Verbreitung von Hamas-Propaganda? Medien geraten unter Druck

Die selbst ernannten „Qualitätsmedien“ sind unter Druck geraten, nachdem sie eine Meldung aus dem Umfeld der Hamas über einen israelischen Angriff auf ein Krankenhaus weitestgehend ungeprüft verbreiteten.
Nach einer Explosion vor dem Ahli Arab Krankenhaus in der Stadt Gaza, sieht man Habseligkeiten der Menschen verteilt auf dem Boden liegen.
Nach einer Explosion vor dem Ahli-Arab-Krankenhaus in der Stadt Gaza, sieht man Habseligkeiten der Menschen verteilt auf dem Boden liegen.Foto: Mohammad Abu Elsebah/dpa
Von 21. Oktober 2023

Zwei Wochen ist es her, dass die Terrororganisation Hamas den Staat Israel angegriffen hat. Wie in jedem Krieg gibt es neben den tatsächlichen Kampfhandlungen vor Ort immer auch einen Informationskrieg. Zwischen diesen Fronten geraten Journalisten mitunter recht schnell. Das erlebten gerade verschiedene Medien, die sich selbst gern als „Qualitätsmedien“ bezeichnen. Was war passiert?

Am Dienstag meldete das Gesundheitsministerium in Gaza einen israelischen Luftangriff auf das Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt. 500 Menschen seien bei diesem Angriff ums Leben gekommen. Auch der Zivilschutz in Gaza meldete den israelischen Angriff, sprachen allerdings von 300 Toten. Sowohl das Gesundheitsministerium als auch der Zivilschutz in Gaza unterstehen der Hamas.

Daraufhin verbreiten die „Tagesschau“ und die „Tagesthemen“ die Meldung. Andere Medien sprangen schnell auf und meldeten ebenfalls den vermeintlichen israelischen Angriff. Zuständig bei der ARD war für die Meldung die Redaktion von „ARD-aktuell“ in Hamburg. Dort arbeiten nach eigenen Angaben 150 Redakteure.

In Deutschland kam es nach dieser Meldung zu Demonstrationen in verschiedenen Städten. In Berlin kam es sogar zu Ausschreitungen.

Israelische Armee veröffentlicht Videos und Tonmitschnitt

Noch am Dienstagabend veröffentlichte die israelische Armee ein Video, auf dem zum Zeitpunkt der Explosion ein missglückter Raketenstart zu sehen sein soll. Am Mittwoch folgten dann Luftaufnahmen des Areals um das Al-Ahli-Krankenhaus. Darauf sind die Gebäude des Krankenhauses sowie ein Parkplatz mit verschiedenen ausgebrannten Autos zu sehen. Erkennbar ist auch der Ort vor und nach dem Angriff. Die israelische Armee wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass kein Einschlagkrater zu sehen sei, der normalerweise bei israelischen Angriffen sichtbar ist. Auch wirkten die umstehenden Häuser weitgehend intakt. Erste Zweifel werden laut.

Die Armee veröffentlicht wenig später eine Audiodatei eines vermutlich abgehörten Telefonats. Zwei als Hamas-Agenten bezeichnete Stimmen sprechen dort über den Vorfall. Der Einschlag sei auf eine Rakete der Terrormiliz Islamischer Dschihad zurückzuführen, sagt einer der Männer. Darauf würden Schrapnellstücke hinweisen. Die Rakete sei von einem Friedhof hinter dem Krankenhaus abgeschossen worden. Ob die Aufnahme authentisch ist, lies sich am Mittwoch auf die Schnelle nicht verifizieren.

Allerdings wies die israelische Armee darauf hin, dass es Einschläge fehlgeleiteter Raketen in der Vergangenheit immer wieder gegeben habe. Rund 450 palästinensische Raketen seien allein seit Beginn des aktuellen Krieges am 7. Oktober innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen.

Nationaler Sicherheitsrat der USA sieht schnell Anzeichen für Israels Unschuld

Schon am Mittwoch sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson: „Während wir weiterhin Informationen sammeln, ist unsere aktuelle Einschätzung, die auf der Analyse von Luftaufnahmen, Aufnahmen und öffentlich zugänglichen Informationen basiert, dass Israel nicht für die gestrige Explosion im Krankenhaus in Gaza verantwortlich ist.“

Inzwischen scheint sich die Version einer fehlgeleiteten Rakete vom Islamischen Dschihad immer mehr zu bestätigen. Am Freitagmittag bestätigten sowohl der israelische als auch der US-amerikanische Geheimdienst die Theorie einer fehlgeleiteten Rakete der Terrormiliz. Die Zahl der Todesopfer soll nach den Geheimdiensterkenntnissen zwischen 100 und 300 liegen. Am Samstagmorgen berichtete der französische Fernsehsender „France24“ ebenfalls über die fehlgeleitete islamistische Rakete. Der Sender beruft sich dabei auf Militärkreise in der EU.

