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plus-iconEin Jahr Corona – und nichts dazugelernt

Katarina Witt: „Willkommen zurück in der DDR“ – Der Corona-Brief der Eisprinzessin

„Was für eine erschütternde Bilanz der hilflosen Planlosigkeit“: Eiskunstlauflegende Katarina Witt schreibt nach den neuen Ankündigungen der Bundeskanzlerin einen Brief auf Facebook und erinnert sich an die Zeiten der DDR zurück.

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Katarina Witt am 17. Februar 2019 in Monaco beim Laureus World Sports Award.

Foto: Matthew Lewis/Getty Images for Laureus

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Lesedauer: 6 Min.

Zweifache Olympiasiegerin, vierfache Weltmeisterin und sechsfache Europameisterin: Mit diesen Titeln wurde Katarina Witt in den 1980er Jahren, im letzten Jahrzehnt der sozialistischen DDR, zur Eiskunstlauflegende und zum Vorzeigemädchen des sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates.
Heute lebt die 55-Jährige in Berlin und engagiert sich neben ihren „zahllosen unternehmerischen und künstlerischen Tätigkeiten (…) vielfältig wohltätig auf dem Gebiet der Sportförderung, Umwelt und sozial“, heißt es in ihrer Biografie.
Vielleicht war es ihre soziale Ader, die sie bewegte, vielleicht war es etwas anderes, das sie am Abend des 23. März im zweiten Jahr der großen Pandemie derart aufwühlte, dass die Eisprinzessin sich veranlasst sah, einen langen Brief zu schreiben und ihn auf Facebook zu veröffentlichen. Die „Hamburger Morgenpost“ vermutet, dass es die neuen Verkündigungen der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten vom Vorabend gewesen sein könnten.

„Willkommen zurück in der DDR“

Der Brief beginnt mit: „Liebe Facebook-Freunde …“
„… nach über einem Jahr, sind wir genau da angekommen, wo wir begonnen haben“, schreibt Katarina Witt und erinnert an den Hashtag  #wirbleibenzuhause, dem Aktionsaufruf von Jens Spahn, dem Gesundheitsminister.
Man habe in diesem Jahr Corona nichts dazugelernt, wirft die Eisprinzessin den Regierenden vor und erinnert an vollmundige Ankündigungen und gebrochene Versprechen, an Spenden- und Maskenskandale, an ein Komplettversagen bei der Impf- und Teststrategie: „Was für eine erschütternde Bilanz der hilflosen Planlosigkeit.“
Und obendrauf noch einmal vier Wochen verschärfter Lockdown, ärgert sich Katarina Witt.
„Weitere Freiheitseinschränkungen, Vorgaben, wer wann, wohin, oder überhaupt Reisen darf, die existierende festgeschriebene Rechtsstaatlichkeit ausgehebelt und die Unmündigkeit des Volkes, wird unter Vorgabe der Rücksichtnahme festgelegt.“
Die Ähnlichkeit sei verblüffend. Was man „zum Wohle des Volkes“ kollektiv in kleinem Kreise einfach so durchsetzen könne, wie früher im Sozialismus, erinnert sich die Eiskunstlauflegende und: „Willkommen zurück in der DDR“.

Der „Laden des Lebens“

Witt ist niemand, den man in die vorgefertigte Schublade der Corona-Leugner stecken könnte. „Der lebensgefährliche Virus ist da und es gilt, Menschen zu beschützen!“, macht sie klar. Doch es gebe jetzt auch sichere Öffnungs-Konzepte für ein zumindest eingeschränktes gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben.
Jedoch jene, die versuchen, mit Konzepten den „Laden des Lebens“ am Laufen zu halten, stehen jenen gegenüber, die in nächtlichen Tagungen diesen „alternativlos“ wieder dicht machen und lösungsorientierte Ideen vom Tisch wischen.

Lauter Spezialisten am Werk

Im normalen Leben geht der Mensch bei Problemen zu einem Spezialisten, der ihm helfen kann. Auch Katarina Witt sieht das so: Zahnärzte und Orthopäden bei Schmerzen, der Anwalt bei Rechtsstreitigkeiten, eine erfahrene Trainerin bei sportlichen Fragen, Freunde und Familie bei menschlichen Angelegenheiten. Doch es gab und gibt drei Menschen, die großen Einfluss auf ihr Leben hatten oder haben und die sie nicht als Spezialisten für die betroffenen Bereiche ansieht.
„Mein Leben beeinflusste ein sozialistischer Dachdecker, der das Haus kreierte, in dem ich aufwuchs. Eine fürsorgliche Physikerin bringt mir die Moleküle meines bisher selbstbestimmten Lebens durcheinander und ein Bankkaufmann, bietet mir in der größten Gesundheitskrise unseres Landes keinen Impfplan an!“
Witt nannte die Namen nicht, aber der Hinweis auf Erich Honecker, Angela Merkel und Jens Spahn ist eindeutig – und die Kombination war vielleicht auch nicht ganz zufällig gewählt.

Déjà-vu? Déjà-vu!

Es sei für sie nicht der geringste Triumph, feststellen zu müssen, bekennt Katarina Witt, dass ganz Deutschland ein Jahr lang einen Hauch davon verspürt habe, wie es sei, „von einer Handvoll Regierungsmitgliedern bestimmt, gelenkt und beeinflusst zu werden“.
Vielleicht werde es auch eine einjährige Momentaufnahme einer gesamtdeutschen Geschichtsperiode und vielleicht werde es auch ein Schlussstrich sein, „dass wir ehemaligen DDR-Bürger uns nicht mehr erklären und verteidigen müssen!“, so Katarina Witt – denn: #wirsindzuhause.

Vielfältige Reaktionen

Katarina Witts Post löste hohe Wellen in den sozialen Medien aus: aktuell knapp 40.000 Likes, über 32.000 Mal geteilt, über 5.100 Kommentare – Tendenz steigend.
Die Reaktionen sind vielfältig, oft positiv: „Liebe Kati, Du warst mein Idol in meiner Kindheit und hast den Glitzer in mein sächsisches Jugendzimmer gebracht und nun bist Du es wieder, denn Du sprichst aus, wovor ich Angst habe, es zu sagen. Angst, diffamiert zu werden, beleidigt und gemieden. DANKE für Deinen Mut, Deine Worte und fühl Dich herzlichst umarmt.“
Jemand meinte: „Der DDR Vergleich ist mehr als daneben. Ich habe volles Verständnis für die Beschlüsse der Bundesregierung und der MP.“
Andere wiederum fanden, dass sie nicht das Recht habe, diese Kritik zu äußern, weil sie ja als junge Spitzensportlerin selbst Aushängeschild des DDR-Regimes, Mitglied der FDJ und der SED war. Ja, so war es wohl. 2001 gestand Katarina Witt dem „Spiegel“, dass sie „von diesem Staat überzeugt“ gewesen sei. Überwacht wurde sie natürlich trotzdem. Die Stasi hatte sie bereits mit sieben Jahren auf dem Schirm.

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