Twitter: WEF-Angehörige Linda Yaccarino soll CEO-Posten übernehmen

Mit Linda Yaccarino soll ausgerechnet eine Werbeexpertin mit starken Verbindungen zum WEF in sechs Wochen den Chefposten bei Twitter übernehmen.
Gibt den Chefposten bei Twitter ab: Elon Musk.
Elon Musk hat eine Nachfolgerin gefunden: Linda Yaccarino soll die Geschäfte bei Twitter demnächst übernehmen.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Von 12. Mai 2023

An der Führungsspitze des Social-Media-Diensts Twitter wird mit Linda Yaccarino demnächst wohl eine Frau stehen. Das berichtet die „Washington Post“ unter Verweis auf „mit der Angelegenheit vertraute[n] Quellen“.

Demnach habe der bisherige Twitter-CEO Elon Musk seine Nachfolgerin bereits für den Posten gewinnen können. Yaccarino sei derzeit noch als Leiterin des internationalen Anzeigenverkaufs für die Comcast-Tochter NBCUniversal tätig. Dort trage sie die Verantwortung für rund 2.000 Mitarbeiter, die bereits mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Werbeverkäufen generiert hätten.

Yaccarino könnte in etwa sechs Wochen – also Ende Juni – die Geschäfte für Twitter managen.

Vergangenheit der designierten Chefin gefällt nicht allen

Die Managerin arbeitete nach Angaben der „Washington Post“ bereits mit Ex-Präsident Donald Trump und Musk selbst für bestimmte Projekte zusammen. Im Auftrag der Regierung Joe Biden habe sie zudem bei einer Coronavirus-Impfkampagne mitgearbeitet, zu deren Aushängeschildern Papst Franziskus gehörte.

Außerdem leite Yaccarino eine „Taskforce“ des Weltwirtschaftsforums (WEF) zur Zukunft der Arbeit und sitze beim WEF „in einem Ausschuss für Medien, Unterhaltung und Kultur“. Dort habe sie sich bisher gegen Musks Politik der freien Meinungsäußerung engagiert.

WEF-kritische Geister zeigten sich bereits äußerst enttäuscht über die Personalentscheidung: „Ob die ‚Elon Musk wird uns retten‘-Fanboys nun aus ihrer Hopium-Hypnose erwachen?“, twitterte etwa die Journalistin Aya Velázqeuz. Sie erinnerte daran, dass Yaccarino in den vergangenen drei Jahren als „harte Masken- und Maßnahmenfetischistin“ aufgetreten sei.

Musk ist solchen Bedenken bereits entgegengetreten. In einem gestrigen Tweet schrieb er: „Das Bekenntnis zu Open-Source-Transparenz und zur Akzeptanz eines breiten Spektrums von Standpunkten bleibt unverändert“. Auf Yaccarinos Twitter-Account findet sich Stand 11:30 Uhr (MEZ) noch keine Stellungnahme zu ihrem neuen Job.

Musk will als „Chief Technology Officer“ weitermachen

Musk hatte am 11. Mai bekannt gegeben, dass er den Posten des geschäftsführenden Generaldirektors an eine Frau abgeben wolle: „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich einen neuen CEO für X/Twitter eingestellt habe“, twitterte Musk. Den Namen seiner Nachfolgerin verriet er aber noch nicht. Als erstes Medium hatte dann das „Wall Street Journal“ den Namen Yaccarino unter Berufung auf Insider ins Spiel gebracht.

Nach Musks Tweet wird sich der Unternehmer aber nicht völlig aus der Verantwortung zurückziehen. Er kündigte an, als „Chief Technology Officer“ (CTO) und „exec chair“ weiterzumachen. Diese Begriffe aus der amerikanischen Businesswelt lassen sich am ehesten mit „Technikvorstand“ und „Beisitzer“ übersetzen. Andere Quellen sprechen vom „Exekutivdirektor und Technologiechef“. Als solcher wolle er die Produkt- und Softwareentwicklung und die Systemadministration bei Twitter beaufsichtigen.

Musks Tweet hatte Agenturmeldungen zufolge nicht nur Begeisterung in weiten Teilen der Nutzerschaft ausgelöst, sondern auch dafür gesorgt, dass der Aktienkurs seiner Automarke Tesla an der New Yorker Börse um mehr als zwei Prozent stieg.

