Dr. Pürner: „Keine außergewöhnliche Notlage“ – Impfstoffe müssen ausreichend getestet und sicher sein

Während in der vergangenen Woche Tausende Menschen in Berlin demonstrierten, „peitschte“ das Parlament die Änderungen zum Infektionsschutzgesetz durch. Wie viele andere Bürger kann der ehemalige und inzwischen versetzte Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner die Eile der Politiker nicht verstehen. Denn auch eine außergewöhnliche Notlage sei nicht erkennbar.
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Dr. Friedrich Pürner.Foto: Friedrich Pürner
Von 26. November 2020

Nach Kritik an der Corona-Politik musste der bayerische Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner seinen Posten in Aichach-Friedberg räumen. Er wurde ins Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Oberschleißheim versetzt. Über seine jetzige Position bewahrt er vereinbarungsgemäß Stillschweigen, nur so viel gibt er Preis: „Ich wurde nicht befördert und erhalte damit auch nicht mehr Geld“. Dies wurde immer wieder in den sozialen Medien diskutiert.

Aufgrund der aktuellen Lage wandte sich Epoch Times erneut an den Fachmann, der sich als Privatperson äußerte.

Epoch Times: Am 18. November wurde das „Dritte Bevölkerungsschutzgesetz“, das umfangreiche Änderungen im Infektionsschutzgesetz nach sich zieht, im Bundestag verabschiedet, während Demonstranten gegen das Gesetz protestierten. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?

Dr. Friedrich Pürner: Ich habe die Debatte im Bundestag verfolgt, während zeitgleich die Bilder der Demonstration zu sehen waren. Für mich hatte das schon etwas Surreales. Die Politik sollte sich dringend Gedanken machen, warum die Menschen gegen so ein Gesetz auf die Straße gehen.

Warum dieses Gesetz an einem Tag „durchgepeitscht“ worden ist, kann ich wie viele andere Bürger nicht verstehen. Persönlich habe ich den Eindruck gewonnen, dass Bundestag und Bundesrat nur noch abnicken dürfen, was an Corona-Maßnahmen eh schon durch die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten entschieden worden war. Umso mehr muss man den Bürgern erklären, warum das passiert und warum der Inhalt des Gesetzes so ist, wie er gefasst wurde. Nur so wird man Akzeptanz erreichen.

Das war an diesem Tag eben nicht der Fall. Stattdessen wurden wieder einmal alle Demonstranten als „Corona-Leugner“ verurteilt. Solch eine Verallgemeinerung schließt eine sachliche Auseinandersetzung mit den Menschen aus.

ET: Was sagen Sie als Mediziner dazu, dass die Polizei in einer „Pandemie“ Wasserwerfer und Reizgas gegen die Demonstranten einsetzen?

Dr. Pürner: Ich bin Arzt und kein Stratege innerhalb der Polizei. Ich war auch nicht vor Ort und kann mir über den Einsatz keine Meinung bilden. Was mir aber schon wichtig ist zu sagen; ich mag es gar nicht, wenn Polizisten bespuckt, beleidigt und verletzt werden. So etwas mag ich grundsätzlich nicht. Ich mag es aber auch nicht, wenn gegen Demonstranten unverhältnismäßig vorgegangen würde.

Es muss im Jahr 2020 möglich sein, dass man sich mit Respekt und ohne körperliche Verletzungen begegnet, auch wenn man andere Ansichten hat. Beide Seiten, die Demonstranten und der Staat, hier die Polizei, haben da Verantwortung. Ich hätte mir an diesem Tag gewünscht, dass ein Vertreter des Parlaments zu den Demonstranten spricht. Das hätte vielleicht sogar eine deeskalierende Wirkung gehabt.

ET: Die negativen Corona-Testergebnisse werden dem RKI im Rahmen der freiwilligen Abfrage der Testzahlen bei Laboren übermittelt. Was bedeutet diese Aussage für die Corona-Pandemie?

