Wochenrückblick: BMW baut in Oxford – neue Verbrenner – und China fördert in Europa Gold

Das „Venedig-Ticket“ – eine Farce? Wie viel kostet die Security in Berlins Schwimmbädern? Und jeder dritte Europäer hat nicht genug Geld für medizinische Behandlungen. Ein unvollständiger Rückblick auf Nachrichten dieser Woche in Kurzmeldungen.
Titelbild
Ein Loch in einer Panzerglasscheibe, das durch eine 6,5-mm-Creedmoor-Patrone mit 200 Körnern des Hersteller „German Sport Guns” entstanden ist – am ersten Tag der Messe Defence and Security Equipment International (DSEI) im ExCel am 12. September 2023 in London, England. Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Messe treffen sich Waffeneinkäufer und -händler aus aller Welt.Foto: Leon Neal/Getty Images
Von 16. September 2023

Rund 12 Prozent mehr Geld

Die monatliche Leistung des Bürgergelds steigt zum 1. Januar 2024 um durchschnittlich 12 Prozent. Das Bundeskabinett billigte in dieser Woche die Entscheidung. Der Regelsatz eines alleinlebenden Erwachsenen erhöht sich von 502 auf 563 Euro. Mit Partnern zusammenlebende Erwachsene erhalten künftig jeweils 506 Euro. Auch das Geld für Kinder wird angepasst. Das Geld fließt an rund 5 Millionen Empfänger. Während sich die einen auf mehr Geld freuen, fragen sich die anderen, ob es sich noch lohnt zu arbeiten. Ein Vergleich: Eine Familie (Eltern empfangen Bürgergeld) mit Kind (unter fünf Jahren) erhält mit der Erhöhung des Bürgergeldes künftig nicht mehr 2.050 Euro, sondern 2.296 Euro. Auch die Warmmiete wird vom Staat übernommen. Der durchschnittliche monatliche Nettolohn für Arbeitnehmer lag laut Statista im Jahr 2022 bei ungefähr 2.245 Euro. Davon müssen noch Wohnkosten bezahlt werden.

Deutschlandticket gegen Führerschein

Einige deutsche Kommunen und Städte bieten ihren Bürgern an, den Führerschein gegen ein Deutschlandticket einzutauschen. Die Angebote sind unterschiedlich, für den Führerscheinverzicht erhält man beispielsweise in Dortmund das Ticket zwei Monate kostenlos, in Bonn sechs Monate, in Lübeck oder dem Ennepe-Ruhr-Kreis ein Jahr. Der Führerschein ist jedoch dauerhaft weg – juristisch sei die Rückgabe als Verzicht zu werten, erklärt Verkehrsrechts-Anwalt Sascha von Eicken in der „Welt“. Wer dann wieder einen Führerschein will, muss alle Fahrstunden und Prüfungen wiederholen.

Der „goldene Blob“

US-Wissenschaftler haben auf dem Meeresgrund des Pazifiks vor Alaska ein mysteriöses rundes Objekt entdeckt, von dem niemand weiß, was es ist. Das goldglänzende Objekt hat einen Durchmesser von über zehn Zentimetern und einen kleinen Riss an der Basis. Meeresforscher, die ein ferngesteuertes Vermessungsfahrzeug nutzten, entdeckten es in 3.300 Metern Tiefe an einem Felsen im Golf von Alaska. „Als die Kameras heranzoomten, rätselten die Wissenschaftler, ob es sich vielleicht um einen toten Schwamm, eine Koralle oder die Hülle eines Eis handeln könnte“, erklärte die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Der Fund werde seitdem als „goldene Kugel“ oder „goldenes Ei“ bezeichnet“, so die Behörde. Auch nach der Bergung heißt es: „wir sind immer noch nicht in der Lage, sie zu identifizieren“, sagt NOAA-Koordinator Sam Candio. Sicher sei nur, dass der Fund „biologischen Ursprungs“ ist.

