Fall Amri: Ermittler werfen Berliner Polizei 254 Fehler vor

Interne Ermittler haben zahlreiche Versäumnisse der Berliner Polizei im Fall des Attentäters Anis Amri entdeckt. Die Kontrolleure rügten zudem eine „grob lückenhafte Aktenführung“.
Titelbild
Fahndungsfotos des Terroristen Anis Amri auf einer Polizeistation in Frankfurt/Main.Foto: Arne Dedert/dpa
Epoch Times14. April 2018

Interne Ermittler haben zahlreiche weitere Versäumnisse der Berliner Polizei im Fall des Attentäters Anis Amri entdeckt. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf einen 188-seitigen Bericht einer vom Berliner Polizeipräsidenten im Mai 2017 eingesetzten Taskforce.

Die Berliner Ermittler versäumten es dem Bericht zufolge,

Vorgänge zusammenzuführen, Ermittlungen zu bündeln und auszuweiten sowie zielgerichtet Maßnahmen der Inhaftierung oder der Abschiebung gegen ihn (Amri) zu initiieren“.

So sei zum Beispiel in 590 der abgehörten Telefongespräche von strafbaren Handlungen die Rede gewesen, es habe klare Hinweise auf mindestens zehn verschiedene Straftaten Amris gegeben.

Die Ermittler hätten allerdings jedes vierte Telefongespräch erst gar nicht auf Deutsch übersetzen lassen, hieß es weiter. Konkrete Hinweise auf einen geplanten Anschlag habe es in den Telefonaten allerdings nicht gegeben.

Insgesamt stellte die Taskforce laut „Spiegel“ 254 Mängel im Umgang mit Amri fest, 32 bezeichnet sie als schwer, weil sie sich auf das Ermittlungsergebnis ausgewirkt hätten. Die Kontrolleure rügten zudem eine „grob lückenhafte Aktenführung“.

Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland waren am 19. Dezember 2016 zwölf Menschen getötet und viele Dutzend verletzt worden. Der Attentäter Anis Amri war mit einem gestohlenen Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin gerast. Der Tunesier wurde einige Tage später auf der Flucht von Polizisten in Italien erschossen. In dem Fall gab es eine Serie von schweren Fehlern, die nach und nach ans Licht kamen.

Der Bundestag hatte Anfang März einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Mit den Pannen befassen sich auch Untersuchungsausschüsse der Landesparlamente von Berlin und Nordrhein-Westfalen. (dpa)

Weitere Artikel:

Skandal im Fall Amri: Akten des Berlin-Attentäters von Behörden gefälscht – LKA wusste: Anis Amri besaß tunesischen Reisepass

Gefälschte Akten im Landeskriminalamt: Weitere Manipulationen im Fall Anis Amri entdeckt

„BamS“: LKA in NRW warnte im März 2016 vor Anschlag von Anis Amri und forderte seine Abschiebung

Anis Amri hatte mindestens 14 Identitäten



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion