„Regenbogenportal“ der Bundesregierung empfiehlt Kindern Pubertätsblocker

Das „Regenbogenportal“ der Bundesregierung benennt Pubertätsblocker als Option für unsichere Kinder. Nach scharfer Kritik wird der Text leicht abgeändert.
Titelbild
Jugendliche mit Masken in Regenbogenfarben protestieren am Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie im mexikanischen Ecatepec.Foto: Jair Cabrera Torres/dpa
Von 16. Oktober 2022

Für einen Sturm der Empörung in sozialen Netzwerken hat ein Text auf dem regierungseigenen sogenannten Regenbogenportal gesorgt. Dieser richtet sich an Kinder, deren „inneres Wissen nicht zum Körper“ passt – oder der Wahrnehmung durch andere. Um dem Zustand zu begegnen, wurde die Einnahme von Pubertätsblockern ohne jedwede Risikoansprache als Option angesprochen. Mittlerweile wurde der Text leicht abgeändert.

„Wichtig ist nicht, wie du in zehn Jahren leben willst“

Unter der Überschrift „jung und trans*“ wendet sich das Portal des Bundesfamilienministeriums in direkter Ansprache an Kinder und Jugendliche. Insbesondere geht es um solche, die „spüren: Ich bin gar kein Mädchen (oder kein Junge)“ oder sagen: „Ich stecke im falschen Körper.“

Die betreffenden Minderjährigen, die Unsicherheit hinsichtlich ihrer Geschlechterrolle entwickelt haben, werden grundsätzlich in dieser bestärkt:

Ob du ein Junge, Mädchen, nicht-binär oder etwas anderes bist, kannst nur du selbst wissen.“

Die Angesprochenen sollten sich „Zeit nehmen, um Verschiedenes auszuprobieren“. Als vernachlässigbar erscheint demgegenüber die Frage der langfristigen Folgen weitreichender Entscheidungen im vorpubertären Alter:

Wichtig ist nicht, dass du jetzt schon sagen kannst, wie du in zehn Jahren leben willst. Wichtig ist, dass du dich jetzt und hier wohl fühlst.“

Regenbogenportal: Mit Pubertätsblockern Zeit gewinnen

Der ursprüngliche Text enthielt für Kinder, die noch nicht in der Pubertät sind, die unverblümte Ansage: „Dann kannst du Pubertätsblocker nehmen.“ Diese werden in weiterer Folge als „besondere Medikamente“ angepriesen. Sie sorgten dafür, dass sich der Körper vorerst nicht weiterentwickle. Anschließend hieß es:

So hast du mehr Zeit zum Nachdenken. Und kannst in Ruhe überlegen: Welcher Körper passt zu mir?“

Als weitere Option werden Hormone angesprochen – wenn sich die betreffende Person „sicher“ sei, dass „dieser Körper wirklich nicht zu meinem Gefühl“ passe. Auf mögliche Risiken, Nebenwirkungen oder Spätfolgen der Präparate findet sich kein Hinweis. Immerhin sei es ja, wie weiter oben erwähnt war, „nicht wichtig“, wie die betreffende Person als Erwachsene leben wolle.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann warf der Bundesregierung eine Gefährdung des Kindeswohls vor. Diese würde gegenüber präpubertären Minderjährigen auf diese Weise „sich lebenslang auswirkende Medikamente“ bagatellisieren.

Text entstand noch in der Ära Merkel

Wie häufig Kinder und Jugendlich aus der Zielgruppe der Seite von deren Handreichungen bislang Gebrauch gemacht haben, ist ungewiss. Wie sich herausstellte, hat es einige Zeit gedauert, bis die breite Öffentlichkeit jüngst auf den Eintrag aufmerksam geworden ist.

Die Empörung richtete sich zuerst gegen die amtierende grüne Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass sich der Eintrag bereits seit längerem auf der Seite befindet. Das „Regenbogenportal“, das sich als „Informationsquelle, Datenbank und Wissensnetzwerk“ versteht, existiert laut „Neuer Zürcher Zeitung“ (NZZ) seit Mai 2019.

Der spezielle Text zu den Pubertätsblockern selbst stammt offenbar aus dem Monat August 2020. Verantwortlich dafür war die damalige Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Und, was speziell CDU-Politikern, die ihr Missfallen bekundeten, entgegengehalten wurde: Regierungschefin war damals Angela Merkel.

Momentanes Gefühl relevanter als Lebenserfahrung Erwachsener?

„Um Missverständnissen vorzubeugen“, wie es gegenüber der „Bild“-Zeitung hieß, hat das Ministerium den Eintrag mittlerweile abgeändert. Mittlerweile ist mehrfach ein Verweis auf eine erforderliche Rücksprache mit „einer_m Ärzt_in“ oder Beratungsstellen enthalten.

Das Familienministerium beharrt zudem in einer Stellungnahme darauf, dass „Tipps“ noch keine Empfehlungen darstellten. Der Artikel informiere lediglich in „altersgerechter, leichter Sprache, zu welchen Fragen sich betroffene Kinder, Jugendliche und Eltern beraten lassen sollten“.

An der Auffassung, dass das momentane Gefühl eines vorpubertären Kindes eine wesentlichere Entscheidungsgrundlage sein könnte als Eltern und deren Lebenserfahrung, hält man jedoch fest:

Manchmal denken Erwachsene auch, sie „beschützen“ dich, wenn sie das Trans*-Thema wegschieben. Dann brauchen sie vielleicht noch Zeit oder Beratung, bis sie wieder sehen können: Die_der Expert_in für dein Leben bist du!“

In „leichter Sprache“ liest sich das Ganze noch expliziter:

Manchmal denken Erwachsene auch: Wir reden einfach nicht darüber. Dann geht es bestimmt vorbei. So wollen die Erwachsenen dich beschützen. Das ist natürlich Quatsch.“

AfD: Regenportal hetzt Kinder gegen die eigenen Eltern auf

Die NZZ hingegen weist darauf hin, dass manche Psychiater in der Geschlechtsdysphorie (früher: Geschlechtsidentitätsstörung) bei Kindern und Jugendlichen keinen frühen „Akt der Selbstbestimmung“ sehen. Vielmehr sei dieser Ausdruck eines „Scheiterns an den Herausforderungen der Pubertät“. In London sei jüngst sogar die Schließung einer Genderklinik in London veranlasst worden, da diese leichtfertig Kinder zu Geschlechtsumwandlungen gedrängt habe.

Die stellvertretende Vorsitzende der AfD, Mariana Harder-Kühnel, warf der Bundesregierung vor, Kinder zur „gesundheitsschädigenden Manipulation am eigenen Körper“ zu verführen. Die Tonlage auf dem „Regenbogenportal“ würde sie zudem „regelrecht zur Rebellion gegen ihre möglicherweise protestierenden Eltern“ anstacheln.

Der CDU-Fachsprecher für Verbraucherschutz, Volker Ullrich, äußert gegenüber der „Bild“:

Es hätte zu keinem Zeitpunkt der Eindruck entstehen dürfen, dass Pubertätsblocker ein Mittel wie jedes andere sind.“



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