Frankfurter Bahnhof soll in Alptug-Sözen-Station unbenannt werden – Türke rettet Obdachlosen das Leben und stirbt

Nach dem tragischen Tod des 17-jährigen Türken Alptug Sözen an einer S-Bahn-Haltestelle in Frankfurt am Main beim Versuch einen Obdachlosen zu retten, erwägt der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) die Haltestelle in Alptug-Sözen-Station umzubennen.
Titelbild
Warnschild nahe einer S-Bahn.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times24. November 2018

Nachdem tragischen Unfalltod des 17-jährigen türkischstämmigen Schülers Alptug Sözen vorletzten Dienstag, befürwortet der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann dem jungen Mann für seine mutige Tat zu würdigen.

Auf Facebook schreibt Feldmann dazu: er habe bereits mittels Briefen bei zuständigen Stellen angeregt, die Station Ostend-Straße im Gedenken an die Zivilcourage des jungen Mannes umzubenennen.

Damit reagierte Feldmann unter anderem auf die Initiative von Dogus Albayrak, dem Bruder der 2014 getöteten Tugce Albayrak aus Gelnhausen, der mit einer Online-Petition die Umbenennung des Ostend-Bahnhof in Alptug-Sözen-Bahnhof fordert.

Laut einer von „Bild“ veröffentlichten informellen Umfrage zum Thema, sprechen sich zwei Drittel der Teilnehmer der Umfrage gegen die Umbenennung aus.

Junger Türke rettet selbstlos Obdachlosen

Laut Ermittlungen der Bundespolizei entdeckte der 17-jährige Chemie-Praktikant am vorletzten Dienstag auf seinem Nachhauseweg von Frankfurt nach Hanau einen stark alkoholisierten Obdachlosen aus Kasachstan hilflos im Gleisbett der S-Bahnstation Ostendstraße in Frankfurt am Main liegen.

Um den 44-jährigen Mann zu retten, stieg der Alptug Sözen auf die Gleise der unterirdischen Haltestelle und wurde bei seinem Versuch, den 44-jährigen Wohnungslosen zu retten, von einer einfahrenden S-Bahn erfasst. Der junge Mann war sofort tot.

Der auf den Gleisen liegende Obdachlose kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus und ein anderer Wohnungsloser, der bei dem Rettungsversuch ebenfalls auf die Gleise gestiegen war, erlitt nur leichte Verletzungen.

Der Zugführer und zwei Reisende, die den Unfall miterlebten, wurden psychologisch betreut. Alle drei erlitten einen Schock.

Videos des Leichnams kursieren in der Schule

Kurz nach dem Vorfall kursierten laut „FAZ“ einige Gerüchte in Internetforen, dass es sich um eine Mutprobe gehandelt habe. Auch Fotos von Zeugen, die den toten Leichnam nach dem Unfall zeigten, wurden im Netz verbreitet.

Die Tante von Alptug Sözen äußerte sich stellvertretend für die Familie gegenüber der „FAZ“. Über die Vorwürfe im Internet und die Bilder und Videos sei sie fassungslos.

„Was ich nicht verstehe, ist, wie die Menschen funktionieren“, so die Tante. Sie könne nicht verstehen, dass sich keiner der anderen Zeugen schützend vor die Leiche gestellt habe, um sie vor den Blicken anderer zu schützen.

Wie sie weiter berichtete, seien am nächsten Tag auf dem Pausenhof in Alptugs Schule Videos vom Unfall herumgezeigt worden. Die Familie hatte von der Schulleitung davon erfahren. „So etwas muss doch unterbunden werden“, so die Tante des Unfallopfers.

Nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizei sei das Video auf einer Internetseite veröffentlicht worden, die über einen Server in Australien betrieben wird. Die Leiche des Jugendlichen sei deutlich zu erkennen und „mit entsprechenden Kommentaren versehen“, so die „FAZ“ in einem weiterem Bericht.

Zivilcourage sorgt für Anteilnahme

Bereits am Montag legte die Stadt Hanau ein Kondolenz-Buch aus. Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminski schreibt darin laut „Bild“:

Er hat Spuren hinterlassen in unseren Herzen. Ein so selbstloses Handeln ist heute nicht mehr überall anzutreffen und ich hoffe, dass er wieder Menschen als Vorbild dient was Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit angeht.“

Die Islamische Gemeinde Hanau e.V. organisierte zum Gedenken an Alptug Sözen eine Trauerkundgebung. An der Gärtnerstraße in Hanau versammelten sich laut „Hanauer Anzeiger“ Hunderte von Menschen mit türkischen und deutschen Wurzeln, um Abschied von Mustafa Alptug Sözen zu nehmen und verrichteten das Totengebet.

Der Hanauer Stadtrat Thomas Morlock war ebenfalls zugegen. In seiner Ansprache würdigte er die Zivilcourage des jungen Mannes: „Durch seine Tat hat Mustafa Alptug Sözen vielleicht mehr für Verständnis und Respekt zwischen den Kulturen getan, als es 1000 Worte vermögen.“

Der junge Mann müsse ein „besonderer Mensch“ gewesen sein, so der Stadtrat in seiner Rede. In Momenten, in denen andere in Not gerieten oder hilflos seien, zeigten sich Mitgefühl und Größe. Die Familie könne stolz auf ihren Sohn sein, und Hanau sei es ebenfalls, so Morlock abschließend.

Ein Video des „Hessischen Rundfunk“ zeigt die Trauerveranstaltung und ein Interview mit dem Onkel des jungen Türken.

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Auch in den sozialen Medien drücken zahlreiche Menschen der Familie Sözen ihr Beileid aus. Frankfurter Bürger legten aus Anteilnahme Kerzen, Blumen und Kränze auf dem Ostend-Bahnhof ab.

Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen

Wie die „Hessische Rundschau“ berichtete, gibt es am Ostend-Bahnhof keinen Nothalte-Regler oder Videokameras wie bei es den U-Bahnhöfen installiert sei, um Unfälle frühzeitig zu erkennen.

Grundsätzlich warnt die Frankfurter Verkehrsgesellschaft, keinesfalls auf die Gleise zu steigen. Im Notfall solle man das Sicherheitspersonal kontaktieren oder die Nummer 112 wählen. Beide seien sie in der Lage im Falle einer akuten Gefahr eine sofortige Notfall-Bremsung eines Zuges zu veranlassen. (nh)



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