Fast 500 Verletzte in Katalonien – Rajoy: Spanische Regierung hat Rechtsstaat durchgesetzt + VIDEO

Die Zentralregierung in Madrid versuchte mit allen Mitteln, die Abhaltung des von ihr als illegal bezeichneten Referendums zu verhindern.
Titelbild
Spaniens Premierminister Mariano Rajoy am 1. Oktober 2017 während einer Pressekonferenz in Madrid.Foto: JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images
Epoch Times1. Oktober 2017

+++ Newsticker +++

20:50 Uhr: Rajoy: Spanische Regierung hat Rechtsstaat in Katalonien durchgesetzt

Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy hat den mitunter gewaltsamen Polizeieinsatz gegen das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien als erfolgreich und gerechtfertigt bezeichnet. „Heute hat es kein Referendum für eine Selbstbestimmung in Katalonien gegeben“, sagte Rajoy am Sonntagabend nach dem Ende der Volksabstimmung in einer Fernsehansprache. „Der Rechtsstaat bleibt mit all seiner Stärke in Kraft.“ Die Sicherheitskräfte hätten dabei „ihre Pflicht“ getan und die Entscheidungen der Justiz umgesetzt.

„Es wäre für alle einfacher gewesen, sich alles von der anderen Seite anzuschauen“, fügte der Ministerpräsident hinzu. Die Organisation des vorab verbotenen Unabhängigkeitsreferendums sei aber ein „echter Angriff gegen den Rechtsstaat“ gewesen, auf den dieser Staat „mit Entschiedenheit und Ruhe“ reagiert habe.

20:11 Uhr: Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien ist zu Ende

Das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien ist zu Ende gegangen. Nach elf Stunden schlossen die Wahllokale. Von der Regionalregierung hieß es, die Auszählung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Am Abend erklärte die Regionalregierung, 319 Wahllokale seien dicht gemacht worden.

Katalanen feiern in einem Wahllokal in Barcelona das Ende des Wahltages. 1. Oktober 2017. Foto: JOSEP LAGO/AFP/Getty Images

Frauen in Barcelona halten eine Wahlurne am Ende des Wahltages fest. 1. Oktober 2017. Foto: JOSEP LAGO/AFP/Getty Images

Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau, warf der „feigen“ Regierung in Madrid im Kurzbotschaftendienst Twitter vor, die Stadt mit Polizisten zu „fluten“. Journalisten sagte sie später, Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sei „feige“ und müsse zurücktreten.

18:40 Uhr: FC Barcelona spielt vor leeren Rängen

Angesichts der Auseinandersetzungen über das katalanische Unabhängigkeitsreferendum hat der FC Barcelona sein Sonntagsspiel gegen den Fußballverein Las Palmas vor leeren Zuschauerrängen ausgetragen. Damit solle die Unterstützung für all diejenigen zum Ausdruck gebracht werden, denen das Recht auf freie Meinungsäußerung verweigert werde, sagte der Präsident des FC Barcelona, Josep Maria Bartomeu, dem Fernsehsender beIN Sports.

Keine Zuschauer beim Sonntagsspiel zwischen FC Barcelona und Las Palmas. 1. Oktober 2017, Barcelona. Foto: Alex Caparros/Getty Images

Der FC Barcelona gewann das Spiel vor leeren Zuschauerrängen mit 3:0. 1. Oktober 2017, Barcelona. Foto: Alex Caparros/Getty Images

Ursprünglich hatte Barça, Kataloniens Aushängeschild in der Welt, das Match verschieben wollen. Dann wäre aber möglicherweise Las Palamas zum Sieger erklärt und der FC Barcelona mit einer Strafe der spanischen Fußballoberen belegt worden. Bartomeu sagte, die „außergewöhnliche Partie ohne Publikum“ erfolge nicht aus Sicherheitsgründen, denn die Sicherheit sei gewährleistet.

Vor Barcelonas berühmtem Camp Nou, Europas größtem Fußballstadion mit mehr als 99.000 Plätzen, standen die Menschen stundenlang Schlange, um eingelassen zu werden. Erst weniger als 30 Minuten vor Spielbeginn wurde die Entscheidung der Club-Leitung mitgeteilt.