Dr. Pürner: Nur mit der exakten Anzahl aller durchgeführten Tests kann eine genaue Positivquote angegeben werden. Die Anzahl der positiven Testergebnisse kennt man ja durch die Meldepflicht relativ genau. Wenn aber die Anzahl der gesamten Tests ungenau ist, eben weil die Labore nur freiwillig melden, dann fehlt die Bezugsgröße und die positiven Ergebnisse können dann nicht in ein exaktes Verhältnis gesetzt werden. Das heißt, wir haben keinen Überblick, wie viele Tests  bisher tatsächlich gemacht wurden und damit sagt uns die Zahl der positiven Ergebnisse wieder wenig aus. Wir stochern also im Nebel.

ET: Wie beurteilen Sie die allen Maßnahmen zugrunde gelegten Inzidenzwerte?

Dr. Pürner: Inzidenzwerte sind politische Werte. Inzidenzen beschreiben in der Medizin die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes. Für die sogenannten Grenzen der Inzidenzwerte pro 100.000 werden aber die positiv Getesteten herangezogen. Und diese sagen nichts über eine Erkrankung aus, denn ein positiv Getesteter ist nicht automatisch krank.

Ein PCR-Test kann nicht erkennen, ob jemand krank oder infektiös – also ansteckend – ist. Bereits hier wird mit der falschen Begrifflichkeit gearbeitet. Aufgrund dieser nicht vorhandenen Aussagekraft zur Infektiosität und Erkrankung könnten die Maßnahmen auch unverhältnismäßig sein.

ET: Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, sagte kürzlich: „Nur durch die Unterdrückung des Spreadings durch geimpfte Personen kann eine Herdenimmunität in der Bevölkerung schrittweise aufgebaut werden“. Was sagen Sie zu dieser Äußerung und den von der Regierung aufgebauten Impfzentren?

Dr. Pürner: Der Begriff „Spreader“ alleine macht mir schon Sorge. An diesem Wort haftet etwas Dramatisches, und das ist völlig unnötig. Wer eigentlich Viren verbreitet, also infektiös ist, und vor allem wie stark infektiös jemand ist, das kann doch der PCR-Test überhaupt nicht aussagen. Das sind bloße Vermutungen.

Herdenimmunität bedeutet nicht, dass sich einzelne Personen nicht anstecken kann. Es bedeutet vielmehr, dass die Gemeinschaft zum größten Teil vor einer Infektion geschützt ist, weil sie die Krankheit bereits durchgemacht hat.

Eine solche Herdenimmunität kann auch auf natürliche Weise erreicht werden, also ohne Impfung. Das bedeutet dann aber, dass sich ein bestimmter Teil der Bevölkerung erstmal infizieren und krank werden muss.

Da das Virus keinen Unterschied hinsichtlich der Personen macht, birgt diese Vorgehensweise natürlich ein Risiko, nämlich dahingehend, dass manche Personen innerhalb bestimmter Risikogruppen zu Schaden kommen würden. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass die sogenannte Reproduktionsrate enorm entscheidend für die Herdenimmunität ist. Je ansteckender ein Virus ist, desto höher muss der entweder durch Krankheit oder durch Impfung immun gewordene Bevölkerungsanteil sein. Nur dann kann man von einer Herdenimmunität sprechen.

Darüber gibt die Reproduktionsrate, der sogenannte R-Wert, Aufschluss. Dieser R-Wert zeigt an, wie viele Menschen von einer infizierten Person normalerweise angesteckt werden. So gilt das Masernvirus als hochinfektiös, mit einem R-Wert von etwa 15. Eine Herdenimmunität kann also hier bei etwa 93 Prozent ausgerechnet werden. Dagegen liegt bei der saisonalen Grippe – je nach Erreger – der R-Wert im Mittel bei etwa 1,5. Hier ist der Schwellenwert zur Herdenimmunität bei etwa 30 Prozent.

Den R-Wert des Coronavirus kennen wir eigentlichen nicht. Das liegt daran, weil wir ja bereits Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen haben. Geschätzt dürfte der Wert zwischen zwei und vier liegen.  Nehmen wir die Zahl drei als Mittelwert an, so würde also bei etwa 70 Prozent die Herdenimmunität beginnen. Wir wissen aber derzeit nicht, wie schnell sich das Virus ohne Schutzmaßnahmen verbreiten würde. Deshalb kann auch kein sicherer Wert ermittelt werden, ab wann die Herdenimmunität greifen würde. Die aktuelle R-Zahl bildet sich ja gerade aufgrund der bestehenden Maßnahmen heraus.

