Umfrage: Mehrheit der Deutschen nehmen Migration als bedrohlich wahr – Klimaangst nimmt ab

Die Krisenwahrnehmung mit Blick auf das Thema Migration hat das Niveau von 2015 erreicht. Gegenüber dem Beginn des Jahres ist sie um 16 Prozent gestiegen. Dies geht aus der jüngsten Umfrage des Politikpanels Deutschland von der Universität Freiburg hervor.
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Die Bedrohungswahrnehmung bezüglich des Asylthemas ist insgesamt gestiegen.Foto: ZAKARIA ABDELKAFI/AFP via Getty Images
Von 14. Oktober 2023

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Was die Ergebnisse der Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag, 8. Oktober, bereits angedeutet haben, bestätigt nun auch eine Umfrage von Politikpanel Deutschland. Gegenüber dem Beginn des Jahres ist demnach die Krisenwahrnehmung im Zusammenhang mit dem Thema Migration bundesweit deutlich gestiegen. Demgegenüber sinkt das Gefühl der Bedrohung bei anderen Themen – beispielsweise beim Klima.

Nur bei Migration ist die Bedrohungswahrnehmung gestiegen

Gegenüber den Vergleichswerten vom Januar des Jahres ist die Krisenwahrnehmung unter den Befragten mit Blick auf die Migration um 16 Prozent gestiegen. Mittlerweile sehen insgesamt 55,7 Prozent die Lage als sehr oder zumindest ziemlich bedrohlich. Dies entspricht in etwa dem Niveau des Jahres 2015, als eine siebenstellige Anzahl an Menschen Asyl in der EU suchte.

Für bedrohlicher halten die Befragten derzeit nur noch den Krieg in der Ukraine. Diesbezüglich ist die Furcht davor, dass Deutschland involviert werden könnte, allerdings von 76,8 auf 57,2 Prozent gefallen.

Die Inflation bereite 55,3 Prozent der Befragten ziemliche oder starke Sorgen – gegenüber 63,6 Prozent zu Beginn des Jahres. Durch den Klimawandel fühlen sich nur noch 52,3 Prozent der Befragten sehr oder ziemlich bedroht. Das ist ein Minus von fast zehn Prozent gegenüber Januar, und das trotz zuletzt sommerlicher Temperaturen im Oktober. Das Virus SARS-CoV-2 empfinden nur noch 5,1 Prozent als akute Gefahr.

Migration und Islam sind für die AfD, was das Klima für die Grünen ist

Die Krisenwahrnehmung unterscheidet sich dabei zum Teil stark – je nach Parteipräferenz. In der Gesamtauswertung zeigt sich, dass sich vor allem Grüne und AfD über die Bedienung ideologisch aufgeladener Angstthemen definieren.

So sehen 96,3 Prozent der Wähler der Grünen den Klimawandel als sehr oder ziemlich bedrohlich an. Was deren Anhängern das Klima ist, stellt für jene der AfD die Migration dar – und dabei insbesondere jene aus dem islamischen Kulturkreis.

Von den befragten AfD-Anhängern fühlen sich 96,6 Prozent durch Migration sehr oder ziemlich bedroht. Zudem stimmen 77,5 Prozent der Aussage zu, es gäbe „zu viele Muslime in Deutschland“. Nur 8,8 Prozent der Anhänger dieser Parteien nehmen hingegen eine „Klimakrise“ wahr. Demgegenüber fürchten Migration nur 12,6 Prozent der Grünen-Wähler. Bei den meisten anderen Parteien sind die Bedrohungswahrnehmungen unterschiedlicher verteilt.

Persönliche Zukunft wird eher optimistisch gesehen als Zukunft des Landes

Die deutsche Gesellschaft insgesamt wird von den Befragten als stark gespalten wahrgenommen. Nur 6,9 Prozent sehen dies anders. Demgegenüber stuft etwa die Hälfte der Befragten den Grad der Spaltung in Deutschland auf einer Skala bis 10 bei 8 oder höher ein. Insgesamt liegt der Wert bei 6,5. Eine vergleichsweise geringere Spaltungswahrnehmung zeigen lediglich die Anhänger der Ampelparteien.

Starke Diskrepanzen zeigen sich auch bezüglich der Frage des Zukunftsoptimismus. Immerhin sehen fast 48 Prozent der Teilnehmer am Politikpanel ihre persönliche Zukunft als sehr oder zumindest einigermaßen positiv. Nur etwa jeder Fünfte blickt darauf mit Pessimismus.

Demgegenüber sehen nur 15 Prozent die Zukunft Deutschlands als positiv – 45,5 Prozent blicken ziemlich und 18,4 Prozent sogar sehr pessimistisch darauf. Am meisten Optimismus bringen Anhänger von SPD und Grünen zum Ausdruck. Am wenigsten optimistisch äußern sich Wähler der AfD, hier ist auch der Anteil der persönlich wenig zuversichtlich Gestimmten am höchsten.

Wagenknecht-Sympathien häufig Ausdruck von Protest gegen andere Parteien

Das Politikpanel fragte auch nach den Einschätzungen zu einer möglichen „Wagenknecht-Partei“. Dabei erklärten 29,1 Prozent, für das politische System in Deutschland wäre diese eher oder sehr gut. 30,2 Prozent äußern sich gegenteilig, eine Weder-noch-Position nehmen 40,7 Prozent ein. Am höchsten ist die Zustimmung unter Anhängern von AfD, Linkspartei und sonstigen Parteien.

Insgesamt erklären vier Prozent der Befragten, sie könnten sich die Wahl einer Wagenknecht-Partei „sehr gut“ vorstellen. Weitere elf Prozent erklären, es sei „eher“ wahrscheinlich, dass sie dieser die Stimme geben würden.

Der Mitorganisator des Politikpanels, Prof. Dr. Uwe Wagschal, äußerte, in den Antworten stecke „vermutlich auch viel Protest gegen die anderen Parteien“. Immerhin seien ein mögliches Wahlprogramm, das Spitzenpersonal und die Parteistrukturen noch unbekannt.

Das Politikpanel Deutschland geht vom Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg aus. Seit der Bundestagswahl 2017 findet es in unregelmäßigen Abständen statt. An der jüngsten Befragung nahmen 10.038 Personen in einer Onlinebefragung teil. Diese fand zwischen dem 28. September und dem 8. November 2023 statt.



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