Ukraine jetzt drittgrößter Importeur von Kriegswaffen

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI hat die internationalen Waffenlieferungen der beiden Halbdekaden zwischen 2013 und 2022 verglichen. Die Ukraine rückte zuletzt auf Rang drei der weltweit größten Waffenimporteure vor.
Ukraine jetzt drittgrößter Importeur von Kriegswaffen
Die Ukraine ist nun weltweit die Nummer drei der Waffenimporteure. Das Archivbild zeigt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei einer Militärparade vor der Sophienkathedrale in Kiew (Archivbild).Foto: Kay Nietfeld/dpa
Von 13. März 2023

Die Ukraine ist im vergangenen Jahr zum weltweit drittgrößten Importeur von Rüstungsgütern „aufgestiegen“. Noch mehr Kriegswaffen kauften lediglich Katar und Indien aus dem Ausland. Das geht aus einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI („Stockholm International Peace Research Institute“) hervor.

Die Ukraine importierte das Kriegsgerät demnach wenig überraschend vor allem aus den Vereinigten Staaten von Amerika und aus Europa – und dort insbesondere von Polen und Deutschland.

Pieter D. Wezeman, der „Senior Researcher“ beim SIPRI-Waffentransferprogramm, erklärte die immer weiter steigenden Transfers mit dem Ukraine-Krieg und „der stark wahrgenommenen Bedrohung durch Russland“. Auch in „Ostasien und bestimmte[n] Staaten in anderen Gebieten mit hoher geopolitischer Spannung“ seien die Rüstungsimporte „stark“ angestiegen.

Innerhalb des Zeitraums 2018 bis 2022 habe die Ukraine nur rund zwei Prozent aller globalen Rüstungseinfuhren ausgemacht. Das habe in dieser halben Dekade Platz 14 im weltweiten Ranking bedeutet. Nach dem Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 habe der Kriegswaffenimport dann klar an Fahrt aufgenommen. Die ehemalige Sowjetrepublik habe in den Jahrzehnten nach der Erlangung ihrer Unabhängigkeit anno 1991 sonst „nur wenige Großwaffen“ aus dem Ausland gekauft.

Europas NATO-Länder: In fünf Jahren 65 Prozent mehr Waffen importiert

Im Rest Europas seien die Importe von Großwaffen schon in den vergangenen fünf Jahren stark angestiegen: Stelle man die Jahre zwischen 2018 und 2022 jenen von 2013 bis 2017 gegenüber, habe es ein Plus von 47 Prozent gegeben, erklärte Pieter D. Wezeman. Blicke man nur auf die 28 europäischen NATO-Staaten, so habe deren Waffenimportwachstum im gleichen Zeitabschnitt sogar bei 65 Prozent gelegen.

Mit Blick auf die absolute Menge an Rüstungsimporten im Fünfjahreszeitraum von 2018 bis 2022 hatten laut SIPRI Indien, Saudi-Arabien, Katar, Australien und China die meisten Kriegswaffen aus dem Ausland eingeführt. „Die Waffenimporte nach Ostasien haben zugenommen und die in den Nahen Osten bleiben auf einem hohen Niveau“, fasste Wezeman die Lage zusammen.

Top Ten der Waffenimporteure 2018 bis 2022
nach TIV (in Millionen)*:

  • Indien – 15.449
  • Saudi-Arabien – 13.262
  • Katar – 8.883
  • Australien – 6.445
  • China – 6.293
  • Ägypten – 6.186
  • Südkorea – 5.115
  • Pakistan – 5.051
  • Japan – 4.887
  • USA – 3.777

Ihnen stünden im gleichen Zeitraum die USA, Russland, Frankreich, China und Deutschland als die fünf größten Waffenexporteure gegenüber. Die beiden erstgenannten verteidigten ihre Spitzenpositionen seit nunmehr drei Jahrzehnten.

Top Ten der Waffenexporteure 2018 bis 2022
nach TIV (in Millionen)*:

  • USA – 55.497
  • Russland – 22.381
  • Frankreich – 14.862
  • China – 7.139
  • Deutschland – 5.745
  • Italien – 5.269
  • Großbritannien – 4.377
  • Spanien – 3.528
  • Südkorea – 3.261
  • Israel – 3.224

Deutschland, Großbritannien und Russland: Exporte rückläufig

Deutschland habe zwischen 2018 und 2022 einen 35-prozentigen Rückgang seiner Waffenexporte verkraften müssen. Das Gleiche gelte für Großbritannien.

Die Vereinigten Staaten hätten ihre Spitzenposition dagegen weiter ausgebaut: Vier von zehn international gehandelten Waffen seien in den vergangenen fünf Jahren in den USA hergestellt worden, schreibt SIPRI. In den fünf Jahren davor sei es nur jede dritte Waffe gewesen.

Der Abstand zwischen den USA und Russland als Waffenexporteure habe sich somit vergrößert, der zwischen Russland und Frankreich sei geschrumpft. Das liege daran, dass von den zehn größten Waffenhandelspartnern Russlands acht Länder deutlich weniger geordert hätten, darunter Russlands wichtigster Waffenabsatzmarkt Indien (minus 37 Prozent). Die übrigen Kunden Russlands hätten zwischen 2028 und 2022 sogar durchschnittlich 59 Prozent weniger Waffen aus Russland importiert als in den fünf Jahren davor.