Bergung des „goldenen Blob“ mit Greifer und Sauger des ferngesteuerten Tiefseeroboters. Foto: NOAA Ocean Exploration

Das „Venedig-Ticket“: 5 Euro Eintritt

„Overtourism“, ins Extrem gesteigerter Massentourismus, plagt Venedig. Ab 2024 sollen Besucher, die nur ein paar Stunden in der Lagunenstadt bleiben, fünf Euro Eintritt bezahlen. Die Gebühr fällt zunächst an 30 Tagen im Jahr wie zum Karneval oder Ostern an – bei Strafen von 50 bis 300 Euro. Der Contributo d’Accesso (deutsch: Zugangsgebühr) ist in Venedig umstritten. Angeblich sollen die Einnahmen, geschätzt sechs Millionen Euro, zum Erhalt Venedigs dienen. Fachleute und mehrere Bürgerinitiativen nehmen der Kommune jedoch nicht ab, dass die Gebühr ernst gemeint ist. Laut der Zeitung „Corriere della Sera“ reichen die erwarteten Einnahmen gerade aus, um die nötige Infrastruktur und die Kontrollen zu finanzieren. Möglicherweise hängt der jetzige Beschluss mit der UNESCO zusammen. Diese berät derzeit, ob Venedig auf die Rote Liste des „bedrohten Weltkulturerbes“ gesetzt wird. Das brächte Venedig in eine Liga mit Kriegsgebieten wie die Altstädte von Damaskus und Aleppo (Syrien) – was die Kommune unbedingt verhindern will.

Geld für Security

Im Juli hat das Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg die Rekordsumme von 91.000 Euro für den Wachdienst ausgegeben. Für das Sicherheitspersonal sind das durchschnittlich 3.000 Euro pro Tag, wie der Berliner Senat auf eine AfD-Anfrage antwortete. Im Freibad Pankow wurden dafür in einem Monat rund 65.000 Euro ausgegeben, im Sommerbad Neukölln rund 50.000 Euro. Die Bäder-Betriebe Berlin erwarten für die laufende Saison Ausgaben von zwei Millionen Euro für den Wachdienst – in früheren Jahren waren es 1,5 Millionen Euro im Gesamtjahr.

Mehr Luchse in Hessen

In Hessen wurden mehr Luchse gesichtet als im vergangenen Jahr. Zwischen Mai 2022 und Mai 2023 gab es 76 Hinweise auf Luchse, im Vorjahreszeitraum 2021/2022 waren es 42. Erstmals gelang ein sicherer Nachweis von Luchsen im Rheingau. Im Reinhardswald entdeckte man zudem eine Luchsin mit vier Jungen, die höchstwahrscheinlich in Hessen zur Welt kamen.

Vegetarisches Einheitsmenü

In den städtischen Grundschulen und in Kitas Freiburgs gibt es ab dem 11. September nur noch ein vegetarisches Einheitsmenü. So hat es der Gemeinderat der Schwarzwaldmetropole im Oktober 2022 mit grün-linker Mehrheit beschlossen. Zudem werden die Preise für Schulessen schrittweise erhöht. Die Schulverpflegung wurde von der Kommune neu ausgeschrieben. Dabei arbeitet die Stadt mit drei Caterern zusammen, die Essen anliefern. „Um die Caterer vorzubereiten, haben wir sie mit speziellen Workshops und Coaching-Angeboten zum Thema ‚Vegetarische Speiseangebote‘ unterstützt“, erklärt ein Sprecher der Stadt. Bisher gab es für die Kinder zwei Essensvarianten, auch Fleisch und Fisch. Das vegetarische Einheitsmenü löste 2022 überregional eine Kontroverse über richtige Kinderernährung aus. Das Stuttgarter Agrarministerium ging damals deutlich auf Distanz. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehöre auch Fleisch – so das damalige Credo des Ministeriums von Ressortchef Peter Hauk (CDU).

