„Spielt nicht mit ungeimpften Kindern“- Wagenknecht kritisiert Impfdebatte

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht sprach mit einer bekannten Schweizer Zeitung über die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland.
Sahra Wagenknecht (Die Linke)
Sahra Wagenknecht.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 2. Dezember 2021

In den 70er- und 80er-Jahren habe es in allen westlichen Ländern relativ gute Aufstiegschancen gegeben. Kinder von Arbeiterfamilien, von einfachen Leuten, hätten die Chance gehabt, zu studieren und auch später gut bezahlte Arbeitsplätze zu bekommen. Das sei auch teilweise die Generation gewesen, die zu dieser Zeit die sozialdemokratischen Parteien geprägt habe.

„Nun war die erste Generation immerhin noch eine, die gewusst hat, woher sie kam“, so Wagenknecht. Doch auch in den 80er-Jahren seien die meisten sozialdemokratischen Parteien schon sehr von Akademikern geprägt gewesen. Sie hätten aber irgendwie immer noch einen Bezug gehabt zu den Leuten, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stünden.

In einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ ging die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, auf die Veränderungen ein, die sie bei Teilen der Linken und ihrer Wählerschaft bemerkt hat.

„Missionare“ der eigenen Sichtweise

Inzwischen dominiere, vor allem bei den Jungen, eine Generation, die bereits in sehr wohlhabenden, akademisch geprägten Elternhäusern aufgewachsen ist. Diese hätte in ihrem Leben relativ wenig Kontakt mit der sozialen Frage gehabt und sich über ganz andere Themen politisiert. Da gehe es nicht um Löhne und Renten, sondern um Klima und Flüchtlingssolidarität – vorbei an den Lebensnöten ganz vieler Menschen.

Laut Wagenknecht sei dies „ein anderes kulturelles Milieu und ein sehr starker missionarischer Eifer“. Man wolle anderen Leuten die eigenen Werte aufdrängen, die eigene Sprache oder auch die eigene Lebensweise, eine Lebensweise, die sehr privilegiert sei, die man sich gar nicht sonst leisten könne. Das schrecke ganz viele Menschen ab, so Wagenknecht.

Früher hätten sich auch Menschen politisch engagiert, die nicht an der Universität oder am Gymnasium waren. Heute, das sehe man ganz klassisch bei „Fridays for Future“: Die Bewegung habe fast ausschließlich an den Gymnasien und Hochschulen stattgefunden. Sie habe eigentlich nicht an Hauptschulen, Realschulen oder Berufsschulen stattgefunden. Es sei ein bestimmter Teil der jungen Generation, der sich politisiert habe. Sie würden aber sehr stark nur ihre eigene Lebenswelt sehen.

„Vergiftete“ Debatten

„Moral ist eine wichtige Frage der eigenen Überzeugung und der Werte“. Laut Wagenknecht sei es aber ein Problem, wenn Haltungen und Meinungen moralisch verklärt würden. Man meine, jeder, der anders denke als man selbst, müsse ein schlechter Mensch sein, bloß weil er eine andere Position hat und vielleicht auch Gründe dafür.

Das vergifte aber die gesellschaftlichen Debatten. Die Bundestagsabgeordnete zieht eine Parallele zur Flüchtlingskrise in Deutschland. Das öffentliche Narrativ sei die „Willkommenskultur“ gewesen. „Wer die über einen relativen Zeitraum unbegrenzte und ungebremste Zuwanderung kritisiert hat, der war sofort ein Rassist.“ Der Begriff Rassist wurde in problematischer Weise verzerrt. Auch in der Klimafrage habe man das erlebt: Wer sein Auto benutzt oder es sich nicht leisten kann, in den Bioladen zu gehen und sein Fleisch billig bei Aldi kauft, sei Umweltsünder.

Gespaltene Corona-Gesellschaft

Ganz schlimm sei es jetzt in der Corona-Zeit. Bestimmte Verhaltensweisen und Ansichten würden moralisch aufgebläht, sodass kein rationaler Diskurs – zum Beispiel über Maßnahmen – mehr möglich sei. Wer die Lockdowns kritisiert, wer nach Alternativen fragt, dem wird vorgeworfen, dass ihm Menschenleben egal seien.

„Das sind ja ganz heftige Dinge, die man sich da unterstellt“, so Wagenknecht. Sie finde es beängstigend, dass eine gesellschaftliche Debatte nicht mehr durch Austausch von Argumenten stattfinde und man sich mit einem Mindestmaß an Respekt begegne.

In Deutschland gebe es jetzt die Debatte, dass Ungeimpfte dran schuld seien, dass es in den Krankenhäusern immer wieder massive Belastungen gebe. Dabei würde der seit vielen Jahren existierende Pflegenotstand wie Pflegestellen- und Bettenabbau unterdrückt.

Irgendwann seien die Bedingungen in den Krankenhäusern so schlecht, dass viele Pflegekräfte die Flucht ergriffen hätten. Auch hätten wir fast 5.000 Intensivbetten weniger als noch vor einem Jahr, so Wagenknecht. Das alles sei aber nicht die Schuld der Ungeimpften. „Da macht man Leute zum Sündenbock, damit die Politik ihre eigenen Versäumnisse und Fehler kaschiert“, sagte Wagenknecht.

Druck auf Ungeimpfte

Auch die Ungeimpften unter Druck zu setzen, hält die Politikerin für kontraproduktiv im Rahmen der Infektionsbekämpfung. Nach Aufhebung der Kostenfreiheit der Tests seien deren Zahlen teilweise bis zu zwei Drittel eingebrochen. Man erreiche damit aber nicht mehr Impfungen, sondern nur, dass die Ungeimpften nicht mehr in Discos oder ins Kino gingen. Sie träfen sich dann mit Gleichgesinnten zu Hause. Wagenknecht sprach auch das Problem der unbezahlten Arbeitszeit in der Quarantäne an. Das seien zwei Wochen, ein halbes Monatsgehalt, erinnert die Abgeordnete.

Doch was heiße das? „Das heißt natürlich, dass jetzt niemand seinen Kumpel mehr dafür anschmiert, dass er vielleicht gestern mit ihm gefeiert hat, weil er heute vielleicht getestet wird.“ Das hieße ja, dass er ihm zumute, einen halben Monat lang kein Geld zu bekommen. So könne man aber viel schlechter Infektionsketten zurückverfolgen.

„Spielt nicht mit ungeimpften Kindern“

Die ganze Debatte sei angstbesetzt, deshalb funktioniere sie ja auch, so Wagenknecht. Wenn Menschen Angst haben, würden sie eher intolerant. Sahra Wagenknecht macht sich Sorgen über die öffentliche Debatte. Es gebe eine unglaubliche Spaltung zwischen geimpft und ungeimpft. Das heize sich immer mehr auf, das gehe durch Familien und sei auch bei Kindern so: „Ich weiß von Leuten, da haben die Eltern anderer Kinder gesagt, die dürfen nicht mehr mit Ungeimpften spielen.“ Sie kenne auch Freundschaften, die daran zerbrochen seien, erklärte Sahra Wagenknecht.



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