Corona-Maßnahmen: Regierungskritischer Wissenschaftler bekommt von eigenem Arbeitgeber Maulkorb verpasst

Prof. Dr. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HIZ) in Braunschweig.
Foto: Jens Schlueter/AFP via Getty Images
Am 14. April schickten die Epidemiologen Klaus Stöhr, ehemaliger Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), und Detlev Krüger einen Brief an die Fraktionschefs von Union, SPD, FDP, Grüne und Linke im Bundestag. Darin kritisierten sie den Inzidenzwert als Maß aller Dinge in der Corona-Politik. Krüger war bis 2016 Chef-Virologe der Berliner Charité – und damit Vorgänger von Christian Drosten, der wiederum einer der engsten Corona-Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist.
Als Begründung für ihre Entscheidung gab das Braunschweiger Institut gegenüber der „Bild“-Zeitung an, dass sich Helmholtz-Forscher „seriös und neutral“ äußern sollten, „ohne sich dabei in irgendeiner Weise politisch oder anderweitig vereinnahmen zu lassen“.
Für das Blatt ist das ein eindeutiger Fall von „Doppelstandards für regierungskritische Wissenschaftler“, denn zwei andere Helmholtz-Wissenschaftler seien schließlich maßgeblich am Verfassen des „hochpolitischen NoCovid-Papiers“ beteiligt gewesen, das seit Monaten „für polarisierende Debatten“ sorge. Allerdings scheine man hier keine Probleme mit „politischer Vereinnahmung“ zu haben.
Virologin Melanie Brinkmann und Physiker Michael Meyer-Hermann fordern in dem Papier einen Knallhart-Lockdown für Deutschland, um die Inzidenz auf null zu drücken. Der Staat soll dabei mit „Motivationskampagnen“ einen „gesellschaftlichen Konsens“ herstellen. Dagegen sei der Brief von Stöhr und Krüger regelrecht harmlos, stellt die „Bild“ fest, da er ja nur eine fachliche Kritik an der Zuverlässigkeit des Inzidenzwerts darstellt, in dem ein alternativer Richtwert vorgeschlagen wird – nämlich die tägliche Neuaufnahme von Corona-Patienten auf der Intensivstation. (nmc)
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