Twitter-User hatten für neuen CEO gestimmt

Bevor der Name Yaccarino die Runde machte, hatte sich der unabhängige Tech-Experte Rob Enderle von der Enderle Group über die Bürde des Jobs geäußert: „Wen auch immer er [Musk] anheuert, um Twitter zu leiten, verdient unser Mitgefühl und unser Mitleid“, erklärte Enderle Agenturmeldungen zufolge, „der wahre Test wird sein, ob er [Musk] zur Seite treten kann, um sie ihren Job machen zu lassen.“

Musk selbst hatte sich ähnlich ausgedrückt, als er im Dezember 2022 einen Führungswechsel bei Twitter angedeutet hatte: „Ich werde als CEO zurücktreten, sobald ich jemanden finde, der töricht genug ist, den Job zu übernehmen“. Zuvor hatten sich 57,5 Prozent der Teilnehmer einer Twitter-Umfrage für Musks Rücktritt als Twitter-Chef ausgesprochen. Musk hatte das Stimmungsbild selbst abfragen lassen.

Musk und Twitter – eine aufwühlende Beziehung

Der umtriebige Tausendsassa (Tesla, SpaceX, OpenAI, PayPal) hatte den Social-Media-Riesen nach monatelangem Hickhack am 27. Oktober 2022 offiziell für 44 Milliarden Dollar (heute etwa 40 Milliarden Euro) übernommen und sogleich den bisherigen CEO Parag Agrawal entlassen. Seitdem mischt Twitter die internationale Szene der sozialen Medien kräftig auf, besonders wegen Musks liberalen Kurses in Bezug auf Redefreiheit.

Der 51-Jährige ließ kurz nach der Übernahme interne Dokumente veröffentlichen, die ein bemerkenswertes Licht auf die bisherige Zensurpolitik des Social-Media-Netzwerks warfen: Offenbar hatte Twitter dafür mit Behörden der US-Regierung zusammengearbeitet. Die Enthüllungen gingen ab Dezember 2022 als sogenannte „Twitter Files“ in die Mediengeschichte ein. Im Zuge ihrer Publikation entließ Musk das Spitzenmanagement und mehr als zwei Drittel der 7.500 Mitarbeiter.

Auch in den folgenden Monaten kam Twitter nicht aus den Schlagzeilen. Musk ließ sich immer etwas Neues einfallen, um die Plattform zum Tagesgespräch zu machen.

So führte er unter anderem ein Acht-Dollar-Bezahlabo für eine Verifizierung der Kundennamen ein oder schaltete Accounts wieder frei, die zum Teil jahrelang gesperrt waren. Manche seiner Maßnahmen trafen bei bestimmten Nutzern oder Anzeigenkunden auf wenig Gegenliebe, und manch ein Geschäftspartner verzichtete auf weitere Werbeaufträge. Ende März schätzte Musk den Wert seines Social-Media-Diensts auf nur noch 20 Milliarden Dollar, wie aus einem von mehreren US-Medien zitierten internen Dokument hervorging.

Am 12. April sorgte ein Interview Musks mit dem BBC-Reporter James Clayton für hohe Reichweiten. Clayton hatte seinen Gesprächspartner mit Vorwürfen zu angeblichen Hasskommentaren und sexistischen und rassistischen Äußerungen auf Twitter überzogen. Doch Musk drehte den Spieß um und beharrte darauf, dass der BBC-Mann Beispiele nennen solle. Dazu war Clayton offensichtlich nicht willens oder nicht in der Lage. Musk stellte fest, dass es sich wohl nicht um Hasskommentare handele, sondern lediglich um Kommentare, die Clayton hasse.

Kurz darauf zog sich Musk den Unmut „woker“ Kreise zu, indem er Gefängnisstrafen für die Geschlechtsumwandlung von Minderjährigen forderte. Außerdem legte er sich mit Teilen der Medienlandschaft an, weil diese seiner Meinung nach Fehlinformationen zu COVID-19 und Impfschäden verbreitet hätten. Parallel dazu gründete er in Nevada mit „X.AI“ ein Unternehmen, das sich mit Künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence/AI) am Markt behaupten will.

Ebenfalls noch im April 2023 nannte Musk Twitter in „X Corp“ um. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird „Twitter“ aber wohl weiter Verwendung finden.

[Mit Informationen aus Agenturen]



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