Applaus für „Genozid“-Vorwurf an Israel – Berlinale endet mit Antisemitismus-Skandal

Mit einem Eklat endete die Berlinale 2024. Einige Preisträger nutzten ihre Dankesreden, um Israel einen angeblichen „Genozid“ in Gaza zum Vorwurf zu machen. Staatsministerin Roth steht in der Kritik: Bereits die Documenta 2022 stand im Zeichen eines Antisemitismus-Skandals.
Titelbild
Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Berlinale 2024.Foto: Sebastian Reuter/Getty Images
Von 26. Februar 2024

Mit Sorge beobachte man, wie „Antisemitismus, antimuslimische Ressentiments, Hetze und andere antidemokratische Haltungen in Deutschland auf dem Vormarsch sind“. So hieß es im Vorfeld der diesjährigen Berlinale von Leiterin Mariette Rissenbeek. Zu diesem Zeitpunkt ging es um eine turnusmäßige Einladung an AfD-Politiker. Diese wurden ausgeladen. Mit einem Antisemitismus-Skandal endete das Festival trotzdem. Am Samstag, 24. Februar, bezichtigten Preisträger unter dem Applaus des Publikums Israel, einen „Genozid“ in Gaza zu begehen.

Beifall des Publikums für dämonisierende Rhetorik gegen Israel

Bereits der Umstand, dass die Produktion „No Other Land“ den Dokumentarfilm-Preis erhalten hat, sorgte für Irritationen. Die „Jüdische Allgemeine“ warf dessen Produzenten eine extrem einseitige Darstellung der Situation in den militärisch von Israel kontrollierten Gebieten im Westjordanland vor. Zudem marginalisiere der Film das Massaker der Hamas an mehr als 1.200 Menschen am 7. Oktober 2023.

Regisseur Basel Adra erklärte im Rahmen seiner Dankesrede, dass „Zehntausende seiner Leute“ derzeit „von Israel in Gaza abgeschlachtet“ würden. Anschließend forderte er Deutschland dazu auf, Waffenlieferungen an den jüdischen Staat zu beenden.

In den Redebeiträgen aus dem Aktivistenkollektiv wurde Israel auch „Apartheid“ vorgeworfen. Zudem wurde ein Ende der „Besatzung“ ohne Sicherheitsgarantien gefordert. Dafür soll es auch Applaus von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner und Kulturstaatsministerin Claudia Roth gegeben haben. Wegners Englischkenntnisse sollen allerdings, so der Journalist, der diese Beobachtung geteilt hat, ausbaufähig sein.

Auf der Plattform X äußerte sich Wegner gegenteilig:

Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene. Ich erwarte von der neuen Leitung der Berlinale, sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen.

— Kai Wegner (@kaiwegner) 25 Februar, 2024

Plötzlich war die Öko-Kommune kein Thema mehr

Den „Encounters-Preis“ für den „Besten Film“ bei der 74. Berlinale erhielten die Regisseure Guillaume Cailleau und Ben Russell für ihre Dokumentation „Direct Action“. Doch auch sie hielten sich in ihrer Dankesrede nicht mit der militanten Öko-Kommune auf, die dieser porträtierte. Russell, in ein Palästinensertuch gekleidet, prangerte den angeblichen „Genozid“ in Gaza an. Ihre Aussagen quittierte das Publikum mit Applaus.

Bereits zuvor hatten sogenannte Palästina-Aktivisten eine Rede der früheren US-Außenministerin Hillary Clinton im Rahmen einer Podiumsdiskussion durch Zwischenrufe gestört. Während einiger Filmvorführungen wurden Schweigeminuten für Gaza eingelegt. Bekundungen der Anteilnahme für die Opfer des Überfalls der Hamas vom 7. Oktober blieben aus.

Volksverhetzendes Meme auf „Panorama“-Seite – Berlinale spricht von Hackerangriff

Am Sonntag waren auf einem der Berlinale zuzuordnenden Instagram-Account Memes zu sehen, auf denen ebenfalls von einem „Genozid“ in Gaza die Rede war. Auf einem war auch die als Volksverhetzung geltende Parole „Free Palestine – From the River to the Sea“ zu lesen, die indirekt zur Vernichtung des jüdischen Staates aufruft.

