Negative Strompreise: „Wir können uns diesen Irrsinn auf Dauer nicht leisten“
Zu Neujahr musste Deutschland erneut bezahlen, damit jemand den überschüssigen Strom abnimmt. Ursache ist der Ökostrom, der oftmals nicht ins Stromnetz integiert werden kann. Die Kosten tragen die deutschen Bürger.

In der Steuerwarte des AKW Rheinsberg, in der noch die Restbetriebssysteme überwacht werden, kontrolliert ein Mitarbeiter den Strahlenschutz, die Energierversorgung, Brandwarnanlagen und Kommunikationssysteme.
Foto: Jens Kalaene/dpa
Die deutsche Energiewende zeigt immer skurrilere Nebenwirkungen. So verkauft Deutschland immer häufiger Strom zu negativen Preisen, berichtet das „Handelsblatt“. Allein am Neujahrstag flossen mehrere Tausend Megawattstunden über die Grenzen.
Und wer den Strom abnahm, bekam noch Geld dazu. „Wir können uns diesen Irrsinn auf Dauer nicht leisten. Die nächste Regierungskoalition wird sich des Themas annehmen müssen“, sagte Bernd Westphal, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, dem „Handelsblatt“.
Hauptursache für die negativen Strompreise ist der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien. An vielen Stunden eines Jahres kann der Ökostrom nicht sinnvoll ins Stromnetz integriert werden - und muss verramscht werden. Die Kosten zahlt der Verbraucher – der Strom wird im Land immer teurer.
„Angebot und Nachfrage gehen immer mehr auseinander. Das gefährdet auf Dauer die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit der Energiepreise“, sagte Thomas Bareiß, energiepolitischer Koordinator der Union, dem „Handelsblatt“.
Künftig müsse der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie dem Netzausbau und dem Speicherausbau angepasst werden. Auch aus Sicht der Wirtschaft ist die Entwicklung bedenklich.
Wir brauchen endlich ein vernünftiges Konzept für die Energiewende
Rudolf Staudigl, Chef von Wacker-Chemie, bezweifelt, dass Umlagen und Entgelte geeignet sind, um aus der Energiewende einen großen Wurf zu machen. „Wir brauchen ein vernünftiges Konzept für die Energiewende“, so Staudigl. Das gebe es bis heute nicht. Erforderlich sei ein Systemwechsel.
Dem pflichtet Jörg Rothermel vom Verband der Chemischen Industrie bei und mahnt eine bessere Koordination des Ausbaus der Erneuerbaren und des Netzausbaus an.
„Es ist aus unserer Sicht unverantwortlich, die erneuerbaren Energien dort weiter auszubauen, wo die Netzkapazitäten schon heute erschöpft sind“, sagte er dem „Handelsblatt“. (dts)
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