Energiepreise: Immer höhere Belastung für Verbraucher

Zwei von drei Gaskunden ächzen laut einer Umfrage unter den gestiegenen Gaspreisen. Die Wirkung von Maßnahmen der schon bestehenden Entlastungspakete wird hingegen oft unterschätzt. Laut einer Berechnung des ifo-Instituts würde eine AKW-Laufzeitverlängerung den Strompreis immerhin leicht senken.
Der Gasverbrauch wird auf einem Gaszähler eines privaten Haushaltes angezeigt.
Der Gasverbrauch wird auf einem Gaszähler eines privaten Haushaltes angezeigt.Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Epoch Times14. September 2022

Immer mehr Menschen empfinden die hohen Energiepreise laut einer Studie als erhebliche oder sogar sehr schwere finanzielle Belastung. Dies gelte insbesondere für Gaskunden, berichtete das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.

Fast zwei Drittel von ihnen hätten laut einer Umfrage die Kosten dafür als „eher schwere“ oder „sehr schwere“ finanzielle Belastung bezeichnet. Dieser Anteil sei in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Grundlage der Studie war eine repräsentative Befragung des IMK, an der im August rund 2.200 Personen zwischen 18 und 75 Jahren teilnahmen.

Die Forscher befragten auch Menschen, die mit Öl heizen. Eine „eher schwere“ oder „sehr schwere“ finanzielle Belastung empfanden dort knapp 50 Prozent der Befragten. Im Fall von Fernwärme lag die Quote bei knapp 40 Prozent, bei den Stromkosten bei etwas mehr als 40 Prozent.

Untersucht wurde auch, wie die sogenannten Entlastungspakete I und II bei den Menschen ankommen. Positive Effekte der Pakete auf die persönliche finanzielle Situation würden vielfach nur unvollständig wahrgenommen, stellten die Forscher fest. So werde die reale Entlastungswirkung in diesem Jahr je nach Haushaltstyp um ein Drittel bei Singles ohne Kinder und bis zu knapp zwei Drittel bei Familien mit zwei Kindern und zwei Erwerbstätigen unterschätzt.

„Entlastungspakete sehr kleinteilig konstruiert“

„Ein Grund dürfte sein, dass diese Entlastungspakete sehr kleinteilig konstruiert waren“, vermutet IMK-Direktor Sebastian Dullien. Er sieht das als Fehler und warnte davor, dies beim angekündigten Entlastungspaket III zu wiederholen.

Zu den Maßnahmen der Entlastungspakete I und II zählen etwa die Abschaffung der Ökostrom-Umlage, die Anhebung von Steuerfreibeträgen, die 300-Euro-Energiepreispauschale, der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket für den Nahverkehr. Das dritte Paket sieht unter anderem eine Strompreisbremse, Einmalzahlungen für Ruheständler und Studierende sowie eine Kindergelderhöhung vor.

Die Umfrageergebnisse deuten laut IMK auch auf die Gefahr eines Konsumrückgangs über die kommenden Monate infolge gestiegener Energiepreise hin. Als Reaktion auf drohende Kaufkraftverluste planten „beträchtliche Teile“ der Bevölkerung, in den kommenden Monaten ihren Konsum einzuschränken.

Der wahrgenommene Spardruck reiche dabei bis weit in die Mittelschicht hinein. „Das gilt insbesondere mit Blick auf Gaststätten- und Restaurantbesuche, wo insgesamt 64 Prozent aller Befragten etwas oder erheblich kürzertreten wollen.“ In gleicher Weise einschränken wollen sich die Befragten zudem bei Innenausstattung, Haushaltsgeräten und -gegenständen (63 Prozent) sowie Bekleidung und Schuhen (61 Prozent).

ifo: AKW-Laufzeitverlängerung würde Strompreis senken

Eine Laufzeitverlängerung der drei deutschen Atomkraftwerke könnte den deutschen Strompreis im kommenden Jahr um immerhin vier Prozent senken. Das geht aus Berechnungen des ifo-Instituts hervor, die dieses am Mittwoch veröffentlichte. Die Atomkraftwerke erzeugen demnach rund vier Prozent des Stroms in Deutschland.

Der Stromerzeugungsanteil von Erdgas würde bei einer Laufzeitverlängerung allerdings nur von 8,3 Prozent auf 7,6 Prozent sinken. „Denn Atomkraft ersetzt Erdgas nicht 1:1, sondern kurzfristig vor allem auch Kohle“, sagte ifo-Energieexperte Mathias Mier. Gaskraftwerke glichen vor allem Schwankungen der Nachfrage und der erneuerbaren Energien aus. Atomkraft sei dazu ungeeignet. Denn die Kostenstruktur verlange nach einem Dauerbetrieb.

Nicht alle Determinanten des künftigen Stromverbrauchs und insbesondere der Erdgasverfügbarkeit im Winter seien heute bereits bekannt. Deswegen könne es sinnvoll sein, sich die Option Atomstrom auch über eine krisenbedingte, kurzfristige Laufzeitverlängerung im kommenden Jahr hinaus offenzuhalten, so das Institut. Für die Betreiber der Atomkraftwerke schätzt Mier, dass deren Gewinne im laufenden Jahr wegen der hohen Erdgaspreise unerwartet um 7,9 Milliarden Euro höher ausfallen werden. Auch andere Betreiber erwirtschafteten hohe, unerwartete Gewinne.

Die Diskussion um eine Änderung des Strommarktdesigns hält Mier für „nicht zielführend, weil der Strommarkt ja funktioniert“. Was nicht funktioniere, sei der Erdgasmarkt. „Da wurde politisch schlecht diversifiziert.“ (dpa/dts/mf)



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