Verdi will 15 Prozent mehr für Post-Beschäftigte

Die Tarifverhandlungen bei Post und Bahn könnten zum Wettlauf mit der Zeit werden. Verdi will hohe Abschlüsse wegen der Inflation. Doch diese könnte sinken.
Ein Postbote verteilt Briefe in Lüneburg. Postboten und Paketzusteller der Deutschen Post sollen nach Ansicht der Gewerkschaft Verdi 15 Prozent mehr Geld bekommen.
Ein Postbote verteilt Briefe in Lüneburg. Postboten und Paketzusteller der Deutschen Post sollen nach Ansicht der Gewerkschaft Verdi 15 Prozent mehr Geld bekommen.Foto: Philipp Schulze/dpa
Von 12. Januar 2023

Ohne Ergebnis endete am Freitag der Vorwoche (6.1.) die erste Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft Verdi. Kampfmaßnahmen sind noch keine in Sicht, stattdessen soll es am 18. und 19. Januar zu einer weiteren Verhandlungsrunde kommen.

Die Vorstellungen der Tarifparteien liegen weit auseinander. Das ist vor allem dadurch bedingt, dass Verdi mit einer Forderung nach einem satten Lohnplus von 15 Prozent in die Gespräche geht. Verhandlungsführerin Andrea Kocsis nennt diese „notwendig, gerecht und machbar“. Ein Plus in dieser Größenordnung stelle eine „dauerhafte finanzielle Anerkennung für ihre Arbeit“ dar.

Vor allem gehe es aber darum, die faktischen Lohneinbußen durch die hohe Inflation im Vorjahr auszugleichen – und die zu erwartende Teuerung in diesem Jahr abzufedern. Die etwa 160.000 Paketboten, Briefträger und sonstigen Beschäftigten verdienten sich zudem eine Beteiligung am Unternehmenserfolg.

Verdi beharrt auf Kaufkraftsicherung in Anbetracht zweistelliger Inflation

Der Vorstand der Deutschen Post hält die Forderung für „nicht vertretbar“. Wie das „Handelsblatt“ schreibt, sei das Ergebnis im Post- und Paketgeschäft rückläufig. Notwendige Investitionen müsse man aufschieben. In dieser Situation komme es auf eine „Balance zwischen Lohnsteigerungen und wirtschaftlicher Tragfähigkeit“ – auch, um Arbeitsplätze zu sichern.

Neben der Deutschen Post verhandeln Verdi und weitere Gewerkschaften in diesem Monat auch mit der Deutschen Bahn und mit Arbeitgebern des öffentlichen Dienstes. Im späteren Verlauf des Jahres sind der Handel, Beschäftigte der Länder und weitere kleinere Branchen an der Reihe.

Für die Gewerkschaften wird in all diesen Bereichen die Kaufkraftsicherung das Hauptthema sein. Im öffentlichen Dienst fordert Verdi ebenfalls ein prozentual zweistelliges Plus. Unter dem Eindruck der Preissteigerungen hatte es bereits im Vorjahr deutlich höhere Abschlüsse gegeben als in den Jahrzehnten zuvor.

Zweistellige Tarifabschlüsse gab es auf breiter Ebene zuletzt in den 1970er-Jahren. In überschaubaren Einzelbranchen wie bei Lokführern, Ärzten oder Piloten waren sie auch in den 2000er-Jahren noch möglich.

US-Zahlen deuten zumindest auf Überschreiten des Höhepunkts der Inflation hin

Die Arbeitgeber versuchten zuletzt, die hohen Lohnforderungen durch großzügigere Angebote von Einmalzahlungen auszubremsen. Diese „Inflationsausgleichsprämien“ können bis Ende 2024 in einer Höhe bis zu 3.000 Euro steuer- und abgabenfrei vereinbart werden. Die Gewerkschaften hingegen pochen auf ein deutliches laufendes Lohnplus, weil sie nicht mit einem schnellen Rückgang der Inflation rechnen.

Die jüngsten Dezemberzahlen aus den USA geben ihnen allerdings nur wenig Rückenwind. Wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilt, fiel die Inflation bei Waren und Dienstleistungen im Dezember von 7,1 auf 6,5 Prozentpunkte. Es ist der sechste Rückgang in Folge und nährt die Hoffnung auf ein Ende der Teuerungswelle. Allerdings ist die Teuerung immer noch weit über dem Fed-Zielwert von 2,0 Prozent.

Inwieweit auch in der EU ein Rückgang der zuletzt noch zweistelligen Inflation zu erwarten ist, bleibt offen. Der Höhepunkt könnte auch hier überschritten sein, allerdings rechnen Experten nicht mit einer deutlichen Entspannung vor Ende der Heizperiode.

Generell werden Themen wie die Sicherheit der Energieversorgung und die Entwicklung der Lebensmittelpreise auch 2023 über die Höhe der Inflation entscheiden.



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