Chemnitz: Angeblich rechtsextremer Restaurantbrand entpuppt sich als Versicherungsbetrug – Besitzer verhaftet

Ein brennendes Restaurant, der Besitzer Kurde, das alles in einer Stadt, in der Wochen zuvor ein Mann von Migranten erstochen wurde und es Bürgerproteste mit Tausenden Menschen gab. Doch etwas passt im Nachhinein nicht ins Bild. Ein mutmaßlicher Versicherungsbetrug.
Titelbild
Versicherung.Foto: iStock
Von 16. Juli 2021

Die Geschichte um den angeblichen rechten Brandanschlag auf ein kurdisches Grillrestaurant in Chemnitz im Jahr 2018 machte die Runde und sorgte für entsetzte Statements gegen rechtsextreme Gewalt. Damals hatte sich die Stimmung in Chemnitz ein wenig abgekühlt, die Bürgerproteste nach dem Mord an Daniel H. durch Migranten ebbten gerade ab. Allerdings kam es zu mehreren Bränden ausländischer Restaurants in der Stadt, hinter denen rechte Extremisten vermutet wurden.

So auch im Fall von Mehmet Ali T., dem Gastwirt des „Mangal“. Kurz nach der Tat bestätigte bereits Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) in seinem Statement Hinweise auf eine „Brandstiftung“ und die Übernahme des Falls durch das Polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum (PTAZ). Es sei völlig klar, so Wöller, dass ein „ausländerfeindlicher Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann“. Man wolle wissen, „wer hinter diesen verabscheuungswürdigen und feigen Taten steht“.

Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich 15 Personen in einer Mietwohnung über dem Laden. Sie konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Der Sachschaden betrug etwa 500.000 Euro. Die Ermittlungen wurden aufgrund der in Lebensgefahr gebrachten Personen unter dem Aspekt des mehrfachen versuchten Mordes und der besonders schweren Brandstiftung geführt.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) besuchte zusammen mit Chemnitz-Bürgermeisterin Monika Ludwig (SPD) den Restaurantchef am Tatort. Laut „Bild“ sagte Kretschmer: „Wir dulden solche Taten nicht! Die Täter wird der Rechtsstaat konsequent verfolgen!“ Kretschmer sprach öffentlich auch von einem „fremdenfeindlichen, rassistischen Hintergrund‘“. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf sich mit dem Gastwirt und schüttelte symbolträchtig die Hand des vermeintlichen Opfers rechter Extremisten.

Polizei doch nicht untätig und blöd

Im Gespräch mit der Presse behauptete Mehmet Ali T. zum Feuers vom 18. Oktober 2018: „Die Täter sind im Kreis von Rechtsradikalen zu suchen.“ Wer sollte ihm auch widersprechen? Der Polizei warf er vor, untätig zu sein, weil das gewünschte Ergebnis sich einfach nicht einstellen wollte. „Die Polizei hat gar nichts ermittelt“, so der Kurde im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) damals. Mehr noch: „Das macht uns ein bisschen Angst, wenn die Polizei, die uns von unseren Steuergeldern schützen soll, sich so blöd hinstellt.“

Zu diesem Zeitpunkt erklärte Ingrid Burghart, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Chemnitz, der SZ auf Anfrage, dass immer noch in alle Richtungen ermittelt werde und eine „abschließende Beurteilung der Motivation der unbekannten Täter“ den weiteren Ermittlungen vorbehalten bleibe.

Nazi-Täter wurden jedoch nicht gefunden. Stattdessen nahm die Geschichte eine überraschende Wende, die nicht das politisch und medial vermittelte Bild passt. Die sächsische Polizei ermittelte im Hintergrund – mit Erfolg.

Restaurantchef festgenommen

Am 8. Juli 2021 veröffentlichte die Polizei Sachsen das Ergebnis ihrer Ermittlungen: „Im Zuge der Ermittlungen fanden sich keine Anhaltspunkte für eine ausländerfeindliche Tatmotivation. Vielmehr erhärtete sich im Ergebnis der intensiven und langwierigen kriminaltechnischen Untersuchungen des Landeskriminalamtes der Verdacht der vorsätzlichen Brandstiftung gegen den damaligen Inhaber des Restaurants ‚Mangal‘“.

Nach aktuellem Erkenntnisstand sei davon auszugehen, dass „das Motiv für die Tat die Auszahlung der Versicherungssumme war“. Die Ermittlungen zu diesem Verrsicherungsbetrug führten am 7. Juli zu Durchsuchungen in Chemnitz und Frankenberg in Wohn- und Geschäftsräumen von Mehmet Ali T., einem Mittäter und einer Zeugin. Es sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden und werde nun ausgewertet. Mehmet Ali T. und sein Mittäter wurden vorläufig festgenommen. Laut „Focus“ handelt es sich dabei um den 35-jährigen Yalcin E., einen deutschen Staatsangehörigen mit türkischen Wurzeln.

 Schulden, Feuer und ein neues Restaurant

Nach dem Feuer erhielt Mehmet Ali T. 300.000 Euro von der Sparkassen-Versicherung und eröffnete ein neues Restaurant, außerhalb von Chemnitz. Längst hatte die Polizei jedoch die Finanzermittlungen zum Hintergrund des Gastwirts eingeleitet. Bei der Eröffnung seines Restaurants hatte der Mann mehrere Zehntausend Euro Schulden. Vor dem Feuer hatte sich die Schuldenlast jedoch auf einen sechsstelligen Betrag erhöht, berichtet „Focus“ aus den Untersuchungsakten.

Drei Täter hatten in jener Nacht fünf Liter Benzin im Restaurant verschüttet und angezündet. Anschließend flüchteten sie in einem roten Fahrzeug, bisher unerkannt. Die Polizei erwirkte nach ihrem Anfangsverdacht auf Versicherungsbetrug die telefonische Überwachung des Restaurantchefs. Der Verdacht erhärtete sich und die Indizienlast war groß genug, einen richterlichen Durchsuchungsbefehl zu erwirken.

Bei der Festnahme des Mittäters Yalcin E. soll dieser den 49-jährigen Restaurantchef belastet haben, so die Aktenlage laut „Focus“. Und Mehmet Ali T. gerät noch wegen weiterer möglicher Delikte in Bedrängnis: Betrug, Urkundenfälschung und Erpressung – neben dem 15-fachen Mordversuch und der besonders schweren Brandstiftung.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion