Wochenrückblick: Die Sonne dimmen, Rollkoffer verboten und Rosenöl – eine Chemikalie?

Die Zahl der Aufträge im Maschinenbau stürzt ab. Eine Infektionskrankheit ist meldepflichtig. Und das Aus für die Vier-Tage-Woche kam in einer Verwaltung „von oben“. Wie schade für die Angestellten. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen dieser Woche.
Titelbild
Sommer, Sonne, Faulenzen: Ein Erdmännchen in seinem Gehege im Tiergarten Schönbrunn in Wien, Österreich, am 4. Juli 2023.Foto: Estella Berger/APA/AFP via Getty Images
Von 8. Juli 2023

Bulgarien gewinnt gegen EU

14.000 Euro das Kilogramm und Grundlage für viele Parfums und Eaux de Toilette. Die Europäische Kommission wollte jüngst Rosenöl als Chemikalie kennzeichnen, die potenzielle Gesundheitsrisiken birgt – als einen chemischen Stoff mit ätherischen Ölen, der Allergene enthalten könnte. Bulgariens Premierminister Nikolaj Denkow, seinerseits Professor für Physikalische Chemie, intervenierte bei Ursula von der Leyen persönlich. Er wies auf einen falschen Ansatz der EU hin: „Denn wenn wir diskutieren, ob etwas schädlich ist, müssen wir nicht nur die Substanz, sondern auch die Konzentration betrachten.“ Das Wort „Konzentration“ erscheine nicht im Text, der vorgelegt wurde. Seine Einwände wurden akzeptiert, Rosenöl hat zumindest erstmal Zeit gegen die EU gewonnen. In vier Jahren sollen neue Analysen vorgelegt werden. Bulgarien führt mit 60 Prozent Anteil den Weltmarkt für Rosenöl an, seine Herstellungsmethode basiert auf 400 Jahre alten Traditionen.

Fast eine Million Asylanträge

996.000 Asylanträge registrierten die Behörden der EU-Staaten im vergangenen Jahr. Das sind so viele wie seit 2016 nicht mehr; in jenem Jahr der Migrationskrise kamen 1,2 Millionen Menschen. Die Zahl basiert auf den Daten der 27 EU-Staaten sowie der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechtensteins. Verglichen mit 2021 bedeutet das einen Anstieg von 53 Prozent. Nicht eingerechnet sind die bis zu vier Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Mit Abstand die meisten Anträge – rund 244.000 – verzeichnete Deutschland, gefolgt von Frankreich, Spanien, Österreich und Italien. Auf diese fünf Länder entfallen allein 70 Prozent aller Asylanträge. Die meisten Antragsteller kamen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, Venezuela und Kolumbien. Zu mehr als 70 Prozent handelte es sich um Männer, knapp 40 Prozent der Asylanträge wurden den EU-Angaben zufolge positiv beschieden.

Die Sonne dimmen

Forschung im Bereich Solar Geoengineering könnte laut einer Analyse des Weißen Hauses in Washington den Weg für zukünftige Regierungs- oder Unternehmensprojekte in diesem Bereich ebnen. Bei der Solar Radiation Modification (SRM) wird Sonnenstrahlung so modifiziert, dass der größere Teil der kurzwelligen Sonnenstrahlung zurück in den Weltraum reflektiert wird. Das soll die Temperatur in der Atmosphäre verringern. Wissenschaftler warnen vor dem Einsatz, sie fordern ein internationales Nutzungsverbot der Technik – insbesondere im Bereich des Militärs und der Kriegsführung. Erste Ansätze dazu gibt es, ein Start-up namens Make Sunsets startete im Jahr 2022 Wetterballons, die reflektierende Schwefelpartikel in die Erdatmosphäre ablassen können, um das Eindringen von Sonnenstrahlung zu verhindern. In der Analyse werden als mögliche negative Folgen unter anderem aufgelistet: Anstieg des Meeresspiegels, Ozeanversauerung, Veränderung der Niederschlagsmuster. Auch die Landvegetation, die Artenvielfalt, Ökosysteme, die Pflanzenproduktion und Korallenriffe könnten verändert und beeinträchtigt werden.

