
Impfung: Deutsche wünschen sich, dass Politiker als Vorbild vorangehen
In Deutschland ist die Bereitschaft, sich an der Corona-Impfung zu beteiligen, geringer als in vielen anderen EU-Staaten. Eine INSA-Umfrage zeigt, dass sich eine Mehrheit der Bürger von den verantwortlichen Politikern wünschen würde, als Vorbild zu wirken.

Das Impfzentrum in der Hamburg Messe am 5. Januar 2021.
Foto: Morris Mac Matzen/Getty Images
Die Corona-Impfung in Deutschland geht deutlich langsamer voran als in vielen anderen Staaten der Welt. Dies liegt nicht nur an Versorgungsengpässen infolge von Unwägbarkeiten in der Beschaffungspolitik der EU, sondern auch an der überdurchschnittlich hohen Impfskepsis.
Der Publizist Boris Reitschuster hat nun bei INSA eine Umfrage in Auftrag gegeben, die sich mit der Frage befasste, ob Politiker die Impfbereitschaft steigern könnten, indem sie selbst ein Beispiel setzen und sich impfen ließen.
Politiker und Entwickler würden gegen Impfverordnung verstoßen
Hintergrund der Umfrage war, dass Personen, die an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt waren oder für den Erfolg der Impfkampagne als Bundes- oder Landespolitiker verantwortlich sind, selbst noch nicht geimpft sind.
Dies trifft auf Wissenschaftler wie Ugur Sahin und Özlem Türeci, die das BioNTech-Präparat entwickelt hatten zu, aber auch auf Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Das Problem: Würden sie sich jetzt impfen lassen, wäre dies ein Verstoß gegen die Impfverordnung, die in Deutschland regelt, welche Personengruppen zuerst den Anspruch darauf haben.
47 Prozent meinen: „Politiker zuerst impfen“
Die Ergebnisse der von Reitschuster in Auftrag gegebenen INSA-Umfrage lassen jedoch erkennen, dass eine Mehrheit der 2.072 repräsentativ telefonisch und online Befragten kein Problem damit haben, wenn Politiker sich selbst zuerst impfen lassen.
Unter den Teilnehmern der Umfrage erklärten 47 Prozent, sie stimmten der These zu, dass sich Mitglieder der Bundesregierung im Sinne einer Vorbildfunktion mit als Erste gegen das Coronavirus impfen ließen. Nur 30 Prozent sprachen sich gegen ein solches Vorgehen aus.
AfD-Wähler und Ostdeutsche am häufigsten für Politiker-Vorbild bei Corona-Impfung
Im Osten, wo zu DDR-Zeiten Kinder bis zu ihrem 18. Lebensjahr an insgesamt 20 Pflichtimpfungen teilnehmen mussten, war die Zustimmung zu der These mit 57 Prozent sogar noch deutlich höher als im Westen (45 Prozent).
Auch nach Parteipräferenz ergaben sich Unterschiede. Wähler von AfD (60 Prozent), FDP (52 Prozent) und Union (50 Prozent) sagten am häufigsten, Politiker sollten bei der Impfung als Vorbilder vorangehen. Unter den Wählern anderer Parteien waren es relative Mehrheiten zwischen 42 und 45 Prozent.
In den USA bereits geschehen, in Österreich verpönt
Ähnliche Debatten gibt es auch in anderen Ländern: In den USA hatten sich zeitnah nach der Freigabe der ersten Präparate im Dezember führende Politiker wie Noch-Vizepräsident Mike Pence und der gegenwärtige Präsident Joe Biden öffentlich und vor laufenden Kameras impfen lassen.
Demgegenüber gab es vor einigen Wochen in Österreich böses Blut, als bekannt wurde, dass sich Kommunalpolitiker in mehreren Städten und Gemeinden Impfungen verabreichen lassen hatten, die zuvor in Pflegeheimen übrig geblieben waren.
Bundeskanzler Sebastian Kurz nannte das Verhalten der „Impf-Vordrängler“, die damit gegen den Impfplan der Bundesregierung verstießen, „moralisch empörend“.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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