Führerscheinprüfung: Warum knapp 40 Prozent der Fahrschüler durchfallen

Immer mehr Fahrschüler fallen in Deutschland bei der Führerscheinprüfung durch. Zu volle Straßen, zu komplexe Verkehrsregeln, meinen die Prüfer. Der Fahrlehrerverband sieht aber noch andere Gründe.
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Zahl der Fahrprüfungen steigt auf ein Rekordniveau. Allerdings enden auch immer mehr Prüfungen ohne Erfolg. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times18. Februar 2023

Der Wunsch nach einem Führerschein ist in Deutschland ungebrochen. Nach Angaben des TÜV-Verbands wurde 2022 ein Rekord bei der Zahl der Führerscheinprüfungen erreicht – allerdings ist auch die Durchfallquote enorm gestiegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr 39 Prozent der theoretischen Prüfungen für alle Fahrerlaubnisklassen nicht bestanden. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch 2013. Bei den praktischen Prüfungen fielen 37 Prozent der Fahrschüler durch.

Geringere Verkehrswahrnehmung bei der heutigen Jugend

Die Suche nach den Gründen gestaltet sich schwierig. Einer ist aus Sicht der Prüforganisationen der komplexer und dichter werdende Straßenverkehr. Dies ist vor allem in den Großstädten der Fall. Neue Radwege und Busspuren machen die Verkehrsführung komplizierter und fordert selbst von erfahrenen Autofahrern erhöhte Aufmerksamkeit. Die Durchfallquote in der Stadt sei deshalb höher als auf dem Land. In Hamburg etwa lag diese im Jahr 2021 bei 45 Prozent.

Auf der anderen Seite seien junge Fahrschüler weniger aufmerksam im Straßenverkehr als noch Jahre zuvor, so die Beobachtung von Kurt Bartels, Vize-Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. „Der junge Mensch, der heute in die Fahrschule kommt, hat eine ganz andere Verkehrswahrnehmung als noch vor 20 Jahren – nämlich eine geringere“, sagte er gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ in Berlin. Grund hierfür sieht er in der permanenten Handy-Nutzung.

„Schauen Sie mal in ein Auto, ob die Kinder auf die Straße schauen. Nein, sie gucken auf ihr Smartphone. Sie gehen zu Fuß und gucken auf ihr Smartphone“, sagte Bartels. Auf diese Weise verlören sie die „natürliche Affinität zum Verkehrsgeschehen“.

Hinzu kommt, dass die Verkehrsregelungen in den letzten zwei Jahrzehnten massiv zugenommen haben. Damit steigen auch die Anforderungen an die Fahrschüler enorm. „Die Ausbildung ist heute anspruchsvoller als früher: Die Prüfungszeit wurde verlängert, Inhalte wurden vereinheitlicht, neue Inhalte kamen dazu“, erklärte Jürgen Kopp, Chef der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, gegenüber dem „ZDF“.

Automatikautos werden beliebter

Für die Durchführung der Prüfungen sind der Verein DEKRA und die verschiedenen TÜV-Organisationen zuständig. „In Deutschland bekommt nur einen Führerschein, wer in den Verkehrs- und Verhaltensregeln im Straßenverkehr sattelfest ist und ein Fahrzeug wirklich beherrscht“, sagt Roland Krause, Leiter der technischen Prüfstelle des DEKRA Dresden.

Insgesamt registriert der TÜV-Verband im Jahr 2022 rund 3,6 Millionen praktische und theoretische Prüfungen. Damit wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2019 um rund 20.000 praktische Prüfungen übertroffen.

Der Zuwachs lässt sich teilweise auch durch nachgeholte Prüfungen erklären, die aufgrund von Einschränkungen während der Corona-Pandemie nicht abgelegt werden konnten. Viele Fahrschulen hatten zeitweilig geschlossen.

Interessant ist auch, dass immer mehr Führerscheinprüfungen mit einem Automatikauto gemacht werden, wie der Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmer vor einigen Wochen mitteilte. (dl/dpa)



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