Teuer und begehrt. Und oft illegal. Foto: Carl de Souza/AFP/Getty Images

Illegale Goldgeschäfte

Die USA verhängten Sanktionen gegen Unternehmen, die mit der Wagner-Gruppe in Verbindung stehen. Es wird davon ausgegangen, dass diese unter anderem durch den illegalen Handel mit Diamanten und Gold maßgeblich an der Schaffung von Finanzierungsstrukturen beteiligt sind. Dazu zählte ein Bergbau- und Goldhandelsunternehmen in der Zentralafrikanischen Republik, das auch Rebellengruppen finanzierte, die gegen die lokale Regierung arbeiten. In Dubai wurde ein Unternehmen sanktioniert, da es Gold aus der  Zentralafrikanischen Republik importierte. Bezahlt wurde mit Bargeld, welches direkt nach Russland geschickt wurde. Die Wagner-Gruppe ist in Afrika sehr aktiv, spielt eine wichtige Rolle im Krieg in Mali und beeinflusst über „Africa Politology“ massiv die Öffentlichkeit (bspw. in Madagaskar, Südafrika, Kenia und vielen anderen afrikanischen Ländern). Die Gruppe ist ein weit verzweigtes Netz von Unternehmen, die mit Prigoschins Firmen verbunden sind – eines davon ist „Concord Catering“, das den Kreml mit Lebensmitteln versorgt und Prigoschin anfangs den Beinamen „Putins Koch“ eingebracht hat.

Absturz im Maschinenbau

Die Nachfrage für den deutschen Maschinenbau aus dem Ausland ging im Mai um 18 Prozent zurück, verglichen mit 2022. Aus dem Euroraum kamen für den Maschinenbau Deutschlands über ein Drittel weniger Aufträge (-36 Prozent), aus den Nicht-Euro-Ländern waren es 9 Prozent. Die Inlandsnachfrage rettete den Durchschnitt, es wurden 9 Prozent mehr Maschinen geordert. Wie der Maschinenbauverband VDMA sagt, beruhe dieser Zuwachs auf einzelnen Großaufträgen. In einer Blitzumfrage des Verbandes zeigte sich, dass in 57 Prozent der Unternehmen der Auftragsbestand in den letzten drei Monaten geringfügig oder sogar stark abgenommen hat. Die Daten zeigen, dass sich die Rezession in Deutschland im Lauf des Jahres verschärfen könnte.

Entwicklung ähnlich wie in den USA?

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer warnt vor einer zunehmenden Polarisierung in Deutschland. „In diesem Land gerät etwas ins Rutschen“, sagte der CDU-Politiker. Das AfD-Hoch erklärte er damit, dass die Menschen verstört darüber seien, wie Politik in Deutschland gemacht werde. „Wir sind auf dem Weg in eine Polarisierung, wie wir sie aus Amerika kennen. Die Debatte der vergangenen Woche hat nicht erkennen lassen, dass alle das begriffen haben.“ Politiker griffen zu „Schuldzuweisung und Abgrenzung, statt sich mit unangenehmen Wahrheiten auseinanderzusetzen“. Das sei nicht verantwortungsvoll. „Es muss jetzt um Sachfragen gehen.“ Die Situation sei ernst, mahnte Kretschmer. „Wir müssen anerkennen, dass es mehr als eine Meinung gibt.“