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Ein Ziegenverkäufer treibt sein Vieh durch die Straßen von Addis Abeba. In Äthiopien wird das Neujahrsfest gefeiert. Das ostafrikanische Land folgt dem östlich-orthodoxen Kalender und feiert „Enkutatash“ am 11. September. Traditionell werden je nach Geldbeutel Schafe, Ziegen oder Ochsen geschlachtet. Foto: —/AP/dpa

Europa muss mehr zahlen als China

Europa und die Türkei müssen laut Zahlen der russischen Regierung pro 1.000 Kubikmeter Gas 501,6 US-Dollar zahlen. China hingegen zahle aktuell nur 297,3 Dollar, berichtet „Reuters“ unter Berufung auf ein internes Dokument der Regierung in Moskau. Der Preis für russisches Gas wurde seit Beginn der Lieferungen im Jahr 2019 weder vom Kreml noch von Gazprom veröffentlicht. Analysten vermuten seit Langem, dass die Preise für China deutlich besser sind als die für Europa. Dem Dokument zufolge erwartet der Kreml, dass die Preise für China weiter fallen. Im Jahr 2022 soll der Preis für die Türkei und Europa bei 983,8 US-Dollar gelegen haben.

13,8 Prozent mehr Insolvenzen

Die Zahl der beantragten Firmeninsolvenzen in Deutschland stieg im August 2023 um 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das sind weniger als im Juli 2023, in jenem Monat gab es 23,8 Prozent mehr Regelinsolvenzen als im Juli 2022, so das Statistische Bundesamt. Im 1. Halbjahr 2023 meldeten die deutschen Amtsgerichte insgesamt 8.571 beantragte Unternehmensinsolvenzen (+20,5 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2022). Die Forderungen der Gläubiger aus diesen Insolvenzen betragen rund 13,9 Milliarden Euro, im 1. Halbjahr 2022 waren rund 8,2 Milliarden Euro offen. Am häufigsten betroffen waren die Branchen Verkehr und Lager, dann folgen die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wie beispielsweise Zeitarbeitsfirmen. Die Daten sind vorläufig und beziehen sich nur auf die Geschäftsaufgaben, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten. Sie gehen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen hat im ersten Halbjahr 2023 leicht abgenommen (um 1,9 Prozent) und liegt bei 33.140.

Magere Rente

Von den derzeit rund 22 Millionen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland erhalten nach jetzigem Stand etwa 9,3 Millionen im Alter eine monatliche Rente von weniger als 1.500 Euro. Um auf Altersbezüge von 1.500 Euro zu kommen, müssen Beschäftigte aktuell bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden 45 Jahre lang gearbeitet und rechnerisch einen Stundenlohn von 20,78 Euro erreicht haben, hießt es in der Regierungsantwort. Das entspreche einem Bruttomonatslohn von 3.602 Euro. Für eine Rente von 1.200 Euro wäre demnach ein Stundenlohn von 16,62 Euro (40h/45 Jahre) notwendig, was einem Bruttomonatslohn von 2.882 Euro entspricht.

Bremser ist Deutschland

Die Europäische Kommission hat ihre Konjunkturaussichten für die Eurozone deutlich nach unten korrigiert. Sie rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent in den 20 Euro-Ländern, wie aus der Sommerprognose hervorgeht. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr vorhergesagt. Bremser ist Deutschland, das Brüssel mit minus 0,4 Prozent in der Rezession sieht. Die Brüsseler Behörde ging noch im Mai von einem Eurozonen-Wachstum von 1,1 Prozent für das laufende Jahr aus und von einem Anstieg des deutschen BIP um 0,2 Prozent. Insbesondere der schwächelnde Konsum zeige, „dass die hohen und weiter steigenden Verbraucherpreise für die meisten Waren und Dienstleistungen einen höheren Tribut fordern als in der Frühjahrsprognose erwartet.“

BMW baut in Oxford neue Verbrenner

Der Münchener Autohersteller BMW kündigte Investitionen in Höhe von 700 Millionen Euro im Werk seiner Marke Mini im englischen Oxford an. Das Geld werde für den Umbau der Lieferketten hin zur Produktion von Elektrofahrzeugen verwendet, so die britische Regierung. London hat dem Auto-Konzern finanzielle Unterstützung in Höhe mehrerer zehn Millionen Euro in Aussicht gestellt. Nach Angaben von BMW sollen in Oxford ab 2026 die neuen E-Modelle Mini Cooper 3-door und Mini Aceman gebaut werden. Bis 2030 sollen alle neuen Minis elektrisch sein. 2022 teilte BMW allerdings mit, dass es die meisten seiner E-Autos in China bauen lässt. Auch die Produktion des Mini Cooper 3-door und des Mini Aceman starte zuerst im neuen Werk in Zhangjiagang, in der chinesischen Provinz Jiangsu. „Die Exporte beginnen im Frühjahr 2024.“ Zunächst werde im kommenden Jahr in Oxford aber mit der Produktion zweier neuer Modelle mit Verbrenner-Motor begonnen, so der Konzern.

