Ein Propagandist der Muslimbrüder bei der Washington Post: Blogger werfen Fragen zum Fall Khashoggi auf

Das Schicksal des vermissten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi ist weiterhin ungeklärt. Während Politiker und Mainstream-Medien angesichts des Verdachts auf Folter und Mord im saudischen Konsulat harte Maßnahmen gegen Riad fordern, raten alternative Medien und Blogger, den Ball flach zu halten. Stattdessen solle der Einfluss der Muslimbruderschaft auf die öffentliche Meinung hinterfragt werden.
Titelbild
Eine saudi-arabische Flagge weht am 13. Oktober 2018 hinter Stacheldrähten im Hinterhof des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul. Das Schicksal des vermissten Journalisten Jamal Khashoggi ist ungeklärt.Foto: YASIN AKGUL/AFP/Getty Images
Von 18. Oktober 2018

Nach wie vor gibt es keine neuen Erkenntnisse im Fall des vermissten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Wie die türkische Zeitung „Hürriyet“ berichtet, hat ein Team aus türkischen und saudischen Polizeibeamten in den frühen Morgenstunden sowohl das saudische Konsulat in Istanbul als auch die private Residenz des Konsuls Mohammed al-Otaibi durchsucht. Der Konsul war bereits am Dienstag nach Riad abgereist.

Der zuvor in den USA lebende Khashoggi war in die Türkei gereist und hatte am 2. Oktober die diplomatische Vertretung seines ursprünglichen Heimatlandes Saudi-Arabien betreten. Grund des Besuchs soll gewesen sein, dass der Journalist noch ein Dokument erlangen wollte, um seine türkische Verlobte heiraten zu können. Er gibt bislang offenbar immer noch keine Hinweise darauf, dass er die Vertretung wieder verlassen hätte.

Zeitgleich mit ihm sollen sich 15 Personen im Konsulat aufgehalten haben, die nicht zum regulären Botschaftspersonal gehört hätten. Diese hätten mittlerweile die Türkei wieder verlassen. Mehrere dem islamistischen Spektrum zuzuordnende türkische Medien berichteten später, sie wären in den Besitz von Tonaufnahmen der Apple Watch des Journalisten gekommen, der zuletzt für die „Washington Post“ gearbeitet hatte. Diese hätten dokumentiert, dass Khashoggi in der diplomatischen Vertretung gefoltert und ermordet worden sein soll.

Saudi-Arabien bestreitet die Darstellung. Außerdem erklärten Social-Media-Nutzer, dass es eine Reihe von Ungereimtheiten bezüglich des Übertragungsweges der Aufnahme geben soll. Dies warf zudem Fragen auf, ob die Türkei nicht selbst die Vertretung abgehört habe.

„Ein einziger islamischer Staat könnte eine Kettenreaktion auslösen“

Unterdessen werfen mehrere Medien und Blogs Fragen über den politischen Hintergrund des Journalisten auf. Dessen Vita und die tiefe Verflechtung mit weltweit operierenden radikal-islamischen Bestrebungen entsprechen nämlich nicht unbedingt dem üblichen Profil eines einflussreichen Kommentators in der Washington Post.

Bereits in seiner Jugend hatte er Freundschaft mit dem späteren Topterroristen Osama Bin Laden geschlossen. Khashoggi selbst erklärte, dass die beiden schon damals ein gemeinsames Ziel geeinigt hätte: „Wir hofften, irgendwo einen islamischen Staat errichten zu können. Wir glaubten, dass der erste einen weiteren zur Folge hätte und dass am Ende daraus ein Dominoeffekt resultieren könnte, der die Geschichte der Menschheit umkehren würde.“

Beide gingen später auch zusammen nach Afghanistan, wobei der langjährige Terrorfinanzier Adel Batterjee Khashoggi als vermeintlichen Kriegsberichterstatter dorthin gebracht haben soll. Die Berichterstattung war nicht gänzlich überparteilich, seine Texte trugen Titel wie: „Arabische Mudschaheddin in Afghanistan – Beispiel für die Einheit der islamischen Umma“. Bin Laden soll Khashoggi zudem mit Details über die Gründung von Al-Kaida versorgt haben.

Nach dem Abzug der Sowjets aus Afghanistan arbeitete Khashoggi als Medienberater für den früheren saudischen Geheimdienstchef Prinz Turki bin Fasal, der ebenfalls Verbindungen zu Al-Kaida gehabt haben soll – bestätigt haben soll das unter anderem der mutmaßliche 20. Attentäter vom 11. September 2001, Zacharias Moussaoui.

USA selbst schuld an 9/11?

Die Anschläge seien, so schrieb Khashoggi damals, gleichsam eine logische Konsequenz daraus, dass die Amerikaner ihre israelischen Verbündeten nicht daran hindern, bei Bedarf militärisch gegen palästinensische Terroristen vorzugehen. Die Saudis würden deshalb Amerikas Forderungen nach „bedingungsloser Verurteilung“ des Geschehens und „vollständiger Kooperation“ nicht „nachgeben“, denn:

„Die Saudis neigen dazu, die Hässlichkeit dessen, was in New York und Washington geschehen war, mit dem in Verbindung zu bringen, was in Palästina geschehen ist und immer noch geschieht. Es ist an der Zeit, dass die USA lernen, die Wirkung ihrer Außenpolitik und deren Konsequenz zu verstehen.“

Diese – von Kritikern als zynisch aufgefassten – Aussagen fielen noch unter dem Eindruck der Anschläge. Zudem machte Khashoggi sie in Kenntnis der Tatsache, dass George W. Bush in seinem Präsidentschaftswahlkampf und in den ersten Monaten seiner ersten Amtszeit außenpolitisch als eher zurückhaltend galt, einen tendenziellen Rückzug der USA von ausländischen Konfliktschauplätzen in Erwägung zog und auch im Nahostkonflikt die „Zweistaatenlösung“ unterstützte.