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Rollkoffer verboten

Kroatiens berühmter Küstenort Dubrovnik geht gegen den Lärm von Rollkoffern vor. Auf dem Kopfsteinpflaster der Altstadt wird, so die kroatische Zeitung „Jutarnji“, Touristen nicht mehr gestattet, ihre Rollkoffer zu ziehen – bei Strafe von 265 Euro. Ab November werden Gepäckaufbewahrungsstellen eingerichteten, in denen die Gäste ihre Koffer abstellen können. Die Stadt sorgt für einen kostenlosen Transport zur Unterkunft. „Dies ist nur der Anfang“, sagt Bürgermeister Mato Franković. „Das ultimative Ziel ist es, ein Logistikzentrum innerhalb des Flughafens zu schaffen, nach dem das gesamte Gepäck der Dubrovnik-Besucher von Ćilipo direkt zu den Adressen der Gäste transportiert werden wird.“ Nachdem dieses Logistikzentrum geschafften wurde, sollen Touristen gar keine Koffer mehr in die Stadt mitnehmen dürfen.

1,5 Millionen Einwanderer

Jährlich brauche Deutschland 1,5 Millionen Einwanderer in den Arbeitsmarkt, nur so könne man Fachkräfte für die Zukunft sichern. Die Einwanderung sei erforderlich, wenn „wir abzüglich der beträchtlichen Abwanderung jedes Jahr 400.000 neue Bürger haben und so die Zahl der Arbeitskräfte halten wollen“ – sagt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. Das Land brauche dringend eine Willkommenskultur: mit Ausländerämtern, die Einwanderer nicht abschrecken. Mit Englisch in Behörden. Und der unbürokratischen Anerkennung ausländischer Qualifikationen „möglichst innerhalb von 60 Tagen“.

„Dem Bau gehen so langsam die Aufträge aus“

Das sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, zu den aktuellen Konjunkturdaten für das Bauhauptgewerbe. Es kämen weniger Aufträge nach, als sukzessive abgearbeitet würden. Seit 13 Monaten ginge nun der Auftragseingang zurück. Für die ersten vier Monate 2023 ergibt sich im Wohnungsbau ein Minus von 34,6 Prozent. Der Umsatz scheint mit nominal 2,7 Prozent noch leicht im Plus zu sein, aufgrund der stark gestiegenen Kosten für Baumaterialien und Baupreisen ist er real um 10,8 Prozent eingebrochen. „Nach wie vor leidet insbesondere der Wohnungsbau unter dem kostenbedingten ‚Investitionsstreik‘ der privaten und gewerblichen Investoren“, erläutert Müller. Im Bereich des Wirtschaftstiefbaus und der öffentlichen Hand wurde durch Großaufträge der Bahn ein leichtes Plus erreicht. 

Sprung durchs Feuer: Weder die Flammen noch das Auto sind für das Pferd von Show-Reiter Kring beim Training für die mittlerweile 30. Apachen-Live-Show in Mecklenburg-Vorpommern ein Hindernis.

Sprung durchs Feuer: Weder die Flammen noch das Auto sind für das Pferd von Show-Reiter Kring beim Training für die mittlerweile 30. Apachen-Live-Show in Mecklenburg-Vorpommern ein Hindernis. Foto: Jens Büttner/dpa

Aus „von oben“

Eine einzige englische Gemeinde nutzte die Chance, die Vier-Tage-Woche zu testen. Bisher. Nun hat die britische Regierung das Ende des Versuchs angeordnet. Die Gemeinde im South Cambridgeshire District Council, sie heißt Cambourne, nannte das Modell eine Erleichterung – aufgrund von Personalmangel. Zuvor mussten sie mit Zeitarbeitern auffüllen, doch bei der Vier-Tage-Woche hätte der Gemeinderat besser gearbeitet und sogar geringere Kosten verursacht. London findet jedoch die Vier-Tage-Woche unangemessen für den Öffentlichen Dienst. Das Preis-Leistungs-Verhältnis benachteilige die Steuerzahler, heißt es in einem Brief des zuständigen Staatssekretärs Lee Rowley an Gemeindevorsteherin Bridget Smith.