Auch wenn Informationen von Geheimdiensten und EU-Militärs keine absolute Sicherheit über den tatsächlichen Hergang geben können, bleibt am Ende die Frage: Warum sind Medien so willfährig auf eine Meldung der Hamas aufgesprungen? Übrigens nicht nur in Deutschland.

Auch in den USA springen Medien auf Hamas-Propaganda auf

In den USA waren es auch große Medien wie zum Beispiel BBC, „The New York Times“ oder CNN, die ungeprüft die Hamas-Meldung übernahmen. Wie die US-Ausgabe der Epoch Times berichtet, hatte zum Beispiel der Fernsehsender BBC in seiner Berichterstattung darauf hingewiesen, dass die Meldung nicht verifiziert werden konnte, aber vermutlich Israel den Angriff zu verantworten hat.

Nachdem es viel Kritik an der einseitigen Berichterstattung des britischen Fernsehsenders gab, verteidigte der Sender seine Berichterstattung auf seiner Korrekturseite. „Wir akzeptieren, dass es selbst in dieser schnelllebigen Situation falsch war, auf diese Weise zu spekulieren, obwohl er zu keinem Zeitpunkt berichtete, dass es sich um einen israelischen Angriff handelte“, sagte die BBC.

In Deutschland wird heftige Kritik an Berichterstattung laut

In Deutschland wird indes auch Kritik an der Berichterstattung laut. So hat Andrea Kiewel, die Moderatorin des ZDF-Fernsehgartens, die ARD-„Tagesschau“ für die Verbreitung von Hamas-Propaganda scharf kritisiert. In der „Jüdischen Allgemeinen“  veröffentlichte Kiewel einen Gastbeitrag mit dem Titel: „Liebe Tagesschau-Kollegen, fallt nicht auf die Propaganda der Hamas herein!“

„WIE, um alles in der Welt, kann die Redaktion der wichtigsten und bekanntesten Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen die Propaganda von Terroristen als Quelle verwenden?“, schrieb Kiewel in dem Beitrag weiter. Und sie fügte hinzu: „WIE, um alles in der Welt, kann überhaupt jemand auch nur einen Buchstaben aus dem Mund einer bestialischen Terrororganisation als bare Münze nehmen?“

Das Wort „Kollegen“ könne sie in diesem Zusammenhang nicht verwenden. Dabei sei sie eine „glühende Verfechterin der Notwendigkeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens“, so die Moderatorin. Kiewel lebt selbst in Tel Aviv und war auch während des Angriffs der Hamas am 7. Oktober in Israel.

Niemandem wolle sie böse Absichten oder Naivität unterstellen. Bei der „Tagesschau“ und den „Tagesthemen“ arbeite die „Crème de la Crème der politischen Journalisten“. Wenn dem so sei, dann sollten sich die Redakteure „ein für alle mal Folgendes hinter die Ohren, in die Handinnenflächen schreiben und Post-its mit genau folgendem Satz an die Computerbildschirme kleben: ‚Terroristen, Schlächter, Mörder, Bestien, Geiselnehmer sind keine Quelle. Niemals!‘“

„Das ist keine Bitte. Das ist eine Haltung. Ein Credo. Genau darum geht es jetzt. JETZT!“, beendete Kiewel ihren Gastbeitrag.

Christian Mölling, Vize-Chef des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, fragte etwa auf X (ehemals Twitter): „Sorry Tagesschau, haben Sie jeden Kompass verloren? War ne rhetorische Frage. Nachrichten hinter der Entwicklung? Ich habe keine Worte“

Sorry @tagesschau haben Sie jeden Kompass verloren?

War ne rhetorische Frage

Nachrichten hinter der Entwicklung?

Ich habe keine Worte

pic.twitter.com/JgC5eSazYg

— Christian Mölling (@Ce_Moll) October 18, 2023

Faktenlage war klarer als „Tagesschau“ zugibt

Auf Anfrage der „Bild“ erklärte die „Tagesschau“ ihre Meldung vom Mittwoch so: „Es gab am Mittwochabend keine neutralen und überprüfbaren Angaben dazu, wer der Urheber der Explosion am Krankenhaus in Gaza war und wie viele Opfer es gab.“ Man habe „die widersprüchlichen Darstellungen seitens der Hamas und von israelischer Seite abgebildet und zugleich deutlich gemacht, dass die israelischen Angaben plausibler erscheinen“. Die Zahl der Toten konnte „von unabhängiger Seite nicht verifiziert werden“.

Allerdings erschien Stunden vor der Abendausgabe der „Tagesschau“ im „Faktenfinder“ der Nachrichtensendung ein Bericht mit der Überschrift „Was für die Version der israelischen Armee spricht“. Experten legten in diesem Beitrag nahe, dass die Version Israels zutreffen könnte. Es seien „Zweifel an der Version der militant-islamistischen Hamas angebracht“.

Anders als der Sprecher der „Tagesschau“ wenig später sagt, ist die Faktenlage zu dem nicht so „unklar“ gewesen wie behauptet. Es gab also keinen Grund, die Hamas-Zahlen so ungeprüft zu übernehmen.



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