Linken-Politikerin Vogler: „Eine erbärmliche Zwischenbilanz für Minister Lauterbach“

Kritik am Corona-Abwassermonitoring. Laut RKI sind vorliegende Daten ohne Aussagekraft.
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In 105 deutschen Kläranlagen wird die Corona-Viruslast regelmäßig gemessen.Foto: istock/Wirestock
Von 25. November 2022

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Voll des Lobes ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stets dann, wenn es um das von ihm eingeführte Corona-Abwassermonitoring geht. Doch nun gibt es Kritik von den Linken im Bundestag an dem angeblich so wichtigen Frühwarnsystem.

Die bisherigen Auswertungen sagen zu wenig aus. So bezeichnete das Robert Koch-Institut die derzeitige Datenlage als unzureichend. Ein Grund dafür ist auch der schleppende Ausbau, berichtet die „Welt“.

Keine große Belastung zu erwarten

Doch Lauterbach scheint das ganz anders zu sehen: „Der Pandemie-Radar gibt uns einen Vorsprung, um reagieren zu können“, zitiert die „Welt“ aus einem Interview am Dienstag, dem 22. November. Die Entwicklung der Corona-Lage sei viel früher erkennbar.

Daher wisse man zum Beispiel bereits, dass in den kommenden Wochen keine große Belastung durch COVID-Patienten in Kliniken zu erwarten sei: „Das würde sich jetzt bereits in der Viruslast im Abwasser widerspiegeln“, behauptet der Minister.

Pandemieradar zeigt nur fünf Standorte

Einzusehen sind die angeblich so wertvollen Daten, die aus Abwasser-Analysen stammen, auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts (RKI). Doch haben die Informationen im sogenannten Pandemieradar, den Lauterbach im Sommer eingeführt hat, nur wenig Aussagekraft.

Bei der letzten Aktualisierung (Stand: 24. November) am Mittwoch, dem 16. November, waren nur fünf Kläranlagen aufgeführt. Davon vermeldeten drei eine fallende, zwei eine gleichbleibende Viruslast. Insgesamt, so die Information, nimmt das Infektionsgeschehen ab.

Viruslast im Abwasser kein repräsentativer Wert

Die höchste Zahl an Standorten seit Beginn der Erhebungen im Juni 2022 war 22. Im Wochenbericht des RKI sind auch nur maximal 25 Standorte ausgewertet. Darin heißt es daher auch: „Der Indikator ‚Viruslast im Abwasser‘ ist kein für das gesamte Bundesgebiet repräsentativer Wert.

Aus den Daten könne derzeit „nicht präzise auf Inzidenz/Prävalenz oder die ‚Dunkelziffer‘ geschlossen werden“. Diese Bilanz der Behörde widerspricht allerdings Lauterbachs Behauptungen, der stets die Aussagekraft betont.

Messungen in 105 Klärwerken

Dabei gibt es in Deutschland 105 Standorte, die die Corona-Viruslast regelmäßig messen. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion „Die Linke“ hervor, schreibt die „Welt“. Dabei handele es sich um 20 Klärwerke, die die Europäische Union (EU) fördert. 24 finanziert das Bundesforschungsministerium, 61 Standorte bezahlen die Bundesländer.

„Dass von über 100 Klärwerken in Deutschland nur weniger als ein Viertel vom Bund ausgewertet wird, ist eine erbärmliche Zwischenbilanz für Minister Lauterbach“, kritisiert daher auch Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag. Statt unter Hochdruck ein repräsentatives Frühwarnsystem aufzusetzen, würden viele Daten einfach liegengelassen.

„Die Bundesregierung hatte zwei Jahre Zeit, eine geeignete Infrastruktur für die Übermittlung und Auswertung der Daten aufzubauen.“ Es sei „inakzeptabel“, dass sie nicht in der Lage sei, das Land „bestmöglich“ auf den dritten Pandemiewinter vorzubereiten.

Erste Untersuchungen bereits 2020

Die Idee, ein flächendeckendes Abwassermonitoring zu installieren, gab es bereits wesentlich früher. Die EU-Kommission empfahl ihren Mitgliedstaaten im März 2021, es als zusätzliches diagnostisches Instrument zu nutzen.

In Deutschland untersuchte das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung gemeinsam mit weiteren Partnern gar schon im Mai 2020 Proben aus etwa 50 Kläranlagen.

Vergleichsweise preiswertes Instrument

Ein wichtiger Vorteil der Abwasseruntersuchungen seien die vergleichsweise geringen Kosten. Würde man in den 235 größten deutschen Kläranlagen kontinuierlich messen, könnte man die Hälfte der Bevölkerung abdecken, sagt Sabine Thaler, Leiterin der Stabsstelle Forschung und Innovation bei der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall.

Die Kosten beziffert sie auf 14 Millionen Euro im Jahr. „Im Vergleich zu den Kosten für die inzwischen sehr unzuverlässigen Schnelltests, die in die Milliarden gehen, ist das Abwassermonitoring deutlich preiswerter“, meint sie.

 



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