Ukraine stellt Gastransfer nach Europa teilweise ein

Trotz des seit Wochen andauernden Krieges transportiert die Ukraine bisher weiter in hohem Umfang russisches Gas in Richtung Westen. Nun aber stellt sie den Transit teilweise ein.
Ein Gasdruckmessgerät einer  Gasverdichterstation im Dorf Mryn.
Ein Gasdruckmessgerät einer Gasverdichterstation.Foto: Roman Pilipey/EPA/dpa
Epoch Times11. Mai 2022

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Die Ukraine hat mit Verweis auf die russische Besatzung einen Teil des Gas-Transits in Richtung Europa gestoppt. Die Folgen für die Versorgung in Europa und Deutschland waren zunächst unklar.

Nach Darstellung des Bundeswirtschaftsministeriums drohen Deutschland derzeit aber keine Engpässe. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet“, sagte eine Sprecherin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Der russische Staatskonzern Gazprom bestätigte am Vormittag, dass am Mittwoch nur 72 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ukraine in Richtung Westen fließen sollen. Am Vortag habe das Auftragsvolumen noch bei 95,8 Millionen Kubikmetern gelegen. Wie aus Daten des ukrainischen Netzbetreibers OGTSU hervorging, wurden für die Station Sochraniwka im östlichen Gebiet Luhansk für Mittwoch keine Aufträge mehr angenommen. Der Betrieb könne dort kriegsbedingt nicht mehr kontrolliert werden, hieß es zur Begründung in Kiew.

Die Ukrainer deuteten an, dass Russen den Betrieb von Sochraniwka sowie den der Verdichterstation Nowopskow zuletzt gestört hätten. Der Betreiber berief sich beim Teilstopp des Transits durch die Sojus-Pipeline auf einen Fall „höherer Gewalt“. Russlands Energieriese Gazprom hielt dagegen, man habe „keinerlei Bestätigungen über Umstände höherer Gewalt“ erhalten. Die Ukrainer hätten in den vergangenen Wochen ganz „ungestört“ in Sochraniwka gearbeitet.

Die nun wegfallenden Lieferungen stattdessen direkt an den Punkt Sudscha, der auf russischem Gebiet in Grenznähe zur Ukraine liegt, durchzuleiten, sei technisch nicht möglich, hieß es am Dienstagabend aus dem Moskauer Konzern. Ob eine Kompensierung über andere Routen möglich ist, wurde zunächst offen gelassen. Gazprom betonte erneut, alle seine Verpflichtungen gegenüber europäischen Kunden zu erfüllen.

Hauptroute für russisches Gas ist Nord Stream 1

Ukrainischen Angaben zufolge können nun bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag wegfallen – das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge, hieß es. Diese liegt bei 109 Millionen Kubikmetern pro Tag. Die Ukraine bezieht aus dem Transit des russischen Gases wichtige Durchleitungsgebühren. Die Hauptroute für russisches Gas nach Europa ist allerdings die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1.

Im Bundeswirtschaftsministerium hieß es weiter, „wir beobachten die Lage genau“. Erwartet wurde ein Lagebericht der Bundesnetzagentur. Der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, Timm Kehler, sagte auf Anfrage: „Wir haben die Ankündigung der ukrainischen Seite und die Antwort von Gazprom zur Kenntnis genommen.“ Jetzt müsse erst einmal beobachtet werden, „wie sich die Lastflüsse wirklich entwickeln. Erst dann können wir mögliche Auswirkungen abschätzen“.

In der nun anstehenden wärmeren Jahreszeit wird Deutschland weniger Gas verbrauchen. Allerdings müssen die Speicher für den kommenden Winter aufgefüllt werden. Ein neues Gesetz sieht Mindestfüllmengen zu bestimmten Stichtagen vor: Am 1. Oktober eines Jahres 80 Prozent, am 1. November 90 Prozent und am 1. Februar 40 Prozent. (dpa/red)



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