Krise der Schule: Was stattfand war „Buchdruckkultur in Reinform, bloß elektrisch“

„Online Learning ist deutlich besser, um gute Noten zu verdienen“, sagt ein 15-Jähriger. Doch eigentlich wollen die Schüler einer 9. Klasse lieber Präsenzunterricht. Manche Eltern erlebten im „Homeschooling“ eine andere Überraschung und fragen sich: „Warum sollen meine Kinder diesen Unsinn lernen?“ Eine Annäherung an die Schule von heute.
Öffentliche Schulen in der Krise
Durch das Lernen zu Hause erhielten Eltern viel mehr Einblick in das, was ihr Kind lernen soll. Nun zweifeln einige Eltern an den Inhalten und dem Lernstoff. Auch die Art und Weise, wie manches in den Schulbüchern aufbereitet ist, wird kritisiert.Foto: iStock
Von 3. Juni 2021

In Deutschland besteht seit 1919 Schulpflicht. Kinder müssen in die Schule gehen, ganz gleich, ob die Schulen Präsenzunterricht oder „Homeschooling“ anbieten. Der landesweit benutzte Begriff „Homeschooling“ ist jedoch falsch. Eine korrekte Bezeichnung für das, was seit 2020 im Bildungsbereich stattfindet, ist Fernunterricht oder Online Learning.

Lehrer stellten die Aufgaben online, es gab Videokonferenzen und hin und wieder auch Online-Leistungskontrollen. Echtes „Homeschooling“ bedeutet im Gegensatz dazu freiwilliges Lernen, meist zu Hause, frei in den Themen und Aufgaben und ist in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen nicht erlaubt.

Was sagen Schüler, Lehrer und Eltern, nachdem sie nahezu ein Jahr Präsenzphasen und Fernunterricht erlebt haben? Ist Online Learning besser als Präsenzunterricht? Epoch Times befragte dazu unter anderem Schüler und Lehrer einer Oberschule in Sachsen. Zudem sprachen wir mit Eltern in Mecklenburg-Vorpommern. Was sagen die Betroffenen?

Online Learning – Was spricht dafür?

Einige Schüler finden Fernunterricht praktisch, weil sie nicht früh aufstehen müssen. Bei einer Umfrage unter Schülern einer 9. Klasse in Sachsen sagte einer der 15-Jährigen zudem: „Der Vorteil ist, man kann sich alles selbst einteilen, Aufgaben zusammen machen und jederzeit das Internet als Hilfe benutzen.“

Acht Stunden nicht in der Schule sitzen zu müssen sei gut, ebenso wie nicht von früh bis spät dauerhaft Unterricht zu haben. Videokonferenzen seien gut. Interessant ist auch dieser Satz eines Schülers: „Online Learning ist deutlich besser, um gute Noten zu verdienen.“

Fernlernen erfordert enorme Selbstdisziplin. War zuvor das Internet ein Mittel zur Freizeitgestaltung, bildet es nun die Basis für den Schulalltag. Nicht überall gibt es die passenden technischen Voraussetzungen und gutes Netz, vor allem im ländlichen Bereich. Und zum Monatsende ist das Datenvolumen manchmal einfach alle.

Was sagen die Lehrer?

Einige Lehrer der Schule beobachteten grob eine Dreiteilung der Klassen. 20 bis 25 Prozent der Schüler könne man eine Aufgabe anbieten und sie seien selbstständig genug, um in das Thema einzusteigen, so ein Fachlehrer der befragten Oberschule. Von den anderen Schülern höre man: „Ich kann die Datei nicht öffnen“ (nicht finden, nicht hochladen und ähnliches), „das geht nicht“ oder „ich versteh‘ das nicht“.

Viele weitere fingen erst dann an zu arbeiten, wenn ihre Eltern nach Hause kämen. Sie arbeiteten nur unter Kontrolle oder in Begleitung. Ein Drittel der Schüler habe man hingegen verloren. Sie hätten keinen Antrieb und keine Struktur, es gebe nur sehr wenige oder gar keine Rückmeldungen (online). Ihnen schade der Online-Unterricht.

Die Lehrer erhalten die Antworten auf die Aufgaben bis weit nach Mitternacht. Über Nacht sammeln sich 70 Antwortmails und mehr im Postfach an, jede mit Anhang. Am Wochenende sind es vergleichsweise mehr, ebenso am Abend des Abgabetermins. Manchmal, so ein anderer Lehrer, sei völlig unklar, wann diese kontrolliert werden sollten, da am Montag Videokonferenzen mit Schülern verschiedener Klassen angesetzt sind.

