Worldcoin: Grundeinkommen im Austausch gegen biometrische Daten

OpenAI-Chef Sam Altman will 100 Millionen US-Dollar in Worldcoin investieren. Die Kryptowährung soll ein globales Grundeinkommen ermöglichen – im Austausch gegen biometrische Daten.
Kryptowährungssysteme wie Bitcoin und Ethereum verbrauchen Unmengen von Strom, weil sie auf einem energiehungrigen Absicherungsverfahren aufbauen. Nun wagt zumindest die Ethereum-Community einen Umstieg auf ein umweltfreundliches System.
Kryptowährungen haben zuletzt massiv an Vertrauen verloren. Worldcoin will diesen Trend umkehren.Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Von 17. Mai 2023

Der CEO von OpenAI, Sam Altman, steht eigenen Angaben zufolge vor einem wichtigen Durchbruch im Zusammenhang mit Worldcoin. Wie die „Financial Times“ (FT) berichtete, steht er kurz davor, 100 Millionen US-Dollar für die Entwicklung der globalen Kryptowährung aufzubringen.

Die Idee hinter dem 2019 von Altman selbst und Alex Blania neu aufgesetzten Projekt ist es, ein globales Identifizierungssystem zu schaffen. Dieses soll weltweiten Zugang zu einer globalen Währung schaffen. Am Ende könnte dies dem Konzept der Gründer zufolge ein entscheidender Schritt zu einem globalen Grundeinkommen sein.

Auch Sam Bankman-Fried gehörte zu den ersten Investoren von Worldcoin

Nutzer von Worldcoin sollen im Gegenzug bereit sein, biometrische Daten zur Verfügung zu stellen. Auf der Grundlage von Augen-Scans und der Technologie der Iriserkennung soll die Währung missbrauchssicher werden. Die Mittel, die Altman aufgebracht hat, sollen der FT zufolge in die Entwicklung der Iris-Scanning-Technologie fließen.

Unter den bisherigen Investoren des Unternehmens befanden sich unter anderem Khosla Ventures und der Krypto-Fonds von Andreessen Horowitz. Auch der Internetunternehmer Reid Hoffman hat bis dato zu dem Projekt beigesteuert, ebenso wie der mittlerweile in der US-Businesswelt geächtete FTX-Gründer Sam Bankman-Fried.

Die Investition kommt zu einem Zeitpunkt, da Kryptowährungen weltweit einen tiefgreifenden Vertrauensverlust zu verzeichnen hatten. Ein Faktor dafür war der Zusammenbruch von Bankman-Frieds Kryptowährungsbörse im November vergangenen Jahres selbst. Zahlreiche Fonds hatten daraufhin ihr Engagement in dem Sektor zurückgefahren.

Altman: „Unterscheidung zwischen Mensch und Bot vereinfachen“

Der Token-Bestand von Worldcoin soll laut dem Tech-Fachblatt „The Information“ im März des Vorjahres einem Gesamtwert von drei Milliarden US-Dollar entsprochen haben. Dass ein Projekt in diesem Bereich in Zeiten eines „Krypto-Winters“ 100 Millionen US-Dollar erhalte, sei „bemerkenswert“, erklärte ein Fundraiser.

Der durch den KI-Bot ChatGPT international bekannt gewordene Sam Altman will via Worldcoin zwei wesentliche Probleme angehen, die auch im Kontext Künstlicher Intelligenz entstehen. Zum einen soll die Unterscheidung zwischen Mensch und Bot einfacher werden. Zum anderen soll auf dem Wege der globalen Kryptowährung ein universelles Grundeinkommen möglich werden. Dies solle auch die Effekte KI-bedingter Arbeitsplatzverluste ausgleichen.

Sobald die Nutzer ihre Identität festgestellt hätten, können sie kostenlose Worldcoin-Tokens erhalten, so das Unternehmen. Das Gerät zum Speichern der Iris-Informationen werde die Augen nicht verletzen – und die Scans werde das Unternehmen selbst nicht speichern. In sechs Wochen will das Unternehmen mit der Aufzeichnung von Transaktionen beginnen.

MIT: Worldcoin soll systematisch Datenschutzbestimmungen verletzt haben

Bereits im Jahr 2022 hatte sich ein ausführlicher Artikel des „MIT Technology Reviews“ kritisch mit dem Aufbau von Worldcoin beschäftigt. Um an die erste halbe Million an Testnutzern zu kommen, habe das Unternehmen vor allem arme Dörfer in Schwellenländern aufgesucht. Zu den Schwerpunkten hätten dabei Indonesien, Ghana, Kenia, Chile oder der Sudan gehört.

Ohne groß über die Hintergründe aufzuklären, habe man Menschen Geld ausgehändigt, um im Gegenzug ihre biometrischen Daten scannen zu können. Die Untersuchung des MIT habe „irreführende Marketingpraktiken“ aufgedeckt, die dabei zur Anwendung gekommen seien.

Die Beteiligten hätten mehr personenbezogene Daten gesammelt, als sie zugegeben hätten. Auch von einem informierten Konsens der Probanden könne keine Rede sein. Es sei davon auszugehen, dass lokale und internationale Datenschutzbestimmungen verletzt worden seien.

Snowden: „Der menschliche Körper ist kein Fahrkartenlocher“

Mitgründer Blania räumte ein, dass es einige „Reibungen“ im Zusammenhang mit der Datensammlung gegeben habe. Diese seien dem Umstand geschuldet, dass sich das Unternehmen „noch in der Anfangsphase“ befände. Noch in diesem Jahr peile man die Marke von einer Milliarde Nutzer an.

Pete Howson von der Northumbria University wirft Worldcoin „Krypto-Kolonialismus“ vor. Es sei bezeichnend, dass man die ersten Experimente rund um Blockchain und Biometrie in armen Ländern durchgeführt habe. In Kenia könne das Versprechen von knapp einem halben US-Dollar ein überzeugender Anreiz für jemanden sein, seine biometrischen Daten preiszugeben. In westlichen Hochburgen von Kryptowährungsbegeisterten würde man damit nicht weit kommen. Es sei einfach billiger und einfacher, Daten zu erfassen, wo die Menschen wenig Geld und wenig rechtlichen Schutz hätten.

NSA-Whistleblower Edward Snowden äußerte auf Twitter ebenfalls Kritik. Er schrieb:

Katalogisiert keine Augäpfel. Benutzt keine biometrischen Daten zur Betrugsbekämpfung. Tatsächlich sollte man Biometrie für gar nichts verwenden. Der menschliche Körper ist kein Fahrkartenlocher.“



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