Notruf nicht erreichbar – Polizeigewerkschaft fordert stabilere Infrastruktur

Wenn es Probleme mit dem Mobilfunk gibt, ist das lästig – sehr ernst kann es allerdings werden, wenn auch die Notrufe betroffen sind. So war es am Donnerstag mancherorts in Deutschland. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat eine technisch verlässlichere Infrastruktur gefordert.
Mobilfunk
Eine Störung an einem Sprachübertragungsserver war der Grund für die Einschränkungen bei der mobilen Telefonie.Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times18. November 2022

Wegen Störungen im Mobilfunk haben die Behörden in vielen Teilen Deutschlands am Donnerstagnachmittag, den 17.11.2022, verstärkt Hinweise bekommen, dass der Notruf nicht zu erreichen sei. Knapp 20.000 Handy-Nutzer klagten über Verbindungsstörungen im O2-Netz. In Bremen und Hamburg gaben die Lagezentren amtliche Gefahrenmitteilungen heraus, dass es bei den Notrufnummern 110 und 112 zu Beeinträchtigungen gekommen sei.

„Derzeit scheint es im gesamten Hamburger Telefonnetz zu Störungen zu kommen. Teilweise sind sowohl einige unserer Dienststellen als auch der Notruf 110 davon betroffen“, hieß es in einem Tweet der Hamburger Polizei. Diese hätte deshalb die Präsenz der Beamten auf der Straße massiv erhöht. In NRW hielten die Störungen am Abend zunächst noch an. Die Notrufleitungen seien aber zu keiner Zeit gestört gewesen, sagte eine Sprecherin des Lagezentrums.

Am Donnerstagabend hatte sich die Lage in den meisten Regionen bereits entspannt, so etwa in Berlin, Bremen und Hamburg. In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und dem niedersächsischen Oldenburg gaben die Behörden hingegen erst am Freitagmorgen Entwarnung.

Anrufe mit Apps wie WhatsApp waren über O2-Datenübertragungsserver durchgängig möglich gewesen. Die Deutsche Telekom teilte mit, dass ihr Netz zu dieser Zeit störungsfrei funktioniere.

Entwarnung via Katwarn und Nina

Nach Störungen in Mobilfunknetzen in Berlin gab es am Abend Entwarnungen über die Warnsysteme Katwarn und Nina. Für den Raum Berlin seien keine Störungen mehr bekannt, hieß es. Zuvor hatte die Berliner Feuerwehr verstärkt Hinweise bekommen, dass der Notruf 112 nicht anwählbar sei. Aufseiten der Feuerwehr habe der Notruf aber funktioniert, sagte ein Sprecher auf Presseanfrage. Wenn man nicht durchkomme, liege das am eigenen Telefonnetz.

Auch in Bremen und Hamburg gab es am späten Abend Entwarnung. Die Beeinträchtigungen seien weitgehend behoben worden, teilte das Lagezentrum Bremen mit. Aus Hamburg hieß es: „Aktuell sind keine Telefonstörungen bekannt.“ Senat und Polizei in Hamburg hatten zuvor auf Twitter von der Störung im Mobilfunk berichtet. Die Präsenz der Beamten auf der Straße wurde zwischenzeitlich erhöht.

In anderen Bundesländern waren Störungen zunächst nicht bekannt geworden. Im O2-Netz waren Handy-Anrufe am Nachmittag für einen Teil der Nutzer zeitweilig nicht möglich gewesen.

Unsere Technik-Experten hatten nach dem Ausfall eines Voice-Servers umgehend die erforderlichen Maßnahmen ergriffen und das Netz in kurzer Zeit wieder erfolgreich stabilisiert“, sagte Telefonica (O2).

Die letzten Reparaturarbeiten seien am Donnerstagabend gegen 23 Uhr abgeschlossen worden, teilte das Unternehmen mit. Ein Großteil der Telefonate könne aber über andere Server übermittelt werden.

