Kritik am Genderstern
Kultusministerin Schopper will Schüler für geschlechtergerechte Sprache sensibilisieren
Kultusministerin Schopper befürwortet den Umstand, dass Lehrer mit ihren Schülern individuell in der Klasse eine gendergerechte Schreibweise definieren, um diese auf Arbeitsblättern und Aufsätzen anzuwenden.

Theresa Schopper (Bündnis 90 / Die Grünen), Kultusministerin von Baden-Württemberg, posiert nach ihrer Vereidigung im baden-württembergischen Landtag am 12. Mai 2021 in Stuttgart, Deutschland.
Foto: Getty Images | Pool/Marijan Murat
Die Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) aus Baden-Württemberg bestätigte, dass sie an den geltenden Regeln des Bildungsplans zur Handhabung einer geschlechtergerechten Sprache in den Schulen festhalten wolle.
Der aus dem Jahr 2016 stammende Bildungsplan, so berichtet die „FAZ“, war noch von sozialdemokratischen Kultusministern ausgearbeitet worden. Unabhängig davon möchte Ministerin Schopper Schüler für eine gendergerechte Sprache sensibilisieren und wirbt dafür, dass sich Lehrer und Klasse bilateral auf eine Schreibweise einigen.
Schopper sagt: „Gut ist es auch, wenn Lehrkräfte gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern auch eine Schreibweise bezüglich der Sonderformen beim Gendern vereinbaren“.
Philologen-Verband: Das ist „Sprachvergewaltigung“
Die Empfehlung der Ministerin empfindet der Landesvorsitzende des Philologen-Verbandes, Ralf Scholl, als eine „Sprachvergewaltigung“. Mit der Bezeichnung „Philologie“ sind die Sprach- und Literaturwissenschaften gemeint, das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Liebe zur Sprache“.
Auch die CDU-Generalsekretärin Isabell Huber warf Schopper vor, Absprachen der vor wenigen Monaten geschlossenen grün-schwarzen Koalitionsvereinbarung zu missachten. „Wir sollten keine Beliebigkeit in Wort und Schrift in unsere Schulen einziehen lassen. Wenn das Kultusministerium jetzt sagt, dass jede Schule oder gar jede Klasse das Gendersternchen handhabt, wie sie gerade möchte, entsteht ein Flickenteppich“, so Huber.
Es gebe schließlich ein Regelwerk über die deutsche Sprache, sagt die CDU-Generalsekretärin in der „FAZ“. „Ich würde es gut finden, wenn wir uns daran auch halten“, sagte Huber. Das stehe auch im Koalitionsvertrag. Anstatt das Trennende mit Sternchen oder Binnen-I stark zu betonen, sei es besser, „klassisch, schlicht und einfach“ beide Geschlechterformen zu nennen.
Bilaterale Absprachen umgehen offizielle Regelung
Ein Sprecher des Kultusministeriums bestätigte, dass es keine Regeländerung und auch keine neue Verordnung gäbe, die an der bisherigen Praxis etwas ändere. Allerdings würden manche Lehrer sich eine Lücke zunutze machen und bilateral, in Absprache und mit dem Einverständnis ihrer Schüler, eine entsprechend gendergerechte Schreibweise einführen.
Die Regelungslücke betrifft den Asterisk („Gender-Stern“) oder den Unterstrich („Gender-Gap“), den der Regelungsrat nicht in sein Regelwerk aufgenommen, ihn aber auch nicht als falsch verboten hatte.
Im Bildungsplan aus dem Jahr 2016 werde durchgängig die weibliche und die männliche Form verwendet; wo immer möglich würden Paarformulierungen wie „Lehrerinnen und Lehrer“ oder neutrale Formen wie „Lehrkräfte“ verwendet.
Rechtschreibkompetenzen würden an den baden-württembergischen Schulen weiterhin auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks für die deutsche Orthografie vermittelt, schreibt die „FAZ“. (nw)
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