Ukrainisches AKW Saporischschja wieder am Netz

Ein Satellitenbild (Maxar Technologies) des Akw in Saporischschja. Kiew und Moskau beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, Europas größtes Kernkraftwerk zu beschießen.
Ein Satellitenbild (Maxar Technologies) des AKW in Saporischschja.Foto: -/Maxar Technologies/AP/dpa
Epoch Times26. August 2022

Das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach einem Tag Unterbrechung wieder ans Stromnetz angeschlossen. Einer der gestoppten Reaktorblöcke sei wieder am Netz und „die Kapazität wird erhöht“, teilte die staatliche Betreibergesellschaft Energoatom am Freitag mit. Laut Kiew war das AKW infolge russischer Angriffe zuvor erstmals in seiner Geschichte vollständig vom Stromnetz getrennt worden.

Das Kraftwerk sei seit 14:04 Uhr Ortszeit (13.04 Uhr MESZ) „wieder ans Netz angeschlossen“ und produziere wieder „Strom für den ukrainischen Bedarf“, erklärte Energoatom.

Als Ursache für die Trennung vom Netz hatte Energoatom „Handlungen der Invasoren“ genannt. Durch Brände in Aschegruben in dem angrenzenden Wärmekraftwerk sei die letzte noch verbliebene Anschlussleitung zwischen dem AKW und dem ukrainischen Stromnetz unterbrochen worden. Drei weitere Leitungen seien bereits zuvor „durch terroristische Angriffe“ der russischen Seite beschädigt worden. Die Stromversorgung des AKW selbst war demnach über das Wärmekraftwerk weiterhin gewährleistet.

Angst vor Atomkatastrophe

In den vergangenen Wochen war die Gegend des AKW Saporischschja wiederholt beschossen worden, wofür sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich machten. Der Beschuss weckte die Sorge, dass es in Saporischschja zu einer ähnlichen Atomkatastrophe kommen könnte wie 1986 im ukrainischen Tschernobyl. Die Anlage in Saporischschja ist mit sechs Reaktoren das größte AKW Europas.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Donnerstagabend, Ursache für die Trennung vom Netz sei ein russischer Angriff auf die letzte aktive Stromleitung zwischen AKW und Stromnetz. Russland habe die Ukrainer, ebenso wie alle Europäer, „an die Schwelle einer nuklearen Katastrophe gebracht“, sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte zuvor erklärt, die Situation am AKW sei „höchst volatil“ und unterstreiche „das sehr reale Risiko einer Atomkatastrophe“. „Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren“, sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi. Er wolle „in den nächsten Tagen persönlich eine IAEA-Mission in der Atomanlage leiten“.

Inspektion in kommender Woche

Lana Serkal, Beraterin des ukrainischen Energieministers, sagte, die Inspektion sei in der kommenden Woche geplant. Nun gehe es um die Frage, „wie wir dort hinkommen“. In einem Interview mit dem Sender NW zeigte sie sich jedoch skeptisch, ob die Mission stattfinden werde – trotz der Zustimmung Moskaus. „Sie schaffen künstlich alle Bedingungen, damit die Mission nicht die Anlage erreicht“, sagte sie mit Blick auf Russland.

Das AKW befindet sich nicht weit von der im Jahr 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim entfernt. Energoatom vermutet deshalb, dass Russland Saporischschja an das Stromnetz der Krim anschließen will.

Die US-Regierung warnte Moskau am Donnerstag vor jeglichen Versuchen, in Saporischschja erzeugten Strom in „besetzte Gebiete“ umzulenken. Dieser Strom gehöre „rechtmäßig der Ukraine“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. US-Präsident Joe Biden appellierte während eines Telefonats mit Selenskyj an Kreml-Chef Wladimir Putin, die russischen Truppen aus dem AKW abzuziehen und IAEA-Inspektionen der Anlage zuzulassen.

Die Ukraine wirft Russland auch vor, schwere Waffen auf dem AKW-Gelände zu lagern und dieses als Basis für Angriffe auf ukrainische Stellungen zu nutzen. Moskau bestreitet dies und versichert, die in der Nuklearanlage stationierten Soldaten seien lediglich für die Absicherung des AKW zuständig.

Vor dem Krieg hatte die Anlage etwa ein Fünftel des ukrainischen Stroms erzeugt. Das AKW wurde von den russischen Truppen im März, nur wenige Tage nach Kriegsbeginn eingenommen. (afp/mf)



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