Störung „nahezu vollständig behoben“

Am Abend sagte ein O2-Sprecher, die Techniker hätten das Netz stabilisiert und die Verfügbarkeit bis auf wenige Nacharbeiten wiederhergestellt. Die Störung sei „nahezu vollständig behoben“.

Warum es in Hamburg und Bremen zu so starken Einschränkungen bei der Erreichbarkeit der Notrufnummern kam, war zunächst nicht ganz klar. Der O2-Sprecher sagte, dass die Kunden wegen der Einschränkungen der Telefonie teilweise den Notruf nicht anwählen konnten. „Andere Zusammenhänge im Hinblick auf die Erreichbarkeit von Notrufen können wir aktuell nicht bestätigen.“

In Hamburg sollten sich Bürger bei Bedarf an einen Streifenwagen oder eine Wache wenden. Im absoluten Notfall sei die DRK-Notrufnummer 19222 durch die Polizei besetzt, hieß es.

Polizei-Gewerkschaft fordert stabilere Infrastruktur

Nach der Störung der Notrufnummern hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mehr Investitionen in eine technisch verlässlichere Infrastruktur und Ersatzsysteme gefordert. „Wenn ich über Stunden keine Notrufe absetzen kann, ist das gefährlich“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke am Freitag in Bremen. „Es verunsichert die gesamte Bevölkerung.“

Es stelle sich die Frage nach der Qualität der Krisenpläne der Telekommunikationsunternehmen und ob diese von der Bundesnetzagentur einer ausreichenden Prüfung unterzogen worden seien, erklärte Kopelke weiter. Das Bewusstsein für den Krisenfall müsse angesichts fragiler Infrastruktur viel ausgeprägter sein. „Wir dürfen uns nicht der Technik ausliefern und einfach nur hoffen, dass schon nichts passieren wird. Notfallrettung muss 24/7 funktionieren: mit oder ohne Strom und Telefon.“

Auch die Polizei selbst brauche krisenfestere Systeme, sagte der GdP-Chef. Er forderte für die Polizei ähnlich wie das Bundeswehr-Sondervermögen ein „Innovationsvermögen“. Ein dringend notwendiger Schritt sei es, die Kommunikation der Polizei auf stabilere Füße zu stellen, zum Beispiel durch die beschleunigte Anschaffung von Satellitentelefonen und mobilem technischen Gerät.

Verschiedene Ursachen für Störungen

Störungen im Mobilfunknetz gibt es immer mal wieder in Deutschland. Für eine Störung oder einen Totalausfall eines Netzes gibt es gleich mehrere Gründe. Ein lokaler Stromausfall ist dabei einer der häufigsten. Auch können Verteilerstellen ausfallen, Server ein Problem haben, Kabel defekt sein, Bagger können Fasern zerstören oder Verteilerknoten überhitzen. Zudem können Gewitter Überspannungen auslösen. Manchmal ist auch das Netz schlicht und einfach überlastet, weil zu viele Nutzer gleichzeitig darauf zugreifen.

Einen Überblick über viele gemeldete Störungen bei verschiedenen Diensten erhält man beispielsweise auf dem Portal „Allestörungen“. Dort gab es am Donnerstagnachmittag rund 19.500 Wortmeldungen von Handynutzern, die Störungen im O2-Netz mitteilten. Darüber hatten mehrere Medien berichtet. Später sank die Zahl der Störungsmeldungen von Handynutzern deutlich ab.

Bei „Allestörungen“ stiegen auch die Meldungen über angebliche Ausfälle bei Vodafone und bei der Telekom, wenngleich längst nicht so stark wie bei O2. Der Grund hierfür dürfte gewesen sein, dass Vodafone- und Telekom-Kunden bei jemandem im O2-Netz angerufen und gedacht hatten, dass die fehlende Verbindung am eigenen Netz gelegen habe – tatsächlich aber waren die Netzprobleme bei O2 der Grund gewesen. „Wir bedauern die daraus resultierenden Unannehmlichkeiten sehr“, sagte der O2-Sprecher. (dpa/afp/mf)



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