Im Gotthard-Straßentunnel in der Schweiz ist ein Riss in der Tunneldecke entdeckt worden. Die Verbindung zwischen der Zentralschweiz und dem südlichen Kanton Tessin bleibe bis auf Weiteres für den Verkehr gesperrt, teilte das Bundesamt für Straßen mit.

Im Gotthard-Straßentunnel in der Schweiz ist ein 25-Meter langer Riss in der Tunneldecke entdeckt worden. Es wird berichtet, dass sich nahe dem nördlichen Tunnelportal Betonteile gelöst hätten und auf die Fahrbahn gefallen seien. Die Verbindung zwischen der Zentralschweiz und dem südlichen Kanton Tessin bleibe bis auf Weiteres für den Verkehr gesperrt, teilte das Bundesamt für Straßen mit. Foto: Urs Flueeler/KEYSTONE/dpa

Europäisches Kupfer und Gold für China

China will 3,5 Milliarden Euro in eine Kupfer- und Goldmine im Osten Serbiens investieren. Der chinesische Staatskonzern Zijin Mining, der bereits 2018 eine Mehrheitsbeteiligung an der Mine in der Stadt Bor kaufte, wird dafür weiteres Geld zur Verfügung stellen. „Serbien wird sich den größten Kupfer- und Goldproduzenten Europas anschließen, aber auch Möglichkeiten für neue Investitionen schaffen“, erklärte Serbiens Bergbauministerin Dubravka Djedovic Handanovic. Das staatliche serbische Bergbauunternehmen war bis in die 1990er eine wichtige Säule der Industrie des ehemaligen Jugoslawien. Peking hat bereits in den vergangenen Jahren massiv in Serbien und den benachbarten Balkanländern investiert.

„Deutschlandticket“, exportiert

Der französische Präsident Macron kündigte an, ein Bahnticket nach deutschem Vorbild zum Preis von 49 Euro zu befürworten – als mögliches Mittel zur Bekämpfung der globalen Erwärmung und der Inflation. Verkehrsminister Clément Beaune sprach sich daraufhin ebenfalls für ein dem Deutschlandticket ähnelndes Bahnticket aus. Es soll Franzosen ermutigen, die Züge zu benutzen, die als zu teuer gelten. Das betrifft die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge, die derzeit „für viele Familien zu teuer“ seien. Den Pass könne man mit dem öffentlichen Nahverkehr in Großstädten kombinieren, so der Minister. Gelten soll das Ticket zu „etwa 49 Euro pro Monat“ vermutlich „ab dem nächsten Sommer“.

Jeder dritte Europäer

Aus finanziellen Gründen verzichten Millionen Europäer auf lebenswichtige Güter wie Lebensmittel und Gesundheitsversorgung. Fast jeder dritte Europäer – 29 Prozent – gibt an, in prekären Verhältnissen zu leben. Das ergab eine Umfrage von Ipsos und der französischen Wohlfahrtsorganisation Secours Populaire. Die Befragten kommen aus Frankreich, Griechenland, Moldawien, das Vereinigte Königreich, Portugal, Rumänien, Serbien, Italien, Polen und Deutschland. Mehr als jeder Dritte gab an, aus finanziellen Gründen auf medizinische Versorgung verzichtet zu haben. Bei den Rumänen, Serben und Polen waren es je 41 Prozent, bei den Briten 22 und in Deutschland 21 Prozent. Schwierig ist die Lage in Griechenland und Moldawien. 60 Prozent der Griechen und 70 Prozent der Moldawier sind für ihre Bedürfnisse darauf angewiesen, dass Freunde ihnen Geld leihen oder geben. 58 Prozent der Franzosen befürchten, kurzfristig in die Armut abzurutschen, und 45 Prozent finden es schwierig, bestimmte medizinische Behandlungen zu bezahlen.

 



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