Ministerpräsident Winfried Kretschmann wiegelt ab: „Wegen Einzelfall nicht die Welt ändern…“

Die Grundschule, wo eine Lehrerin durch einen 7-Jährigen angegriffen wurde, bat zuvor, den aggressiven Grundschüler auf eine Schule mit geeigneter Betreuung zu schicken - doch es passierte nichts. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wiegelt beim Thema Inklusion ab.
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KinderFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times21. März 2018

Ein siebenjähriger Grundschüler in Tenningen bei Freiburg griff seine Lehrerin an, wie Medien meldeten. Was steckt dahinter? Nun mischt sich der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, ein.

Der Schüler war bereits für sein aggressives und auffälliges Verhalten bekannt – und wurde von der Schule nach diversen Vorfällen auch an die Schulbehörden gemeldet. Mehrere Schreiben der Schule an die Schulbehörde in Freiburg, in denen darum gebeten wurde, den Schüler in eine andere Schule mit geeigneter zusätzlicher sozialpädagogischer Förderung und Betreuung zu überführen, führten zu nichts.

Im Januar erst wurde ein Schreiben der Schule, in dem beschrieben wurde, dass die Lehrkräfte sich kaum noch imstande sähen, die Sicherheit der Mitschüler und des Kollegiums zu gewährleisten an das Schulamt geschickt, ohne Erfolg.

Fall klein halten

Nach dem Vorfall bemühten sich sowohl Polizei, Bürgermeisteramt als auch diverse Instanzen der Schulbehörde den Fall klein zu halten.

Man äußerte sich höchstens mit Allgemeinplätzen, dass man zur Besonnenheit rate, es sei ja nur ein siebenjähriges Kind. Der Pressesprecher des Regierungspräsidiums verwies darauf, dass in solchen Fällen Schulpsychologen zur Verfügung stünden. Eine Stellungnahme der Schulbehörde ob solche Hilfe überhaupt angefordert wurde, war bisher nicht zu erhalten.

Ministerpräsident Kretschmann erklärt nun:

Wir müssen nicht wegen jedem Einzelfall glauben, wir müssten die Welt ändern. Das ist nicht der Fall.“

Er fügte hinzu, dass er selbst früher als Lehrer keine Fälle von Gewalt gegen Lehrer erlebt habe – Kretschmann unterrichtete allerdings zu Zeiten, als es noch eine Trennung von Regel- und Sonderschulen gab und derartige Schüler im Normalfall auf eine Sonderschule gingen.

Auf der Webseite des Kultusministeriums von Baden-Würtemberg findet sich unter dem Stichwort „Inklusion“:

„Der Landtag von Baden-Württemberg hat am 15. Juli 2015 die Änderung des Schulgesetzes zur Inklusion verabschiedet. Seit der Gesetzesänderung haben Eltern von Kindern mit einem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot die Möglichkeit zu wählen, ob ihr Kind an einer allgemeinen Schule oder einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) lernen soll.“

Anderes gesagt: Da in Baden-Württemberg das Inklussionsgesetz von 2015 gilt, können Eltern, Schüler mit besonderem Förderungs- oder Betreuungsbedarf an Regelschulen unterbringen. Ob die Schulen das überhaupt leisten können, steht auf einem anderen Blatt.

Eine unabhängige Studie hat den Gemeinschaftsschulen (Inklusionsschulen) in Baden-Württemberg ein extrem schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Sind die Voraussetzungen gegeben, damit das ein Einzelfall bleibt?

Aus vielen anderen Bundesländern kommen Meldungen, dass die Inklusion gescheitert, oder wegen anderer zusätzlicher Probleme nicht mehr zu leisten wäre, wovon insbesondere Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt betroffen sind.

Aber auch in der Fläche, zum Beispiel in Brandenburg, ist eine angemessene Betreuung der verhaltens- oder lerngestörten Kinder wegen konstanten Lehrermangels kaum möglich.

In Brandenburg, wo die Schließung der Sonderschulen zugunsten der Inklusion schnell vorangetrieben wurde, kann man beobachten, dass 4 oder 5 Sonderpädagogen auf eine Grundschule im 4-zügigen Betrieb mit den Klassenstufen 1 bis 6 kommen.

Brandenburg leidet unter einem konstanten Lehrermangel, da das nahegelegene Berlin besser bezahlt. Die Sonderpädagogen, die eigentlich als zusätzliche Begleitlehrkräfte eingestellt wurden, müssen immer wieder als Krankheitsvertretung für andere Lehrkräfte einspringen.

Auf diese Weise wird man weder den Regelschülern gerecht, noch fördert man dadurch die besonders zu fördernden Schüler, die oft keine Chance haben mitzuhalten. Das befeuert bei einigen, sowieso schon schwierigen Schülern, zusätzlich die Aggressivität.

(al)

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