Musik für die Insel

David Gilmour spielt zum Beginn seiner Welttournee sein komplettes Soloalbum und »Golden Oldies« von Pink Floyd
Titelbild
David Gilmour von der Band Pink Floyd auf der Bühne beim „Live 8 London“ im Hyde Park Sommer 2005, England (Foto by MJ Kim/Getty Images)
Epoch Times12. März 2006

Dortmund – David Gilmour hat zum Auftakt seiner Welttournee das Publikum in Dortmund und Hamburg mit neuen Stücken und Klassikern von Pink Floyd begeistert. Der Sänger und Gitarrist spielte am Freitag im Dortmunder Konzerthaus mit seiner Band, zu der auch Pink-Floyd-Keyboarder Richard Wright gehörte, sein aktuelles Soloalbum »On An Island« und legendäre Stücke der Supergruppe von »Dominos« bis zum als großes Finale inszenierten »Comfortably Numb«. Die 1.250 Zuschauer im Konzerthaus feierten Gilmour mit Ovationen.

Die Insel, auf die Gilmour in der ersten Stunde des Konzertes strebte, ist auf dem Cover seines Albums gerade groß genug, um einen einzigen Mann aufzunehmen. Für niemanden sonst ist Platz, und seine Tournee – nur insgesamt zwölf ausverkaufte Konzerte in Europa – hat er bis auf die beiden Auftritte in der Londoner Royal Albert Hall Ende Mai in bewusst kleinem Rahmen gehalten. Gilmour bricht mit dem Instrumentalstück »Castellorizon« zu seiner im »schamlos blauen Meer« liegenden Insel auf, auf der es sich bei Kerzenschein dann doch auch zu zweit wunderschön die Sterne betrachten lässt. Das rockigste Stück dieses Teils, »Take A Breath«, lässt mit einem Lichtgewitter die Hektik und den Stress entstehen, denen er mit nunmehr 60 Jahren erkennbar entfliehen will.

»On An Island« lässt sich nach diesem Konzert als Neuanfang eines Musikers interpretieren, der aus dem Schatten von Pink Floyd treten will, ohne seine Vergangenheit zu verleugnen. Stimme, Gitarre und der Aufbau seiner Stücke werden immer mit Pink Floyd verglichen werden und werden dies auch aushalten. Gilmours neue Musik ist aber ungleich ausgeglichener, es gibt nicht mehr diese Zerrissenheit, das Leiden des Individuums an der Welt, das Pink Floyd und sein kreativer Widerpart und Gegenpol in den 70er und 80er Jahren, Roger Waters, damals für Generationen thematisierten.

Gilmourisiertes Pink Floyd

Im zweiten Teil lässt Gilmour mit seiner hervorragenden Band bei Stücken wie »Shine On You Crazy Diamond«, einem »Echoes« in voller Länge und ausgiebigen Besuchen auf »The Dark Side of The Moon« Pink-Floyd-Fans eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken hinunterlaufen. Auch »High Hopes« vom vermutlich letzten Pink-Floyd-Album »Division Bell« erklingt in einer perfekten, vom Klang her einmaligen Version.

Gilmour hätte mühelos eine Halle mit mehreren tausend Plätzen füllen können, hätte dann aber nicht eine solch ausgewogene Akustik gehabt, wie sie ein Ort wie das Dortmunder Konzerthaus bietet. Er nutzt dies, um seiner Musik Raum von leisen bis lauten, aber nie zu lauten oder gar übersteuerten Phasen zu geben. Sein Gitarrenspiel und sein Klanggefühl sind perfekt; seine Stimme strahlt vielleicht sogar mehr als früher noch diese menschenfreundliche Wärme aus, die völlig untypisch für Rockbands ist.

Gilmour spielt Pink Floyd in einer »gilmourisierten« Version, die die Band selbst nicht mehr wirklich braucht. Der Mann hat seinen Standort bestimmt, und er ist wohl nicht mehr bereit, im Kollektiv einer Band wie Pink Floyd zu arbeiten – weder mit noch ohne Waters. »Die Band ist mir eine Nummer zu groß, zu schwerfällig und aufgeblasen. Ich möchte mich lieber etwas mehr im Hintergrund halten. Ich will allerdings auch nicht ganz in Vergessenheit geraten«, sagte er kürzlich in einem Interview. Den Dortmunder Konzertbesuchern hat der mittlerweile ein wenig untersetzte alte Herr mit wenigen Haaren ein unvergessliches Konzerterlebnis gebracht – Live-Musik als Unikat, nirgendwo sonst als in der individuellen Erinnerung reproduzierbar.

Tourdaten: 18.03. Frankfurt/Main (Alte Oper).

http://www.davidgilmour.com



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