Obwohl viele Eltern und Schüler die Möglichkeit von Videokonferenzen gut finden, ist die aktive Beteiligung oft gering. Andere Schüler sind auch auf diesem Weg nicht erreichbar. Es habe jedoch auch etwas Gutes, wie eine Studentin im Rahmen der Befragung kommentierte: „Da trennt sich die Spreu vom Weizen: Wer jetzt Onlineschooling packt, kann später auch studieren.“

Kritik: Was stattfand, war „Buchdruckkultur in Reinform, bloß elektrisch“

Schule sei bisher in erster Linie als Betreuung konzipiert. Kinder brauchen jemanden, der auf sie aufpasst, aber auch Hilfestellung beim Lernen leisten kann, erklärt Marina Weisband, Psychologin. Sie engagiert sich bei den Grünen zu Themen der Digitalen Bildung und im Projekt aula. Für Online Learning werde dezentrales Personal gebraucht.

Analoger Unterricht könne nicht einfach eins zu eins per Zoom übertragen werden, dabei würde niemand irgendetwas lernen. Warum dezentraler und hybrider Unterricht nicht umgesetzt wurde, ist ihr unklar. Im hybriden Unterricht werden oft Online Learning und Präsenzunterricht gemischt, es wird vor dem Bildschirm unter anderem in Kleingruppen miteinander gearbeitet.

Was an vielen Schulen stattfand, sei „Buchdruckkultur in Reinform, bloß jetzt elektrisch“. Digitalisierung sei eine Viele-zu-vielen-Kommunikation. Was die Schule mache, sei aber einfach weiterhin Einer-zu-vielen-Kommunikation. Das sei nur die „Elektrifizierung“ des Bestehenden.

Ihr Fazit ist: „In der Pandemie sind die Klassen am besten gefahren, die auch sonst relativ selbstständig gearbeitet haben, relativ fachübergreifend, relativ digital. Schlechter ging es denen, die sehr auf Kontrolle, Prüfungen und starre Unterrichtskonzepte gesetzt haben.“ Zu ihrer eigenen Schulzeit sagt Weisband: „Ich habe die Schule geschwänzt, um etwas zu lernen.“

Was spricht für Präsenzunterricht?

Lehrer und Schüler in einem Raum, direkte Interaktion. Bildung beruht auf guten Beziehungen, wie nicht nur Pädagogen und Psychologen betonen. Ohne eine gute Beziehung lernt kaum ein Kind richtig gut. Eine lebendige Beziehung findet stets analog statt.

Ein großer Vorteil ist, dass den Schülern direkt geholfen wird. Ihr Lernen wird organisiert, indem sie zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein müssen. Die Schüler müssen anwesend sein – was auch bedeutet, dass sie sich die Zeit zum Lernen nehmen. Sie werden dazu angehalten, es ernst zu nehmen.

Was sagen die Schüler?

Die Schüler der befragten 9. Klasse bevorzugen fast alle den Präsenzunterricht. Sie sagen: „Ich möchte lieber Präsenzunterricht, weil ich mich da besser konzentrieren und besser lernen kann.“ Präsenzunterricht sei besser, weil man es besser erklärt bekäme.

Es sei sogar „viel besser, da ich im Onlineschooling auf mich allein gestellt bin und mich das stark überfordert. Im Präsenzunterricht bekommt man immer einen Teil mit, auch bei wenig Konzentration – online nicht. Das ist sehr frustrierend und löste manche Nervenzusammenbrüche aus.“

Zwar gebe es im Präsenzunterricht unangekündigte Arbeiten, das sei negativ, aber „im Homeoffice muss man sich alles selber beibringen“. In der Schule muss man sich nicht selbst die Aufgaben einteilen, es gibt weniger Ablenkungen und keine technischen Probleme.

Und es gibt einen gewissen Druck. Eine Schülerin sagt: „Ich muss es mehrfach sehen und hören. Wenn der Lehrer das dann macht, ist man gezwungen, es zu machen, auch wenn man es nicht will.“

Bildungsministerin: Normalität in Deutschland

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach sich im Oktober 2020 für den Präsenzunterricht aus. Dieser solle auch in Zukunft das Normalereignis in Deutschland bleiben. Es gehe darum, zu zeigen, dass Homeschooling keine Alternative zum Präsenzunterricht ist.

Bei der Digitalisierung gehe es darum, individuelleres Lernen im Präsenzunterricht möglich zu machen, und nicht darum, Homeschooling „im Breiten“ zu ermöglichen. „Es ist nur gut, dass wir es jetzt kurzfristig haben, um in der Pandemie überhaupt Beschulung vollständig gewährleisten zu können“, so Karliczek.

