USA wollen weltweite Führungsmacht beim Wasserstoff werden

Die USA wollen sich auch beim Wasserstoff als weltweite Energie-Großmacht etablieren. Helfen sollen dabei Innovationskraft, Pragmatismus und Subventionen.
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Wasserstoff-Erzeugungspipeline. Symbolbild.Foto: iStock
Von 12. Januar 2023

Im Laufe der 2010er-Jahre waren die USA zu einem der weltweit führenden Exporteure von LNG und Erdöl aufgestiegen. Nun hat sich auch eine parteiübergreifende Koalition gebildet, deren Ambition es ist, den Wasserstoff als Energieträger der Zukunft zu forcieren. Auf diese Weise will man zum einen vom industriellen Wandel abgehängte Regionen wiederbeleben. Zum anderen soll es darum gehen, weltweit die Führung in der Brennstoffzellentechnologie zu übernehmen.

Wasserstoff soll alte Kodak-Metropole Rochester wiederbeleben

Einer der Hoffnungsträger in diesem Bereich ist jetzt schon das Unternehmen Plug Power. In Rochester, im Staat New York beheimatet, hat man nicht nur einige Hallen und Maschinen aus den alten Kodak-Beständen übernommen. Eine Gigafactory soll in der traditionsreichen Industriestadt auch wieder Arbeit und Wohlstand bringen. In ihr sollen Brennstoffzellen und Elektrolyseure entstehen.

Für die Regierung von Präsident Joe Biden ist der Ausbau der Wasserstofftechnologie ein Prestigeprojekt. Sie hat sich den Umbau der Wirtschaft zur CO₂-Neutralität auf die Fahnen geschrieben – im Unterschied zu Europa ist dieser Weg jedoch von weniger Dogmatismus und Ideologie geprägt.

Während die Debatten in der EU um grünen oder blauen Wasserstoff kreisen oder darüber, wie stark der Staat den Markt begradigen soll, setzen die Amerikaner auf Technologieneutralität. Unter dem Banner des „Inflation Reduction Acts“ können Projekte auf üppige Förderungen und Steuergutschriften hoffen.

Bundesstaaten handeln „technologieagnostisch“ und setzen CCS ein

Allein für Vorhaben im Bereich Wasserstoff sind 9,5 Milliarden US-Dollar an Förderungsvolumen vorgesehen. Entscheidend ist dabei nicht die Art der Gewinnung, sondern die CO₂-Neutralität der Produktion.

Wie das „Handelsblatt“ schildert, bedeutet das auch Fördermittel für sogenannten blauen Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. Das bei der Produktion anfallende CO₂ sei lediglich abzuscheiden und einzuspeichern. Die dazu erforderliche CCS-Technologie galt beispielsweise in Deutschland bis vor kurzem noch als Feindbild der Grünen.

New Mexicos Umweltminister James Kenney bekennt sich gegenüber dem Blatt zum „technologieagnostischen“ Vorgehen. Gemeinsam mit den Nachbarstaaten Colorado, Utah und Wyoming will man einen „sauberen Wasserstoff-Hub“ aufbauen. Dabei sei die Grundüberlegung einfach:

Ist grüner Wasserstoff gut, blauer Wasserstoff böse? Diese Debatte interessiert uns nicht. Wir haben nur ein Ziel: sauberen Wasserstoff. Wir fragen uns bei jedem Projekt: Welches Produktionsverfahren verursacht die geringsten CO₂-Emissionen?“

Wasserstoff über Parteigrenzen hinweg ein Anliegen

Die USA profitieren dabei auch von zahlreichen großen Flächen, die bereitstehen, und von niedrigen Energiepreisen, mit denen Europa nicht mithalten kann. Die Förderung der Wasserstofftechnologie ist in den USA längst ein über alle politischen Lager gutgeheißenes Anliegen. Das konservative Texas fördert Wasserstoff ebenso wie demokratisch regierte Bundesstaaten.

Auch der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham gilt als Unterstützer der Brennstoffzellen. Ihm geht es neben einer „saubereren und sichereren Welt“ auch um die Führungsrolle der USA. Mag Europa aufgrund eines ideologischen Umgangs mit der Thematik bis auf Weiteres kein ernstzunehmender Konkurrent auf dem Weltmarkt sein: Der Ferne Osten ist es jetzt schon, und vor allem China schläft nicht.

In den USA gilt das Sowohl-als-auch anstelle des Entweder-oder nicht nur bezüglich der Nutzung fossiler und erneuerbarer Energien. Man nimmt dort auch Batterie und Brennstoffzelle nicht als einander ausschließende Technologien wahr, von denen man eine auswählen müsse.

Plug Power profitiert beispielsweise davon, dass General Motors vor seiner Insolvenz bereits Pionierarbeit im Bereich der Brennstoffzelle geleistet habe. Nach Ende des Insolvenzverfahrens gingen die verbleibenden Mittel in die Entwicklung von Elektroautos.

Chancen für deutsche Zulieferer im Bereich der Elektrolyse

Die USA stecken, um ihren Anspruch auf Führung im Bereich Wasserstoff zu unterstreichen, auch umfangreiche Fördergelder in die Forschung. In New Mexico steht eines von 17 National Labs, in denen die US-Regierung an der Entwicklung und Verbesserung der Brennstoffzelle forschen lässt.

Allein diese Einrichtung nahe Los Alamos kommt auf ein Jahresbudget von 2,2 Milliarden US-Dollar – bei 12.700 Mitarbeitern und 1.600 Studenten. Patente, die das Lab entwickelt, lizenziert es an US-amerikanische Unternehmen und es geht Forschungskooperationen ein. Bislang haben davon beispielsweise Hersteller von Lkw für den Wasserstofftransport, von mobilen Produktionsanlagen oder von Beschichtungspulver für Zellmembranen profitiert.

Ab Mai 2023 sollen vier geförderte Wasserstoff-Cluster im Rahmen eines Förderprogramms des Energieministeriums (DOE) entstehen. Um die Mitwirkung bewerben sich der deutschen Außenwirtschaftsförderungsagentur GTAI zufolge die Staaten West Virginia, Mississippi, Louisiana, Pennsylvania, New Mexico und Georgia.

Die Gesamtförderungssumme beträgt acht Milliarden US-Dollar. Die GTAI sieht aus der Bildung der Cluster heraus auch Chancen für deutsche Lieferanten von Wasserstofftechnologien. Diese lägen insbesondere im Bereich der Elektrolyse.

Die US-Einfuhren von Wasserstofftechnologien aus Deutschland waren 2021 um 60 Prozent auf etwa 5,4 Millionen US-Dollar gestiegen. Das teilte die U.S. International Trade Commission im Frühjahr des Vorjahres mit.



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