Radikale Prediger, türkisch finanziert: So beeinflusst Erdogan Schweizer Moscheen

Die gezielte Beeinflussung von Schweizer Moscheen durch die Türkei ist Thema eines Berichtes der Schweizer SonntagsZeitung. Mittel, Personal und Inhalte von immer mehr Moscheen werden direkt vom türkischen Staat mitbestimmt, so das Medium. Dahinter steckt das „Religionsministerium“ von Ankara.
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan übt gezielt Einfluss auf muslimische Gemeinden im Westen aus.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times17. April 2016

Unter dem Titel „Erdogans Einfluss auf Schweizer Moscheen“ fasste das Portal 20min.ch den Bericht der SonntagsZeitung zusammen. Seit 2013 habe sich die Zahl der türkischen Staats-Imame in der Schweiz nahezu verdoppelt, heißt es in deren Bericht. Möglich machte das eine Lockerung der Bewilligungspraxis, denn die Imame in der Schweiz müssen vom Bund abgesegnet werden.

Aktuell finanziert das Religionsministerium in Ankara 35 Imame, die über die gesamte Schweiz verteilt sind. Laut Moschee-Gängern sprechen viele von ihnen nur schlecht Deutsch und vertreten eine streng konservative Auslegung des Islam. So würden die Freitagsgebete zunehmend zu antiwestlicher Propaganda verkommen, auf Frauen wird standardmäßig Druck ausgeübt, Kopftuch zu tragen.

Neben den Predigern unterstützt die Türkei über eine Zürcher Stiftung außerdem 50 Moscheen-Vereine. Nach außen gibt sich diese Stiftung unabhängig, tatsächlich ist jedoch auch sie ein direkter Ableger des türkischen Machtapparates: Stiftungsrats-Präsident ist der Chef des Religionsministeriums persönlich – ein enger Vertrauter Erdogans.

Forderung: Ausländische Finanzierung verbieten

Liberale Muslime sind über die Entwicklung besorgt und fordern Maßnahmen: „Es darf nicht sein, dass Erdogan bestimmt, welcher Islam in der Schweiz legitim ist“, zitierte der Bericht Saïda Keller-Messahli vom Schweizer „Forum für einen fortschrittlichen Islam“. Der von ihr gegründete Verein hat sich laut eigener Website „die Befreiung des Islams aus der festgefahrenen kulturfeindlichen Sackgasse“ vorgenommen.

Über die „Import-Imame“ sagt die tunesisch-stämmige Schweizerin: Sie seien sowohl mit der Sprache als auch dem Alltag der jungen Muslime in der Schweiz überfordert. „So entstehen Parallelgesellschaften.“ Die Politik müsse die Finanzierung aus dem Ausland verbieten – so wie das auch Österreich tut, fordert Keller-Messahli.

Erdogans Hardliner Ansichten

Im Zuge des Böhmermann-Vorfalls und Erdogans Klage gegen den Satiriker erinnerte der „Telegraph“ daran, dass Erdogan selbst im Jahr 1999 vier Monate in Haft verbrachte, weil er öffentlich ein Gedicht verlesen hatte, dessen Vortrag von den Richtern damals Volksverhetzung eingestuft wurde – allerdings als „religiöse Volksverhetzung“: Erdogan hatte als damaliger Bürgermeister von Istanbul gegen die säkulare Staatsordnung verstoßen, so die Richter, die ihn als Speerspitze einer radikal-islamischen Bewegung in der türkischen Politik einstuften. Er musste sein Amt niederlegen.

Es handelte sich um die Zeilen von Ziya Gökalp: „Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Kuppeln unsere Helme, die Minarette unsere Bajonette und die Gläubigen unsere Soldaten.“ (rf)



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