Eine Überraschung bei den Eltern

Durch die Lockdown-Maßnahmen wurden die Eltern zu ehrenamtlichen Hilfslehrern erklärt, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Verpflichtungen. Wie sehen die Eltern das?

Eine alleinerziehende Mutter in Mecklenburg sagte der Epoch Times, dass es „einfach nur Megastress für Eltern und Kinder ist, den Stoff so runterzuarbeiten. Der Tagesablauf ist ein anderer, wenn meine Kinder zu Hause sind. Der Druck, dieses Material abzuarbeiten, ist extrem.“

Schulische Inhalte hinterfragt

Für einige andere Eltern ist die Grenze dessen überschritten, was ihnen zugemutet wird – inhaltlich gesehen. Während des Fernunterrichts haben sie viel deutlicher erfahren, welche Inhalte in den deutschen Schulen gelehrt werden. Und sie hinterfragen diese zunehmend.

„Warum sollen meine Kinder diesen Unsinn lernen?“, formulierte es eine weitere Mutter. Dabei geht es nicht um Mathematik, Deutsch oder Englisch, sondern eher um die Werte, die in Sozialkunde oder Gesellschaftskunde auf dem Lehrplan stehen (Sexualerziehung).

Die Eltern eines Erstklässlers fragen sich: Warum wird der Buchstabe V in der ersten Klasse nicht am Beispiel von Wörten wie Vogel, Vogelfutter oder Vogelhäuschen geübt? Foto: privat

Etwas Ähnliches findet sich auch im Grundschulbereich. Die Art und Weise, wie die Inhalte in Schulbüchern aufbereitet sind, ist manchmal für Eltern fragwürdig. Die Eltern eines Erstklässlers fragten sich, warum der Buchstabe V in der Fibel mit „V wie Vampir“ erklärt wird und nicht mit „V wie Vogel, Vogelfutter oder Vogelhaus“? Wieso sollen Kinder etwas über Vampire lernen und nicht über Vögel?

Sie suchten Alternativen und überlegten, wie sie ihrem Sohn kindgerecht etwas beibringen können: „Wenn er nicht motiviert ist, kann ich nicht auf Biegen und Brechen etwas in den Kopf bringen“, sagte uns die Mutter. Die Familie beschloss, dass das Kind wichtiger ist als der Schulstoff. „Mein Sohn entscheidet nun selbstbestimmt über den Schulstoff. Da gibt es Tage, da hat er den ganzen Mathestoff auf einmal abgearbeitet und dann auch Erfolge gesehen.“

Zudem „sprossen Lerngruppen überall aus dem Boden“, sie seien offiziell verboten und unerwünscht, verrieten uns die Eltern. Sie würden von der Polizei ausgehoben, falls sie entdeckt würden.

Das echte Homeschooling am Beispiel von Österreich

Die Lernform, die diese Familie für sich entdeckt hat, nähert sich dem eigentlichen Homeschooling an, wie es international viel üblicher ist. „Echtes Homeschooling“ bedeutet freiwilliges Lernen und häuslichen Unterricht, beispielsweise wie in Österreich, Italien oder Frankreich. Kinder, die zu Hause lernen wollen, können von der Schule abgemeldet werden.

In Österreich kann jeder vor Schuljahresbeginn einen Antrag auf „Freilernen“ stellen, wie es meist genannt wird. Gelernt wird, wie die Familie entscheidet: auf einer großen Reise, im Garten oder beim Hauslehrer, bei einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht, mal drei Wochen intensiv oder auch jeden Tag vier Stunden.

Die Lerninhalte stehen für jedes Schuljahr fest. Das Wo, Wie und Wann bleibt den Eltern überlassen. Am Ende des Schuljahres gibt es eine Externistenprüfung in einer Schule, wer diese besteht wird versetzt. Viele Kinder und Familien sind begeistert von dieser Möglichkeit und wollen nie wieder in die Schule zurück.

In Deutschland ist das „echte Homeschooling“ nicht erlaubt. International gesehen ist der Schulzwang eine Seltenheit, normalerweise besteht eine Unterrichtspflicht. Eine Schulpflicht ähnlich der deutschen gibt es unter anderem noch in Schweden, der Türkei, China und Nordkorea. Traditionell gibt es den Beruf des Hauslehrers, der auch in Deutschland Normalität war. Die deutsche Schulpflicht wurde mit der Weimarer Verfassung durchgesetzt.



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