Nahostkonflikt
Abdel-Samad: „Rassist ist immer ein weißer Mann – aber niemals ein Moslem, ein Schwarzer oder ein Migrant“
Angesichts der Gewalt im Nahen Osten waren am Wochenende in Europa und den USA zahlreiche Menschen auf die Straßen gegangen. Es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen und Festnahmen, unter anderem auch in Berlin. Für Islamkritiker Hamed Abdel-Samad hat die Eskalation des Konflikts mehrere Gründe.

Der Publizist und Schriftsteller Hamed Abdel-Samad.
Foto: Facebook
„Stellen wir uns vor, ein Mob aus deutschen Jugendlichen würde nach einem Terroranschlag in Paris, London oder Berlin mehrere Moscheen in Deutschland mit Steinen und Feuer bewerfen und dabei ‚Schei** Musl*me‘ rufen. Wie würden wir diese Jugendliche nennen? Richtig: Nazis! Was würden die Antifaschisten und Antirassisten dann tun? Sie werden Empörung schüren und werden fürchten, dass die Rückkehr des kleinen Mannes mit dem lustigen Schnurrbart bevorsteht.“ Das schreibt Islamkritiker Hamed Abdel-Samad auf Facebook hinsichtlich der jüngsten Ausschreitungen bei antisemitischen Demonstrationen in Deutschland.
Seit vor etwa einer Woche der Nahostkonflikt neu entbrannt ist und Bombenangriffe zwischen Juden in Israel und muslimischen Terrorgruppen wie der Hamas an der Tagesordnung sind, breitet sich der Konflikt auch auf den Straßen der westlichen Welt aus. Der Deutsch-Ägypter Abdel-Samad gilt als einer der größten Kritiker des Islamismus, er lebt in Deutschland unter Polizeischutz.
In seinem Beitrag kritisiert er die Doppelmoral von „Antirassisten“ und „Linksidentitären“, die sich die Frage stellen sollten, „ob ih[r] auf Empörung ausgerichtete Kampf gegen Diskriminierung tatsächlich den Rassismus in der Gesellschaft bekämpft oder neue Rassismen [sic!] hervorbringt und alte Rassismen [sic!] in Schutz nimmt.“
Warum hielten sie Begriffe wie „Zig*unersoße“ für rassistisch, aber „Schei** Jud*n“ für harmlos? Warum flippten sie aus, wenn man Menschen mit Migrationshintergrund nach ihrer Herkunft fragt, aber täten nichts, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft beschimpft und geschlagen werden?
Drei Antworten liefert er gleich mit:
- A. Weil es ihnen nicht um die Menschen geht, sondern um die Ideologie!
- B. Weil in ihrer Rassismus-Industrie Minderheiten nur Opfer sein können, und nur der weiße Mann Nazi und Rassist sein kann.
- C. Weil ihr Antirassismus tief mit dem Antiamerikanismus und Antikapitalismus verflochten ist, deshalb sympathisieren manche von ihnen sogar mit der Hamas.
Schonungslos rechnet Abdel-Samad mit dem gegenseitigen Ausspielen der Identitäten ab, die die Spaltung der Gesellschaft immer mehr vertieft habe:
„Haben Cancel Culture, das Gendern und die Sprachpolizei ein einziges Problem dieser Gesellschaft gelöst, oder eher [der] Debattenkultur und [dem] Zusammenleben geschadet? Hat die Verniedlichung von Minderheiten einen Beitrag zu deren Integration geleistet oder hat [sie] dazu geführt, dass nun die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland eine tür*kische ist und dass jeder Kritiker des Isla*mismus nun unter Polizeischutz leben muss?“
„Vergiftete Debattenkultur“
In einem Interview mit „Welt“ spielt der Islamkritiker auf die deutsche Politik und ein erneutes Aufkommen der illegalen Migration an. Man habe nicht verstanden, dass „mit Einwanderung aus dem Irak und Syrien, aus den arabischen Ländern auch mehr Antisemitismus nach Deutschland kommt“, betont er.
Doch dürfe man das nicht aussprechen, sonst werde man „sofort in die rechte Ecke gestellt und es findet keine faire Diskussion und keine faire Debatte darüber statt“. Für ihn sei das ein „Rassismus der gesenkten Erwartungshaltung“.
Die Politik müsse verstehen, dass Menschen, „die hierherkommen“, auch ihre Konflikte aus der Heimat mitbrächten. Und der Antisemitismus gehöre sozusagen zur Bildungspolitik in der arabischen Welt. Die Bücher von Hitler würden dort „als Bestseller in mehreren Auflagen hintereinander verkauft“.
Weiter prangert er an, dass man in Schulen oder in Integrationskursen „gar nicht über solche Konflikte sprechen“ dürfe. Die gesamte Antirassismus-Debatte sei ein Teil der gesellschaftlichen Probleme,
„denn Muslime oder Migranten werden geschlossen als Gruppe als Opfer gesehen und nur der weiße Mann gilt als der Täter“.
Auch in Universitäten lehnten muslimische Studenten ab, über solche Themen zu sprechen. Jedoch sollten Universitäten einen „Schutzraum für Meinungen“ bieten. Stattdessen seien sie inzwischen „Safe Spaces vor Meinungen und vor Kritik“.
In Deutschland gebe es eine „vergiftete Debattenkultur“. Spreche man Missstände eines Migrantenmilieus an, bekomme man den Stempel „Rassist oder Nazi“ aufgedrückt. Dabei sei der Rassist ist immer ein weißer Mann, aber niemals ein Moslem oder ein Schwarzer oder ein Migrant, so der Politikwissenschaftler. (nmc) 
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