Daniel Greenfield macht auf seinem Blog „Sultan Knish“ deutlich, dass der nun vermisste Journalist mitnichten der mutige Dissident und feurige Advokat der Pressefreiheit war, als den ihn zahlreiche Medien derzeit darstellen:

„Jamal Khashoggi war kein Moderater. Einige beschreiben ihn vielmehr als den Führer der saudischen Muslimbruderschaft. Dieses islamistische Netzwerk bewundert Hitler und strebt eine weltweite Durchsetzung des islamischen Rechts an. Auch die Pressefreiheit hat er nicht unterstützt. In einem seiner Auftritte bei Al-Jazeera beklagte er sich darüber, dass die saudische Regierung einigen Journalisten erlaubt habe, positiv über Israel zu berichten.“

Jahrzehntelange Arbeit im Dienste des Netzwerks

In den USA soll Khashoggi, der bereits in den 1970er Jahren begonnen hatte, das in vielen Ländern der Welt als terroristisch eingestufte, radikal-islamische Netzwerk der Muslimbrüder zu unterstützen, den muslimischen Dachverband „Islamische Gesellschaft von Nordamerika“ (ISNA) mit aufgebaut haben. Der Terrorprozess gegen die sogenannte „Holy Land Foundation“ hatte zutage gefördert, dass ISNA Teil des globalen Muslimbrüder-Netzwerkes ist. Die „Global MB Watch“ erklärt, dass ISNA, deren Führung selbst nicht angeklagt wurde, dem US-Justizministerium als „Mitverschwörer“ galt – auf Grund ihrer engen Beziehung zur Muslimbruderschaft, zum „Palästina-Komitee“ und den Angeklagten im Prozess.

Nachdem Khashoggi als Student die Vernetzung der schnell wachsenden radikal-islamischen Verbandsstrukturen aus dem Muslimbrüder-Umfeld vorangetrieben hatte, nahm ihn Prinz Al-Waleed Bin Talal unter seine Fittiche und setzte ihn 2015 als Chef seiner – kommerziell erfolglosen – TV-Station Al Arab in Bahrain ein. Der schwerreiche Talal hat neben ISNA auch den weiteren islamischen Verband Council on American Islamic Relations (CAIR) finanziell unterstützt.

Khashoggi selbst hatte bestritten, „Mitglied“ der Muslimbruderschaft zu sein – was durchaus zutreffen dürfte, da man in Netzwerken dieser Art immer nur Mitglied von Vereinigungen sein kann, die diesem zuzurechnen sind, das Netzwerk als solches jedoch keine direkten Mitgliedschaften kennt. Allerdings hat er deren Ziele stets als „nobel“ dargestellt.

Zuletzt hatte Khashoggi das Projekt DAWN (Democracy for the Arab World Now) geführt, dessen Aufgabe es ist, Muslimbrüder zu unterstützen, die nach dem Scheitern ihrer Machtübernahmepläne in mehreren Ländern des „Arabischen Frühlings“ vielfach in die Illegalität abgerutscht sind. Daniel Greenfield schreibt:

„Medien beschreiben Khashoggi als einen Dissidenten. Zweifellos war er das. Aber auch Osama Bin Laden war das.“

Im von Katar betriebenen Mediennetzwerk Al-Jazeera hat Khashoggi nicht die Menschenrechte, sondern die islamische Vorherrschaft propagiert. Er warf der saudischen Regierung vor, die Muslimbrüder zu verfolgen und einen zu sanften Kurs gegenüber Israel zu fahren. Seine propagandistische Bedeutung machten ihn zu einem Protegé der Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Katars.

Zweite Stufe des „Arabischen Frühlings“

Greenfield wirft den Politikern und Medien im Westen, die sich bezüglich des Schicksals Khashoggis weitgehend die türkische Darstellung zu eigen gemacht hatten und nun nach drastischen Maßnahmen gegen Saudi-Arabien rufen, doppelte Standards vor. Es werde vergessen, dass die Türkei, die sich politisch zur Speerspitze der Muslimbruderschaft mache und deren Protagonisten Schutz und Schirm biete, selbst den Putsch 2016 zum Anlass genommen habe, hunderte Journalisten und Dissidenten zu foltern und verschwinden zu lassen. Deshalb habe die nunmehrige mediale Empörung auch wenig mit der Sorge um die Menschenrechte zu tun.

Es gehe zudem um den Islam. Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und den Emiraten auf der einen, der Türkei, Katar und Iran auf der anderen Seite sei die nächste Etappe des „Arabischen Frühlings“. Die westlichen Mainstreammedien stünden dabei fast geschlossen an der Seite der radikalen Islamisten und machten sich regelmäßig die Propaganda der Muslimbruderschaft zu eigen. Dies betreffe nicht nur den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, sondern habe sich auch in den Fällen Libyens, Syriens und des saudischen Embargos gegen Katar gezeigt. Im Jemen, wo die Schuld an der humanitären Misere einseitig der saudischen Koalition zugeschrieben werde, sehe es ähnlich aus.

Der Fall Khashoggi brauche Kontext, betont der Blogger, „bevor Medien und jene Politiker, die auf sie hören, die USA wegen eines Muslimbruder-Aktivisten in einen Konflikt mit Saudi-Arabien ziehen.“

Und man brauche die Wahrheit:

„Die Medien wollen, dass die Saudis ihre Fragen über Jamal Khashoggi beantworten. Aber vielleicht sollten eher die Medien dazu gedrängt werden, die Frage zu beantworten, warum die Washington Post mit einem Propagandisten der Muslimbruderschaft zusammenarbeitete.“



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