IQB-Bildungstrend: „Miserables Zeugnis“ für die deutsche Bildungspolitik

Immer mehr Grundschüler scheitern an Mindeststandards in Lesen, Schreiben und Rechnen - für den weiteren Bildungsweg und die berufliche Zukunft sind das schlechte Voraussetzungen.
Titelbild
Stühle stehen in einer Gemeinschaftsschule in einer Grundschulklasse in Baden-Württemberg auf den Tischen.Foto: Sebastian Gollnow/dpa/dpa
Epoch Times1. Juli 2022

Die Auswirkungen der Schulschließungen in der Coronakrise haben das Leistungsniveau von Viertklässlern in Deutschland in den Fächern Deutsch und Mathematik spürbar gesenkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag von der Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer veröffentlichte erste Vorabauswertung des sogenannten IQB-Bildungstrends 2021. Er erfasst den Leistungsstand von Schülern am Ende der Grundschulzeit.

Nach Angaben der KMK stieg die Zahl der Kinder, die die Mindeststandards in den Fächern Deutsch und Mathematik verfehlen, im Vergleich zu früheren IQB-Berichten aus den Jahren 2011 und 2016 „teilweise deutlich“ an. Die aktuelle Erhebung lief vor den Sommerferien im vergangenen Jahr. An ihr nahmen knapp 29.000 Schüler an rund 1.500 Schulen teil.

Laut Vorabauswertung bestätigte der aktuelle IQB-Bildungstrend außerdem einen ebenfalls aus anderen Erhebungen bekannten Umstand, wonach vor allem bereits mit Lernproblemen kämpfende Kinder unter den Schulschließungen und Unterrichtsausfall besonders stark litten.

Alles wegen Corona?

Laut Vorauswertung verfehlte jeweils knapp ein Fünftel der Schüler die bundesweit verbindlich festgelegten Mindeststandards im Lesen und Zuhören, im Bereich Rechtschreibung war es sogar beinahe ein Drittel. Auch im Bereich Mathematik gilt dieses für etwa ein Fünftel.

Demnach lässt sich die Lage allerdings nicht ausschließlich durch die Folgen der Coronamaßnahmen erklären, da der Trend bereits seit 2011 vielfach negativ ist. So war die Zahl der Kinder, die Mindeststandards in den Bereichen Zuhören und Mathematik verfehlte, auch zwischen 2011 und 2016 gestiegen. Die Steigerungsrate war aber viel weniger ausgeprägt.

Ebenso rückläufig war langfristig zugleich der Anteil der Mädchen und Jungen, die den definierten Regelstandard erreichten. Im Bereich Lesen sank er zwischen 2011 und 2021 von 66,7 Prozent auf 57,6 Prozent, im Bereich Mathematik von 67,9 Prozent auf nur noch 54,8 Prozent. Das bedeutet, dass jeweils annähernd die Hälfte der Viertklässlerinnen und Viertklässler die als normal angesehenen Fähigkeitsstand nicht erreicht.

„Miserables Zeugnis“ für die Bildungspolitik

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte, die Studie stelle der Bildungspolitik in Deutschland ein „miserables Zeugnis“ aus. „Wenn, wie festgestellt, in den beiden zentralen Grundschulfächern Deutsch und Mathematik nur jeweils die Hälfte der Kinder die Regelstandards erreicht und ein Fünftel sogar die Mindeststandards verfehlt, kommt man nicht um die Feststellung herum, dass die Bildungspolitik ihre in den Bildungsstandards selbst formulierten Ziele in zunehmendem Maße haushoch verfehlt.“

Die wissenschaftliche Leiterin des IQB, Petra Stanat, sagte: „Fast 20 Prozent Kinder, die nicht gut lesen können, das ist ein Problem und das wird auch schwierig, das aufzuholen.“ Es bedürfe dann großer Kraftanstrengungen in den weiterführenden Schulen. (afp/dpa/dl)



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