Smart Home-Produkte: Wenn Peking weiß, was hier im Kühlschrank ist

Die IFA 2022 in Berlin präsentiert Elektronik-Neuigkeiten für die eigenen vier Wände. Das Sicherheitsrisiko steigt.
Smart Home-Produkte: Wenn Peking weiß, was hier im Kühlschrank ist
Smart Home Produkte halten immer mehr Einzug in die eigenen vier Wände. Sie schaffen aber auch neue Sicherheitsrisiken.Foto: iStock
Von 3. September 2022

Die größte Technikmesse Europas – die IFA 2022 in Berlin – öffnet vom 2. bis 6. September nach zweijähriger Zwangspause wieder ihre Tore. Große Marken wie Samsung, LG, Panasonic und Schneider Electric präsentieren ihre neuen Produkte und Trendsetter und bieten Händlern, Beratern sowie Endverbrauchern direkten persönlichen Kontakt.

Auf der Messe werden das Internet der Dinge und Smart Home-Lösungen im Rampenlicht stehen. Ein Großteil der Smart Home-Systeme arbeitet cloudbasiert, manche dieser Produkte können zudem eklatante Sicherheitsmängel aufweisen. Viele dieser technischen Helfer der Bequemlichkeit sind chinesische Produkte oder beruhen auf chinesischen Komponenten. Dadurch können sicherheitsrelevante persönliche Daten auf Servern in China landen.

Für viele Endverbraucher klingt es reizvoll, die Wohnung mit Smart Home-Produkten auszustatten. Kaffeemaschine, Wecker, Heizung, Lieblingsstehlampe, Garagentor, Haustürschloss, Alarmanlage können bequem per Sprachbefehl oder App gesteuert werden – und das auch aus der Ferne. Zur Sprachsteuerung dieser Geräte im Internet of Things (IoT) bieten sich sowohl Alexa, Google Assistant als auch das Apple Home Kit an. Die Hersteller locken mit Möglichkeiten zur Energieeinsparung oder einem Komfortgewinn.

Sicherheitsexperten warnen vor Risiken

Sicherheitsexperten haben bei Tests mit Smart Home-Produkten festgestellt, dass es Sicherheitslücken gibt. Sie erlauben es, dass von irgendwo auf der Welt direkt auf das private lokale Smart Home-Netzwerk zugegriffen und Daten abgezweigt werden können.

Fremde aus Hangzhou oder Shenzhen oder irgendeinem anderen Ort auf der Welt könnten dadurch die eigene Wohnzimmerlampe aus- und einschalten oder den Kühlschrankinhalt einsehen.

In den Augen von Sicherheitsexperten ist das noch zu kurz gedacht. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) benennt konkret mehrere Sicherheitslücken. Über diese können Daten manipuliert und ausgespäht, Hausgeräte sabotiert und die Smart Home-Geräte als Hintertür für weitere kriminelle Aktivitäten ausgenutzt werden.

Zudem erklären die IT-Fachleute, dass Smart Home-Netzwerke auch benutzt werden können, um anderen zu schaden. So können Botnetze aufgebaut oder die gestohlenen persönlichen Daten zur Identitätsverschleierung genutzt werden. Botnetze sind Gruppen von automatisierten Schadprogrammen (Bots), die fremde Daten auf Rechnern und deren Rechnerleistung ohne Einverständnis der Besitzer für ihre Zwecke nutzen. Bots können auch für Krypto-Mining und Klickbetrug bei Werbebannern missbraucht werden.

Nach außen durchgesickerte Urlaubsfotos oder ausgelesene WLAN-Daten stellen daher erst den Anfang dar. Über das Installieren von manipulierter Firmware und die lokale Ortung sowie das kontinuierliche Datensammeln sind noch ganz andere Szenarien vorstellbar.

Fatal daran ist, dass die Endverbraucher die Manipulation und das Ausspähen nicht mitbekommen, denn die Produkte funktionieren einfach unauffällig und wie gehabt weiter. Einfache Smart Home-Glühlampen oder WLAN-Steckdosen können so zum Einfallstor werden. Auch namhafte Smart Home-Systeme wie Philips Hue, Magenta Telekom oder D-Link waren in der Vergangenheit von Sicherheitslücken betroffen.

Chinesische Smart Home-Produkte überschwemmen den Markt

Besonders problematisch scheinen preiswerte B2B-Produkte von großen chinesischen Firmen zu sein, die Komplettlösungen für Unternehmen und Entwickler anbieten. Sie nutzen Cloud-Plattformen, die teilweise auch in China selbst liegen, über die sie Marken, Erstausrüster, Partner und Endnutzer miteinander verbinden. Bei den Clouds arbeiten die chinesischen Unternehmen zum Beispiel mit der Tencent Cloud zusammen, die eigene Rechenzentren auch in China betreibt. Tencent ist einer der größten chinesischen Internetunternehmen, staatsnah und der Mutterkonzern von WeChat.

Chinesische Firmen mit Smart Home-Komplettlösungen bieten auch in Deutschland umfangreiche Verwaltungsinstrumente, eigene individuelle anpassbare Apps und IoT-Produkte, die mit jedem beliebigen Logo versehen werden können, an. Diese IoT-Produkte überschwemmen auch unter Markennamen wie Philipps, Pearl, Calex, Schneider Electric oder Eglo und vielen anderen namhaften Marken den deutschen Markt. Ihre Produkte sind mit zahlreichen Smart Home-Systemen und Plattformen für Sprachsteuerung kompatibel.

Sie sind in Baumärkten und auch bei Supermarktketten – beispielsweise bei Lidl – erhältlich. Das BSI bietet auf seiner Website einen Ratgeber zur Nutzung von Smart Home mit Sicherheitshinweisen an. Wer nicht auf Fernsteuerung und Vernetzung von Hausgeräten verzichten will, sollte auf Produkte umsteigen, die ohne Cloud arbeiten oder rein per Funk angesteuert werden.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 60, vom 03. September 2022.



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