Ramelow über Ostdeutsche: „Wir wollen diese Menschen nicht den Falschen überlassen“

Nach der Wiedervereinigung sei viel geschafft wurden, sagt Thüringens Ministerpräsident. Aber es gebe weiterhin eine „Sehnsucht nach Anerkennung und Gleichberechtigung“. Das müsse ernster denn je genommen werden.
Bodo Ramelow macht Merz Vorwürfe.
Bodo Ramelow, Thüringer Ministerpräsident.Foto: Michael Reichel/dpa
Epoch Times1. Oktober 2023

Die Gefühlslage der Menschen im Osten Deutschlands muss aus Sicht von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) stärker in den Blick genommen werden.

„Die Sehnsucht nach Anerkennung und Gleichberechtigung, aber auch die Enttäuschung und das Gefühl des Zurückgelassenseins müssen wir ernster nehmen denn je“, sagte Ramelow vor dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober laut einer Mitteilung.

Wir wollen diese Menschen nicht den Falschen überlassen, wir wollen und werden sie zurückgewinnen.“

In den 33 Jahren nach der Wiedervereinigung sei viel geschafft worden, sagte er weiter. „Wir müssen uns aber auch eingestehen, dass der Einheitsprozess weder strukturell noch in den Köpfen oder gar in den Herzen abgeschlossen ist.“ Die großen Hoffnungen und Erwartungen in die Wiedervereinigung seien nicht immer erfüllt worden.

Auch sei die Wiedervereinigung für viele Menschen in Thüringen und im Osten insgesamt mit harten Brüchen in ihrer Biografie verbunden gewesen.

„Es gibt weiterhin Lohnunterschiede bei gleicher Arbeit, bei den Führungskräften sind die Ostdeutschen unterrepräsentiert. Und es fehlen heute die, die weggegangen sind, weil sie ihre berufliche Zukunft nicht im Osten gesehen haben.“

Woidke: Ost-West-Debatte noch nicht zu Ende

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) machte auf weiterhin bestehende Ungerechtigkeiten aufmerksam. „Aber natürlich ist auch nicht alles gut und die Ost-West-Debatte noch nicht zu Ende“, sagte Woidke am Sonntag.

Noch immer verdienten Ostdeutsche durchschnittlich deutlich weniger. Deshalb sei eine Lohnangleichung dringend erforderlich. Zudem müssten mehr Ostdeutsche in Führungspositionen.

„Die Wendezeit war eine Zeit voller Hoffnungen, aber auch mit Enttäuschungen und ungeahnten Härten verbunden“, führte Woidke aus. Das habe viele Menschen im Osten geprägt. „Deshalb ist die Angst, das in den letzten mehr als 30 Jahren hart Erarbeitete wieder zu verlieren bei vielen Ostdeutschen ausgeprägter als in Westdeutschland.“ (dpa/red)



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