Insofern ist es schon sinnvoll, wenn zunächst die Risikogruppen mit einem geeigneten und korrekt zugelassenen Impfstoff geschützt werden. Da in vielen Fällen eine COVID-19-Erkrankung harmlos verläuft, müsste sich auch nicht jeder impfen lassen. Das ist aber meine persönliche Meinung.

Im Übrigen weiß man von den neuartigen Impfstoffen viel zu wenig. Warum nun regionale Impfzentren kommen, kann ich mir auch nicht wirklich erklären. Ein Grund ist wohl die Lagerung der Impfstoffe. Angeblich brauchen gewisse Impfstoffe eine bestimmte Umgebungstemperatur, die anscheinend in den normalen Arztpraxen nicht gewährleistet werden kann. Aber auch hier an diesem Beispiel sieht man sehr schön, wie schlecht die Kommunikation der Politik mit den Bürgern ist.

Warum sollten nicht die niedergelassenen Ärzte in ihren Praxen impfen können? Diese machen das seit jeher. Durch den Aufbau von Impfzentren entsteht sofort wieder der Eindruck, dass wir  eine außergewöhnliche Notlage hätten. Eine solche haben wir aber nicht. Wenn nun die Politik keine ausreichenden Erklärungen gibt, dann kann ich durchaus verstehen, dass sich bestimmte Theorien über Impfzentren entwickeln.

ET: Unter welchen Umständen werden oder würden Sie Menschen mit dem in Aussicht gestellten mRNA-Impfstoff oder anderen COVID-19-Impfstoffen impfen?

Dr. Pürner: Wie gesagt, Impfstoffe müssen ausreichend getestet und sicher sein. Risikogruppen sollten zuerst geimpft werden, wobei diese noch ganz genau definiert werden müssten. Das ist bisher ja nicht geschehen. Und da Risikogruppen zuerst geimpft werden sollen, ist die absolute Sicherheit des Impfstoffes unabdingbar. In einem weiteren Schritt könnte dann auch das medizinische und pflegerische Personal geimpft werden – in jedem Fall sollte eine Impfung immer freiwillig sein und nicht verpflichtend!

ET: Halten Sie die derzeit in Deutschland in Aussicht gestellten Impfstoffe für ausreichend getestet und sicher beziehungsweise unter welchen Umständen würden Sie davon ausgehen, dass ein Impfstoff sicher ist?

Dr. Pürner: Ich möchte hier kurz auf zwei Dinge eingehen.

Erstens: Es gibt derzeit zwar keine offiziellen Aussagen der Hersteller, dass Impfstoffe auf mRNA-Basis unerwartete Nebenwirkungen haben, allerdings habe ich auch gehört, dass Untersuchungen mit Testgruppen vorzeitig abgebrochen wurden. Es gibt aber auch keinen Vergleichsfall, denn dieser Impfstoff ist absolut neu und wir wissen relativ wenig darüber. Weder zur genauen Wirksamkeit noch zur Verträglichkeit ist wenig bekannt. Wir haben darüber einfach keine belastbaren Daten oder ausreichende Erfahrungen.

Dass nun ausgerechnet ein Impfstoff auf Basis einer neuen Technologie bald vorläufig zugelassen und millionenfach verabreicht werden soll, finde ich persönlich schon sehr bemerkenswert;  da braucht es dringend sehr viel und verständliche Aufklärung zur Sicherheit und eine sehr strenge Überwachung hinsichtlich von Nutzen und Nebenwirkungen.

Zweitens: Dieser Impfstoff muss in großen Mengen bei minus 70 Grad gelagert werden. Das macht eine globale Verteilung umso komplizierter. Also frage ich mich, wird der Impfstoff nur den reichen Ländern zur Verfügung gestellt werden können? Was ist mit den Ländern im globalen Süden? Da dort bereits jetzt schon Hunger, Armut und eine schlechte medizinische Versorgung herrschen, werden gerade diese Länder zunächst am wenigsten von dem neuen Impfstoff profitieren. Als Arzt und Mensch stimmt mich das ziemlich nachdenklich.

Epoch Times: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Susanne Ausic.



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