Markus Krall im Interview: „Kommt das Sozialkreditsystem für Deutschland?“

Wie könnte die Zukunft Deutschlands aussehen? Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kam zu sechs möglichen Varianten – und eine ähnelt dem chinesischen Sozialkreditsystem. Epoch Times fragte den Ökonomen Markus Krall danach, wie wahrscheinlich es ist, dass so ein System in Deutschland eingeführt wird.
Von 26. Juli 2021

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gab vor geraumer Zeit eine Studie in Auftrag, wie die Zukunft Deutschlands aussehen könnte. Das Ergebnis sind sechs verschiedene Zukünfte; die Vorlagen sollen nun helfen, sich mit unterschiedlichen denkbaren Welten auseinanderzusetzen und zu prüfen: Wollen wir so leben? Was bedeuten diese Konstellationen für uns?

Insgesamt einigten sich die Autoren auf sechs Szenarien: der „Europäische Weg“, der „Wettbewerbsmodus“, die „Rückkehr der Blöcke“, „Tempounterschiede“, das „Bonus-System“ und die „Ökologische Regionalisierung“. Insbesondere das „Bonus-System“ sorgt für negative Presse. In einem Satz durch die Autoren zusammengefasst lautet es: „Neue Zahlenfixierung: In den 2030er Jahren übernimmt ein digitales, partizipativ ausverhandeltes Punktesystem eine zentrale politisch-gesellschaftliche Steuerungsfunktion.“

In den 2030er-Jahren könnte demnach ein staatliches Punktesystem – nach dem Vorbild des als erfolgreich angesehenen Sozialkreditsystems Chinas – auch in Deutschland das Verhalten der Bürger steuern. In der Corona-Krise habe sich in China schließlich gezeigt, wie effizient ein auf Big Data beruhender Autoritarismus sei, um die Bewegungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung zu steuern, lautet eine der Thesen von Ivan Krastev, welche die Studie als Signal für ein mögliches Eintreffen aufführt.

Kommt das Sozialkreditsystem für Deutschland? Wir fragten unter anderem den Ökonomen Dr. Markus Krall danach.

ET: Sie kennen das chinesische Sozialkreditsystem. Ist das debattierte Bonus-System damit vergleichbar?

Dr. Markus Krall: Das, was die kommunistische Partei Chinas gewaltsam umgesetzt hat und kontinuierlich auf neue Höhen treibt, um die eiserne Kontrolle über das Volk zu erhalten, wird mit einem Bonus-System auf leisen Sohlen, auf Samtpfoten angesteuert.

Diese Studie ist nicht die einzige lobende Erwähnung eigentlich totalitären Gedankenguts durch die Bundesregierung. So wird in der „Smart City Charta“ des Ministeriums für Umwelt- und Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit freimütig über eine „post-choice“, „post-ownership“ und „post-voting“-Gesellschaft schwadroniert. Unsere die Freiheit definierenden Rechte, unsere Präferenzen beim Kauf von Gütern, beim Eigentum und bei Wahlen Ausdruck zu verleihen wird nonchalant zur Disposition gestellt.

Die Idee des Sozialbonussystems, die nichts anderes ist als ein zwangsweises soziales Rating jeder Person zur Erzwingung von Konformität und Integration in die anonyme, beherrschbare Masse ist der logische Puzzlestein, der diese Ideen ergänzt. Damit es beim Lesen nicht sofort auffällt, dass es hier um nicht weniger geht, als das Design eines techno-diktatorischen Zwangsstaates, der für 95 Prozent seiner Bürger Nudging und Framing als im Vergleich zur Gewalt kostengünstigeres Steuerungssystem etablieren will, verteilt man diese als „Trend“ verkleidete Programmatik über verschiedene „Studien“ bei unterschiedlichen Ministerien.

Ihr nahtloses Ineinandergreifen, ihre komplementäre Mechanik verdeutlicht aber, dass sie Teile eines größeren sozialistisch orientierten Gesellschaftsdesigns sind. Und was die 5 Prozent Unbotmäßigen betrifft, die sich dem propagandistischen Dauerfeuer und Nudging nicht unterordnen wollen, so täusche man sich nicht: Am Ende der Anreizkette steht die Gewalt.

Das soziale Bonus-System dehnt diese Mechanik auf alle Bereiche unseres Lebens aus. Wenn wir das ablehnen, müssen wir uns jetzt wehren und das nicht zu zaghaft.

ET: Welche Gefahren sehen Sie darin für die Menschen in Deutschland?

Krall: Die Menschen in Deutschland sind von dieser Entwicklung nicht weniger gefährdet als die Menschen in China. Der Unterschied ist, dass die chinesische Bevölkerung aus der historischen Kenntnis der Verbrechen der kommunistischen Partei seit ihrer Machtergreifung 1949 weiß, was sie vor sich hat. Ihre Passivität resultiert nicht aus Naivität, sondern aus Repression. In Deutschland ist es – noch – umgekehrt.

Die Mehrheit der Deutschen war schon immer staatsgläubig und hat noch jede heraufziehende Diktatur mehrheitlich unterstützt und bejubelt. Man darf befürchten, dass es auch dieses Mal nicht anders sein wird.

Das Einzige, was eine hinreichende Zahl von Menschen in Deutschland so weit aufrütteln wird, dass sie Widerstand gegen eine solche schleichende und im Gewand des Fortschritts und des Sozialstaats daherkommende neue Form des Totalitarismus leistet, wäre eine epochale wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Großkrise.

ET: Wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Gefahr, dass dies so umgesetzt wird?

Krall: Diese Gefahr schätze ich als hoch ein. Es gibt dutzende unterschiedlicher gesellschaftlicher Trends, die als Ergebnis kulturmarxistischer Wühlarbeit und Indoktrination die Gesellschaft in diese Richtung treiben.

Das betrifft die Geldplanwirtschaft die zu einer Unterminierung der freien und sozialen Marktwirtschaft und einer gewaltigen Umverteilung von unten nach oben an die Finanzoligarchie führt.

Das betrifft das immer größere werdende Umverteilungs- und Bevormundungssystem des Sozialstaates, der seinem eigentlichen Sinn und Zweck, der Hilfe zur Selbsthilfe für die Schwachen längst entwachsen ist und der mit seinen bürokratischen Tentakeln jeden Aspekt des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen, familiären und religiösen Lebens der Bürger penetriert hat.

Das betrifft die Entkernung der Familie durch die Gender-, LGBTQ***- und Woke-Industrie, die die Menschen vereinzelt und so verwundbar macht für die Unbill des Lebens. Das betrifft ein sozialistisches Medizinsystem, bei dem das Prinzip „primum non nocere“ (als Erstes keinen Schaden zufügen!) zuerst für die ungeborenen und alten, schwachen Menschen abgeschafft wurde.

Das gilt jetzt auch für die Mitte der Gesellschaft, indem man versucht alle Bürger zur Teilnahme an einem medizinischen Großexperiment zu zwingen, dessen Ausgang im besten Falle ungewiss ist.

Dr. Markus Krall ist promovierter Diplom-Volkswirt und arbeitete 30 Jahre in 40 Ländern in leitenden Funktionen für einige der Top-20-Finanzinstitutionen der Welt. Seit September 2019 ist Krall CEO der Degussa Goldhandel GmbH.



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