Die Beiträge verschwanden in kurzer Zeit wieder von dem Account. Vonseiten der Leitung der Berlinale hieß es, die Posts stammten nicht von Mitarbeitern und repräsentierten nicht die Haltung des Festivals. Man werde eine Untersuchung durchführen und habe eine Strafanzeige gestellt. Man vermute, dass sich Hacker Zugang zu dem Konto verschafft hätten.

Berlinale-Geschäftsführerin Rissenbeek sprach in einer Erklärung von „unabhängigen individuellen Meinungen“ der Preisträger. Diese würden „nicht die Haltung des Festivals spiegeln“. Die Leiterin verwies zudem auf eine eigene Rede, in der sie die „mörderische Attacke der Hamas vom 7. Oktober verurteilt und die Freilassung der Geiseln gefordert“ habe. Zudem habe sie „an das Leid aller Opfer der Gewalt in Israel und in Gaza erinnert“.

Dorothee Bär erinnert an Antisemitismus auf der Documenta

Kritik an der Festivalleitung, aber auch an Kulturstaatsministerin Claudia Roth gab es hingegen aus der Politik. Die stellvertretende Fraktionschefin der CDU/CSU im Bundestag, Dorothee Bär, erklärte:

„Es ist unerträglich, dass eines der größten Filmfestivals weltweit ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt als Anti-Israel-Festival instrumentalisiert wird.“

Bär fügte hinzu, dass es nicht der erste Antisemitismus-Eklat in der Amtszeit Roths sei, der sich ereignet habe. Bereits 2022 hatten mehrere Kunstwerke auf der Documenta in Kassel antisemitische Codes und Botschaften enthalten, wie auch eine spätere Studie offenbarte.

Die Leitung der Documenta habe sich selbst nach deren öffentlicher Skandalisierung „nur schleppend“ mit der Angelegenheit auseinandergesetzt – „und selbst dann nur mit erheblichem Widerstand“.

Häufig argumentieren „Israelkritiker“, dämonisierende Aussagen über den jüdischen Staat seien nicht gegen Juden generell gerichtet, sondern nur Reaktion auf eine „rechtsradikale“ Regierungspolitik Jerusalems. Zum Zeitpunkt der Documenta wurde Israel jedoch vom Liberalen Jair Lapid regiert.

SPD-MdB Lindh warnt vor „lange tabuisiertem linken Antisemitismus“

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh reagierte irritiert auf die Aussagen während der Berlinale – und auf die Reaktion von Festivalleitung und Publikum. Er schäme sich, so zitiert ihn die „Welt“, dass „in meinem Land Leute Völkermordvorwürfe an Israel feiern, statt dem Auftrag aus dem deutschen Völkermord gerecht zu werden“.

Die Kunstfreiheit, so Lindh, werde zunehmend „als Feigenblatt für platten Aktivismus und grobschlächtige, verdummende Propaganda genutzt“. Der „lange tabuisierte linke Antisemitismus“ zeige „aktuell seine Folgen und Wirkkraft“.

Auch in sozialen Medien gibt es ein Nachspiel zur Berlinale. Kritik richtete sich nicht nur gegen die Leitung des Festivals. Nutzer von X forderten auch einen Rücktritt von Staatsministerin Claudia Roth. Der „Tagesschau“ wurde vorgeworfen, antisemitische Eklats im Rahmen der Veranstaltung in ihrer Berichterstattung vollständig verschwiegen zu haben.

Berlinale beschäftigt nach wie vor die X-Nutzer

Einige Nutzer quittierten die Ereignisse auf der Berlinale mit Sarkasmus, insbesondere vor dem Hintergrund der demonstrativen Ausladung der AfD:

Andere sehen in den Reaktionen des Publikums ein Alarmsignal in Sachen Konformismus.

Einige Nutzer bestreiten, dass es sich bei „No Other Land“ um einen israelfeindlichen Film handelt. Sie erklären, er bringe den Wunsch nach Freundschaft zwischen Juden und Arabern zum Ausdruck.



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