Menschen stehen vor dem Stadion Camp Nou Schlange. Sie wurden zum Schluss nicht reingelassen. 1. Oktober 2017, Barcelona. Foto: Alex Caparros/Getty Images

Die Spieler von Las Palmas traten offen für Spaniens Einheit ein. Auf ihren Trikots stellten sie stolz die spanische Fahne zur Schau. Sie verloren das Spiel allerdings mit 0:3.

17:50 Uhr: 465 Menschen verletzt – Schulz: Madrid und Barcelona müssen miteinander reden

SPD-Chef Martin Schulz hat angesichts des umstrittenen Unabhängigkeitsreferendums in der spanischen Region Katalonien beide Seiten zum Dialog aufgerufen. „Die Eskalation in Spanien ist besorgniserregend“, twitterte der langjährige EU-Parlamentspräsident. „Madrid und Barcelona müssen sofort deeskalieren und den Dialog suchen.“

Bis zum Nachmittag wurden nach amtlichen Angaben 465 Bürger verletzt, darunter einige schwer.

15:30 Uhr: Mehr als 300 Verletzte bei Zusammenstößen mit Polizei in Katalonien

Bei den Zusammenstößen zwischen der spanischen Polizei und Demonstranten in Katalonien sind mindestens 91 Menschen verletzt worden. Insgesamt seien 337 Menschen in Kliniken und Gesundheitszentren überwiegend wegen Schwächeanfällen und leichteren Beschwerden behandelt worden, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsbehörden der katalanischen Regionalregierung am Sonntag. Bei 91 sei eine Verletzung bestätigt, darunter eine schwere Augenverletzung, fügte sie hinzu.

Schlagstock-Einsatz: Polizisten in schwerer Ausrüstung versuchen in Barcelona, Menschen beim umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum an der Stimmabgabe zu hindern. Foto: Manu Fernandez/dpa

Hier das ganze Ausmaß des Polizeieinsatzes in Katalonien:

https://youtu.be/APsHNIrS7-s

14:10 Uhr: Elf spanische Polizisten verletzt

Bei dem massiven Polizeieinsatz gegen das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien sind auch mindestens elf spanische Polizisten verletzt worden. Wie das Innenministerium in Madrid am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte, wurden bis zum frühen Nachmittag neun Polizisten und zwei Beamte der Guardia Civil verletzt. Die Einsatzkräfte wurden demnach mit Steinen beworfen.

11:40 Uhr: Polizei setzt Gummigeschosse ein

In Barcelona schoss die Polizei mit Gummigeschossen auf Befürworter der Volksbefragung. Dabei sind nach Angaben der katalanischen Rettungskräfte mindestens 38 Menschen verletzt worden. Der katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont verurteilte die „ungerechtfertigte“ und „unverantwortliche“ Gewalt, mit der der spanische Staat gegen friedliche Demonstranten vorgehe.

Spanische Polizisten blockieren am 1. Oktober 2017 ein Wahllokal in Sant Julià de Ramis. Foto: LLUIS GENE/AFP/Getty Images

Bereits zuvor hatten Sicherheitskräfte vielerorts Wähler nur mit Gewalt vom Besuch der Wahllokale abhalten können. Auf Bildern war zu sehen, wie an einem Wahllokal hunderte Menschen in ein Wahllokal drängten und von einer Polizeikette davon abgehalten wurden. Mehrere Menschen sollen verletzt worden sein. Obwohl zahlreiche Wahlurnen von der Polizei beschlagnahmt wurden, war eine Stimmabgabe in vielen Wahllokalen aber trotzdem möglich.

Zusammenstoß zwischen spanischen Polizisten und Demonstranten:

https://youtu.be/Xz0ufoJPwHY

10:50 Uhr: Katalanischer Regionalpräsident stimmt trotz Polizeisperre ab

Trotz eines massiven Polizeiaufgebots vor seinem Wahllokal hat der katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont seine Stimme beim umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum abgegeben. Puigdemont habe nicht in Girona, sondern in einem anderen Wahllokal in Cornella del Terri abgestimmt, erklärte die katalanische Regionalregierung am Sonntag im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Zuvor hatten spanische Polizeieinheiten Puigdemonts Wahllokal in Girona abgeriegelt und waren gewaltsam in das Gebäude eingedrungen.

