Venezuela: Militär schützt Supermärkte – Die Leute hungern

Das Militär muss in Venezuela Supermärkte schützen - das Volk hat Hunger. Es gibt Lebensmittelhilfen, jedoch nur, wenn die Menschen sich schriftlich zur Unterstützung der Regierung bekennen.
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San Cristobal, Venezuela, Schlange stehen für das Lebensnotwendigste.Foto: John Moore/Getty Images
Epoch Times7. Januar 2018

Nach einer Welle von Plünderungen hat das Militär in Venezuela in mehreren Städten Zugänge zu Supermärkten kontrolliert und eine angeordnete Preissenkung überwacht.

Als Reaktion auf die galoppierende Geldentwertung im Land hatten die Behörden für 26 Ketten angeordnet, die Preise für bestimmte Produkte des täglichen Bedarfs zu senken, die wegen der Inflation – der höchsten der Welt – erhöht worden waren. Da der monatliche Mindestlohn nur noch ein paar Euro wert ist und die Bürger immer weniger Essen dafür bekommen, war es in den letzten Tagen zu Plünderungen und Protesten gekommen.

Berichten zufolge bildeten sich landesweit lange Schlangen, Soldaten und Polizisten ließen zum Beispiel in Caracas nur in bestimmten Abständen eine Anzahl an Leuten zum Einkaufen in einige Supermärkte, in denen aber – wegen der Inflation und wegen fehlender Devisen zum Kauf von Lebensmitteln im Ausland – meist viele Regale leer sind.

Zahlreiche Menschen stehen in Caracas stundenlang Schlange vor einem Lebensmittelladen, der von einem Polizisten bewacht wird. Foto: Rayner Pena/dpa

Lebensmittelhilfe gibt es nur, wenn man sich zur Regierung bekennt

Am schwierigsten war die Lage in der Stadt Caicara. Mindestens 20 Geschäfte wurden dort ausgeraubt, insgesamt wurden 48 Personen festgenommen, wie das Portal „El Nacional“ berichtete. Unbestätigten Berichten zufolge wurden bei den Auseinandersetzungen auch zwei Menschen getötet.

Zunächst hatten sich Händler geweigert, die praktisch wertlosen 50- und 100-Bolivar-Scheine anzunehmen. Caicara liegt am Orinoco, rund 460 Kilometer südlich von Caracas. Zwar gibt es für die ärmere Bevölkerung Lebensmittelhilfen – aber nur wenn sie sich schriftlich zur Unterstützung der Regierung bekennen.

Seit Monaten wird die Lage immer brenzliger, zudem droht dem Öl-Staat die Pleite.

Das von Nicolás Maduro mit harter Hand regierte Land hat zwar die größten Ölreserven der Welt, ist aber zum Armenhaus Südamerikas mutiert. Auch in den Krankenhäusern fehlt es an allem, im Internet fahnden verzweifelte Eltern nach Medizin für ihre Kinder.

Der Schwarzmarkt explodiert

Für einen Euro gibt es auf dem Schwarzmarkt mittlerweile rund 160.000 Bolivar – als größter Schein wurde zuletzt die 20.000-Bolivar-Note eingeführt. Zudem will sich Maduro mit einer mit den Ölreserven abgesicherten Kryptowährung („Petro“) unabhängiger von der Inflation und den Finanzmärkten machen.

Das Land ist nach 18 Jahren sozialistischer Regierung und zunehmender Repression weitgehend isoliert, die USA verhängten erst am Freitag Finanzsanktionen gegen vier führende Militärvertreter, auch Maduro selbst ist schon lange auf der schwarzen Liste. Vermögen der Vier in den USA wurde eingefroren, begründet wurde dies mit Korruption.

Maduro sagte, er werde die „Aggression der USA“ nicht hinnehmen und dem US-Vertreter in Caracas eine „machtvolle Protestnote“ überreichen lassen. US-Finanzminister Steven Mnuchin rief die Staatengemeinschaft zur „Isolierung des repressiven Regimes“ Maduros auf. Im August war das von der Opposition dominierte Parlament entmachtet worden, bei Protesten starben über 120 Menschen.

Der monatliche Mindestlohn wurde zwar immer wieder angehoben auf nun knapp 800.000 Bolivar inklusive Sozialhilfen – aber das sind auch nur noch ein paar Euro. Ein Grund für fehlende Devisen zum Import von Lebensmitteln ist auch die milliardenschwere Subvention von Benzin, das weit billiger ist als Wasser. Für einen auf dem Schwarzmarkt getauschten Euro können mehrere tausend Liter getankt werden. (dpa)



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