Zumindest teilweise wieder ausgeglichen worden sei dies durch mehr russische Waffenexporte nach Ägypten (plus 44 Prozent) und China (plus 39 Prozent).

SIPRI geht davon aus, dass Russland seine Waffenexporte wegen des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Sanktionen weiter verringern wird. Aus dem Ausland habe Russland selbst nur relativ wenig Material bezogen – nach Agenturangaben nämlich „unbemannte Luftfahrzeuge und fliegende Bomben aus dem Iran“.

Der drittgrößte Waffenexporteur Frankreich habe zwischen 2028 und 2022 ein sattes Plus von 44 Prozent gegenüber den Jahren 2013 und 2017 erzielt. 30 Prozent der französischen Exportwaffen seien nach Indien geliefert worden. Frankreich habe damit einen Teil jener Lücken aufgefüllt, die der gesunkene russische Waffenverkauf hinterlassen habe.

Weltweiter Rückgang um 5,1 Prozent

Insgesamt aber, so SIPRI, sei „das weltweite Niveau internationaler Waffentransfers um 5,1 Prozent“ zurückgegangen.

Länder in Afrika hätten zwischen 2018 und 2022 rund 40 Prozent weniger importiert als in den fünf Jahren davor. In Amerika sei ein Rückgang von 21 Prozent verzeichnet worden, im Nahen Osten ein Minus von 8,8 Prozent. Auch in Asien und Ozeanien habe man einen Rückgang von 7,5 Prozent festgestellt.

Klitschko lobt und tadelt Deutschland

Zum vielfältigen Kriegsgerät, das die Bundesrepublik Deutschland in die Ukraine schickt, gehört seit Oktober 2022 auch das Luftverteidigungssystem „Iris-T SLM“, das zur militärischen Abwehr von Raketen und Flugzeugen dient. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko lobte die deutsche Technik aus dem Hause Diehl im Gespräch mit dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND) dafür, dass sie bereits „Tausende“ Leben von Ukrainern gerettet habe: „Unsere Militärs sind von Iris-T begeistert. Jeder Schuss ist ein Treffer, keiner geht vorbei.“

Noch im Januar 2023 habe er darüber nachgedacht, seine Drei-Millionen-Metropole evakuieren zu lassen, weil russische Luftangriffe immer wieder zu Blackouts geführt hätten. Der längste Ausfall der Strom-, Heizungs- und Wasser-Infrastruktur habe 14 Stunden gedauert, sagte Klitschko. Nur durch „sehr viel Kraft und Energie“ und durch den Schutz des „heiligen Michael“ sei die Stadt vor dem Zusammenbruch bewahrt worden.

Von Kriegsmüdigkeit ist bei Klitschko offenbar nichts zu spüren. Zu Verhandlungen oder Kompromissen am „Runden Tisch“ werde es erst dann kommen, „wenn der letzte russische Soldat das Gebiet der Ukraine verlassen hat“, sagte Klitschko dem RND. Dazu gehöre auch die Halbinsel Krim an der Schwarzmeerküste im Süden des Landes.

„Russland hat keine Chance“

Er sei den Deutschen zwar für ihre bisherige Unterstützung dankbar, die „deutsche Regierung“ aber treffe „ihre Entscheidungen viel zu langsam“, kritisierte der frühere Boxweltmeister. „Und dafür zahlen wir den höchsten Preis: das Leben unserer Soldaten und das Leben unserer Bürger.“ Die Ukrainer kämpften auch, „damit Deutsche nicht kämpfen müssen“, denn Russland habe es auch auf Polen und Teile Deutschlands abgesehen. Russland habe aber „keine Chance, […] diesen sinnlosen Krieg“ zu gewinnen, versprach Klitschko.

* Das SIPRI-Institiut sieht sich selbst als „die unabhängige Quelle für globale Sicherheit“ und seine Waffentransferdatenbank als „die einzige öffentliche Quelle, die konsistente Informationen, oft Schätzungen, zu allen internationalen Transfers von Großwaffen (einschließlich Verkäufen, Geschenken und Produktion unter Lizenz) an Staaten, internationale Organisationen und nichtstaatliche Gruppen seit 1950 bereitstellt“. Eine Liste der größten Ex- und Importeure von Waffen lässt sich individuell nach gewünschtem Zeitraum unter der URL „https://armstrade.sipri.org“ abfragen. Über absolute Werte in Dollar, Euro oder schwedischen Kronen gibt SIPRI keine Auskunft, arbeitet stattdessen mit „Trendindikatorwerten“ (TIVs) zur Bewertung der Transferereignisse: „Der TIV basiert auf den bekannten Produktionsstückkosten eines Kernwaffensatzes und soll eher den Transfer militärischer Ressourcen als den finanziellen Wert des Transfers darstellen.“ Auch der Zustand einer gehandelten Waffe – neu, gebraucht, aufgearbeitet – spiele beim TIV eine Rolle.



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