Katalanischer Regionalpräsident Carles Puigdemont am 1. Oktober 2017 in Sant Julià de Ramis. Foto: 
LLUIS GENE/AFP/Getty Images

In Girona drangen Polizisten gewaltsam in die als Wahllokal genutzte Sporthalle ein, in der Puigdemont seine Stimme abgeben sollte. Behelmte Polizisten mit Schutzausrüstung schlugen die gläserne Eingangstür ein.

10:20 Uhr: Zusammenstöße zwischen Polizei und Wählern

Auf Twitter wurden Fotos und Videos veröffentlicht, die das harte Vorgehen der Polizei zeigen. Viele Menschen wurden verletzt.

9:48 Uhr: Polizei beschlagnahmt Wahlurnen

In der Hauptstadt Barcelona und den Gemeinden Kataloniens strömten die Menschen in die Wahllokale, um abzustimmen. Die Situation war zunächst relativ friedlich. Allerdings brachten sich Einheiten der aus Madrid entsandten Polizei vor Wahllokalen in Stellung.

Spanische Polizisten beschlagnahmen Wahlurnen. 1. Oktober 2017, Barcelona. Foto: PAU BARRENA/AFP/Getty Images

Spanische Polizisten blockieren ein Wahllokal in Barcelona. 1. Oktober 2017. Foto: PAU BARRENA/AFP/Getty Images

Dann kam es zu Tumulten: Sicherheitskräfte gingen teils energisch gegen Wähler vor, um sie an der Stimmabgabe zu hindern. Die mit Schlagstöcken ausgestattete Polizei beschlagnahmte Wahlurnen. Im Ort Sant Julià de Ramis, in dem der Chef der Regionalregierung seine Stimme abgeben will, drangen sie dafür mit Gewalt in eine Schule ein. Befürworter des Referendums versuchten, Wahlzubehör vor der Polizei in Sicherheit zu bringen.

Ein Katalane verteilt in Sant Julià de Ramis Blumen an spanischen Polizisten. 1. Oktober 2017. Foto: LLUIS GENE/AFP/Getty Images

6:57 Uhr: Hunderte strömen bereits zu den Wahllokalen in Katalonien

Zum Auftakt des umstrittenen Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens haben sich bereits am frühen Sonntagmorgen hunderte Menschen vor den Wahllokalen versammelt. In der katalanischen Hauptstadt Barcelona, aber auch in den Städten Girona und Figueres strömten die Menschen zu den Abstimmungslokalen. Sie wollten die Wahllokale vor dem Zugriff der Polizei schützen und ihr Stimmrecht verteidigen, erklärten Wähler.

Die Mehrheit der Katalanen pocht auf ihr Recht, ein Referendum abhalten zu dürfen. Foto: David Ramos/Getty Images David Ramos/Getty Images

Die Zentralregierung in Madrid versucht mit allen Mitteln, die Abhaltung des von ihr als illegal bezeichneten Referendums zu verhindern. Die Polizei beschlagnahmte Stimmzettel und Abstimmungsunterlagen, katalanische Regierungsmitarbeiter wurden festgenommen und mehr als die Hälfte der rund 2.300 Wahllokale geschlossen. Ein massives Polizeiaufgebot wurde mobilisiert, außerdem leiteten die Behörden der Zentralregierung Ermittlungen gegen die Bürgermeister Kataloniens ein, die das Referendum unterstützen.

Katalonien mit seinen etwa 7,5 Millionen Einwohnern ist etwa so groß wie Nordrhein-Westfalen und kommt für knapp ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf. In der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens, in der eine eigene Sprache gesprochen wird, gibt es seit Jahrzehnten Bestrebungen, sich von Spanien loszulösen.

In den Umfragen liegen die Gegner einer Unabhängigkeit zumeist deutlich vorn; allerdings pocht die Mehrheit der Katalanen auf ihr Recht, ein solches Referendum abhalten zu dürfen. Madrids verschärfte Gangart brachte in den vergangenen Tagen in Barcelona und anderen Städten hunderttausende empörte Katalanen auf die Straße.  (afp/dpa/dts)



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