und den Standort des Besitzers sowie eine Menge anderer Dinge. Zudem ist die App in der Lage, genau zu analysieren, was auf diesen Aufnahmen ist. Sie kann Objekte im Hintergrund erkennen, zum Beispiel die Bücher im hinteren Regal oder Bilder an der Wand – so zieht sie praktisch aus dem ganzen Zimmer Informationen.

Die meisten tun TikTok als eine Teenager-App ab, was absolut nicht stimmt, so Chaillan. Die App wird daher oft unterschätzt.

Chaillan hofft auf das Verbot. Es sei kein „Drama“, wenn so eine App verschwindet. In der Branche tauchten schnell andere Trends auf. Sollte TikTok wirklich verboten werden, ist er dafür, dass das Ersatzunternehmen seinen Sitz in den Vereinigten Staaten hat.

Auf die Frage, ob sich das Verteidigungsministerium mit TikTok beschäftigt, antwortet Chaillan: „Nicht, dass ich wüsste.“  



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