Kontroverse um Wärmepumpen: Uni Köln widerlegt Habecks Kalkulation

Wirtschaftsminister Robert Habeck will möglichst viele Heizpumpen unters Volk bringen – und die Bürger mit attraktiven Rechnungen überzeugen. Die Probe aufs Exempel machten die Uni Köln und Haus & Grund. Beide entkräfteten die Aussagen des Ministers deutlich.
Titelbild
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich verrechnet.Foto: Matthias Kehrein
Von 13. April 2023

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Ab Januar 2024 soll ein Einbau von Öl- und Gasheizungen hierzulande nicht mehr möglich sein. Dann sollen die Bürger nur noch elektrische Wärmepumpen einbauen dürfen, die mit rund 30.000 Euro in etwa das Dreifache kosten, wie neue Gasheizungen.

Eine deutliche Mehrheit der Wohnungseigentümer zeigt sich mit diesen Umbaumaßnahmen überfordert, wie die „Welt“ berichtete. Laut einer Umfrage des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland unter seinen Mitgliedsunternehmen haben 96 Prozent nicht genügend Rücklagen, um die betreffenden Gebäude „umfassend energetisch zu sanieren“. Für 87 Prozent seien die Rücklagen auf den Hauskonten zu klein, um eine Wärmepumpe einzubauen.

Deshalb entscheiden sich viele Deutsche dafür, noch in diesem Jahr eine Gasheizung zu installieren. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) versuchte kürzlich im Gespräch mit der F.A.Z., die Menschen von dem vermeintlichen Kostenvorteil der Wärmepumpen zu überzeugen.

Uni Köln kontert Habecks Rechnung

Über den gesamten Lebenszyklus einer Heizung hinweg sei laut dem Minister die Wärmepumpe günstiger als eine Gasheizung. Die Mehrkosten einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus samt Installation bezifferte Habeck auf durchschnittlich 19.115 Euro. Dem sollen über die Betriebszeit von 18 Jahren Einsparungen von 21.996 Euro gegenüberstehen.

Für den Hauseigentümer in diesem Rechenbeispiel wäre dies somit eine Einsparung von knapp 3.000 Euro. Dazu kämen noch die staatlichen Fördermittel obendrauf. 25 bis 40 Prozent der Kosten für die Wärmepumpe sollen diese abdecken, was zu noch höherer Ersparnis führe.

Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI) kam bei einer Überprüfung von Habecks Rechnung jedoch zu einem anderen Ergebnis. Die Uni rechnete mit einem bereits sanierten Einfamilienhaus in Nordrhein-Westfalen vier Szenarien aus. Die Forscher berücksichtigten dabei sich unterschiedlich entwickelnde Energiepreise. In ihrem Modell ist die staatliche Förderung von 25 Prozent bereits abgezogen.

Das Ergebnis ist eindeutig: In allen vier Szenarien entpuppt sich die Gasheizung als günstigere Option für Hauseigentümer.

Die Forscher der Universität errechneten für die Gasheizung einen Preis pro Kilowattstunde von 17,7 Cent. Sie berücksichtigten laut „Blackout News“ hier die bis 2026 geltende Energiepreisbremse. Demgegenüber stehen 20,2 Cent pro Kilowattstunde für die Luft-Wärmepumpe mit einem Haushaltsstromtarif.

Wärmepumpen nicht überall einsetzbar

Bei der ganzen Debatte ist zu berücksichtigen, ob eine Wärmepumpe in jedem Haus eingebaut werden kann. Das hängt unter anderem von der baulichen Substanz ab, wie der „Focus“ berichtet. Hier ist die individuelle Beratung eines Fachbetriebs einzuholen.

Einen groben Überblick liefert die Website der „Wärmepumpen-Ampel“, die die Forschungsstelle für Energiewirtschaft München (FfE) entwickelte. Dort zeigt eine Karte, ob ein Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist oder nicht. Nach Eingabe der Postleitzahl erscheint die entsprechende Karte für das Gebiet und eine Einstufung, sofern es bewertet wurde.

Die Website der Wärmepumpen-Ampel. Foto: Screenshot, Wärmepumpen-Ampel

Bei seiner Rechnung verweist Habeck zudem gern darauf, dass durch den starken Ausbau von Wind- und Solaranlagen der für Wärmepumpen wichtige Strom günstiger werde. Das sei ein weiterer Vorteil gegenüber den fossilen Brennstoffen.

Hierauf antwortete EWI-Managerin Johanna Bocklet und warnt vor zu hohen Erwartungen: „Ob der Strompreis zeitnah mit dem Ausbau der Erneuerbaren deutlich sinken wird, ist fraglich. Solange Gas zur Stromerzeugung genutzt wird, treibt der Gaspreis in diesen Stunden den Strompreis.“

Höhere Kosten für Mieter und Vermieter

Ein weiterer möglicher Rechenfehler ist womöglich im Gesetzentwurf zu den jährlichen Kosten der Wärmewende für die Bürger enthalten. In diesem spricht das Ministerium von „rund 9,157 Milliarden Euro“. Ab 2029 soll der Betrag dann auf jährlich 5,039 Milliarden Euro sinken.

Auch in diesem Fall gibt es eine Kontrollrechnung, in diesem Fall vom Eigentümerverband Haus & Grund (H&G), die der „Bild“ vorliegt. Demnach könnten die Kosten für Wohnungs- und Hausbesitzer mehr als doppelt so hoch ausfallen, wie der Wirtschaftsminister annimmt. H&G-Präsident Kai Warnecke spricht von viel zu niedrigen Zahlen:

Die Zahlen im Gesetzentwurf sind eine Milchmädchen-Rechnung.“

Warnecke rechnet vor: „Das Ziel sind 500.000 neue Wärmepumpen im Jahr. Bei Kosten von durchschnittlich 40.000 Euro pro Wärmepumpe entstehen hierdurch jährliche Kosten in Höhe von 20 Milliarden Euro.“

Die Rechnung von H&G beinhaltet die von Habeck versprochenen staatlichen Förderung nicht. Wie hoch diese letztlich ausfallen wird, ist noch unklar. Finanzminister Lindner sprach erst kürzlich für eine eingeschränkte Förderung des Heizungsaustauschs und von begrenzten Fördermitteln. Der Staat könne „nicht auf Dauer und nicht vollständig die Kosten tragen“, so Lindner.



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