Lichtblitz fürs Herz

Behandlungen für Vorhofflimmern oder einer unregelmäßigen, oft schnellen Herzfrequenz sind derzeit mit geringen Erfolgsquoten und/oder schweren Nebenwirkungen verbunden. Einen vielversprechenden Ansatz mit Sofortwirkung stellten Forscher jüngst im „Journal of Internal Medicine“ vor. Im Tierversuch regulierte sich der Herzrhythmus von Ratten unmittelbar nach Beleuchtung des Brustkorbs (und des Herzens). Diese schockfreie optogenetische Behandlung sei damit grundsätzlich auch für den Menschen denkbar und jederzeit und überall anwendbar. Sofern erfolgreich, verwirkliche sich eine lang ersehnte Option in der klinischen Praxis.

Meldepflicht für Infektionskrankheit

Die Ampelkoalition hat die Meldepflicht für das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) auf den Weg gebracht. Ärzte sind aufgefordert, mit RSV infizierte Menschen namentlich den jeweils zuständigen Gesundheitsbehörden zu melden. Bisher galt diese Pflicht nur in Sachsen. Eine entsprechende Änderung des Infektionsschutzgesetzes hat der Bundestag bereits Mitte Juni verabschiedet. Den Bundesrat soll das Gesetz am Freitag, 7. Juli, passieren. Nachdem Vakzine gegen das Virus in Europa zugelassen worden seien, würden nun die Voraussetzungen für eine Impfstrategie gelegt, so die „Ärztezeitung“. Seitens der Ständigen Impfkommission gibt es keine Impfempfehlung gegen RSV. An genbasierten Vektor- und mRNA-Impfstoffen sowie gentechnisch hergestellten Proteinstoffen wird gearbeitet.

Humor lindert Depressionen und Ängste

Lachen Sie einen Clown nicht aus, er könnte Arzt sein. Tatsächlich zeigt eine Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift „Brain and Behavior“, dass Humor- und Lachtherapien die Symptome von Depressionen und Angstzuständen lindern können. Insgesamt umfassen die Daten 2.964 Teilnehmer aus neun Ländern, einschließlich Deutschland. Egal ob Kinder vor einer OP, ältere Menschen in Pflegeheimen, Patienten mit Parkinson, Krebs, psychischen Erkrankungen oder Dialysepatienten, Frauen im Ruhestand oder Studenten, die meisten Teilnehmer bestätigten, dass Lachen gesund ist. Einige wenige hielten die Wirkung für unbedeutend.

Noch schneller nachwachsende Rohstoffe

Bambus wächst schnell, absorbiert Kohlendioxid und gibt große Mengen Sauerstoff ab. So fassen Forscher um Zhiwei Liang von der Ungarischen Universität für Landwirtschaft und Biowissenschaften zusammen, warum Bambus eine attraktive Ressource für den Ersatz fossiler Brennstoffe sein könnte. In „GCB Bioenergy“ schreiben sie zudem, dass mit verschiedenen Prozessen, wie Fermentation und Pyrolyse, Biogas, Bioethanol und Biokohle entstehen können. Da die chemische Zusammensetzung von Bambus von Art zu Art variiert, gestalte sich die Auswahl der besten Arten derzeit schwierig. Den Bambus herauszufinden, dessen Vorbehandlung ein Minimum an Zeit und Kosten erfordere, sei Aufgabe weiterer Studien.

Hot Dogs, hübsch zum Essenswettbewerb angerichtet: Vor dem „Nathan’s Famous Fourth of July International Hot Dog Eating Contest 2023“ auf Coney Island (New York) werden sie entsprechend auf die „Startbahn“ gelegt. Der jährliche Wettbewerb, der 1972 ins Leben gerufen wurde, zieht Tausende Zuschauer in der Surf Avenue (4. Juli 2023) an. Foto: Alexi J. Rosenfeld/Getty Images



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