Russland ist zu Dialog bereit – Friedensverhandlungen in Jerusalem?

Das erste Mal seit über zwei Jahren sei Moskau zu einem Dialog mit der Ukraine bereit. In Kiew spricht der ukrainische Präsident Selenskyj über eine wahrgenommene Veränderung von Russlands Position.
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Wladimir Putin.Foto: MIKHAIL KLIMENTYEV/SPUTNIK/AFP via Getty Images
Epoch Times13. März 2022

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht nach dem hartnäckigen militärischen Widerstand der Ukrainer erste Veränderungen der Position Russlands. „Jetzt haben sie begonnen, über etwas zu reden – und nicht einfach Ultimaten zu stellen“, sagte er vor Journalisten in Kiew.

Der 44-Jährige ist nach eigenen Worten zufrieden damit, da es das erste Mal seit über zwei Jahren sei, dass Moskau zu einem Dialog bereit sei.

Putin: Bewegung bei Verhandlungen

Bereits am Freitag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin von Bewegung bei den Verhandlungen gesprochen. Die russischen Verhandlungsführer hätten über „gewisse positive Veränderungen“ bei den „praktisch täglich“ geführten Gesprächen informiert. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax, die Gespräche würden nun im Online-Format abgehalten. Die Ukraine bestätigte das.

Selenskyj hielt die Einbeziehung der westlichen Partner der Ukraine in die Verhandlungen der Agentur Unian zufolge für unzureichend. Mit Blick auf Sicherheitsgarantien für sein Land sagte er: Die Ukraine könne Russland „nach einem so blutigen Krieg nicht vertrauen“.

Selenskyj will mit Putin in Jerusalem verhandeln

Selenskyj schlug zudem Jerusalem als möglichen Ort für Verhandlungen mit Putin zu einem Kriegsende vor. „Ob ich finde, dass Israel so ein Land sein kann und dabei besonders Jerusalem? Ich finde ja.“

Ein Sprecher von Israels Ministerpräsident Naftali Bennett in Jerusalem äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht.

Sowohl Selenskyj als auch Putin hatten zuletzt wiederholt mit Bennett telefoniert, der vor einer Woche den Kremlchef persönlich in Moskau getroffen hatte.

Israel dementiert Forderungen an die Ukraine zur Kapitulation

Unterdessen gab es offenbar Missverständnisse zwischen Israel und der Ukraine. Die Behauptungen eines ukrainischen Regierungsvertreters, wonach der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett Kiew dazu gedrängt haben soll, Moskaus Bedingungen für eine Beendigung des Angriffs auf die Ukraine zu akzeptieren, seien falsch, hieß es aus Jerusalem.

Eine Sprecherin des israelischen Regierungschefs bezeichnete einen entsprechenden Bericht als „schlichtweg falsch“. „Zu keinem Zeitpunkt“ habe Bennett dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geraten, einem entsprechenden Abkommen mit Staatschef Putin zuzustimmen, erklärte sie am Samstag.

„Zu keinem Zeitpunkt“ habe Bennett dem ukrainischen Präsidenten „gesagt, wie er sich verhalten soll, und er hat auch keineswegs die Absicht, dies zu tun“, fügte sie hinzu. Bennett war am vergangenen Samstag überraschend als Vermittler im Ukraine-Krieg nach Moskau gereist. Nach einem dreistündigen Gespräch mit Putin reiste er noch am späten Abend nach Berlin weiter, wo er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über die Ergebnisse seiner Unterredung mit Putin unterrichtete.

Auch mit Selenskyj telefonierte er mehrmals. Selenskyj hatte Bennett als Vermittler vorgeschlagen, da Israel gute Beziehungen zu Kiew und Moskau unterhält. Details über Bennetts Gespräche wurden zunächst nicht bekannt, doch kündigte der israelische Regierungschef an, die Vermittlungsbemühungen fortzusetzen.

Mehrere israelische Medien berichteten nun, dass ein hochrangiger ukrainischer Regierungsbeamter die Vermittlungsbemühungen der israelischen Regierung für ineffektiv hielt, da diese nur wie ein „Briefkasten“ Nachrichten von einer Partei zur anderen weiterleite. Laut der Zeitung „Haaretz“ soll Bennett dem ungenannten ukrainischen Vertreter zufolge Selenskyj in einem Telefonat aufgefordert haben, „die russische Haltung zu akzeptieren“ und zu kapitulieren.

Der ukrainische Botschafter in Israel, Jewgen Kornijtschuk, hatte Bennetts Vermittlungsbemühungen am Montag begrüßt, gleichzeitig aber bedauert, dass Israel die Lieferung von Verteidigungsausrüstung, insbesondere von Helmen und kugelsicheren Westen, an die Ukraine nicht genehmigt habe. Israelischen Medien zufolge lehnte Bennett wiederholt Kiews Ersuchen um militärische Unterstützung ab. Am Freitag forderte Kornijtschuk Israel zudem auf, sich den vom Westen gegen Russland eingeführten harten Sanktionen anzuschließen.

Israels Außenminister Jair Lapid wollte nach Angaben seines Büros noch am Samstagabend zu Besuchen in Rumänien und der Slowakei aufbrechen, um dort mit Regierungsvertretern über den Ukraine-Krieg zu sprechen. (afp/dpa/red)



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