Bahnstrom wird teurer – Dieselloks teilweise günstiger als E-Loks

„Die hohen Energiepreise gefährden die Energie- und Verkehrswende“, erklärt Michael Kruse (FDP). Bahn- und Logistikunternehmen setzen wieder verstärkt auf Diesel.
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Für Neukunden im Güterverkehr sind Transporte mit Dieselloks vermutlich günstiger als E-Loks. Cuxhaven, 10. September 2019.Foto: iStock
Von 16. Januar 2022

Auch der Bahnstrom wird teurer. Sven Flore, Chef der SBB Cargo International befürchtet eine Rückverlagerung des Güterverkehrs auf die Straße. Derzeit sind die Preise für Bahnstrom zweieinhalb- bis dreimal so hoch wie vor einem Jahr.

Für die SBB Cargo International bedeutet dies, dass neue Kunden nur genommen werden können, wenn diese die aktuellen Strom-Einkaufspreise abdecken können. „Neuverkehre können nur gestartet werden, wenn diese den aktuellen Einkaufspreis abdecken. Dies wird kein Kunde mitmachen“, erklärte Sven Flore. Auch Bestandskunden mussten meist einer Kostenerhöhung zustimmen, der Preisanstieg lag bei 50 Prozent.

Weil der Dieselpreis deutlich weniger stark stieg, wäre sogar ein Einsatz von Dieselloks günstiger. Flore sagt: „Interessant ist, dass – nüchtern betrachtet – der Einsatz von schweren Dieselloks bei Neuverkehren kostenmäßig deutlich günstiger wäre als der Einsatz von E-Loks.“ Das Tochterunternehmen SBB Cargo der Schweizer Bundesbahn gehört in Deutschland zu den größten Wettbewerbern der Deutschen Bahn im Schienengüterverkehr.

Damit nimmt die Attraktivität des Güterverkehrs über Lkws zu, obwohl laut Koalitionsvertrag der Anteil des Schienengüterverkehrs bis 2030 um 25 Prozent steigen soll und eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene angestrebt wird.

Stadtwerke Tübingen: Dieselloks im Kommen?

Einer der größten Anbieter von Bahnstrom sind die Stadtwerke Tübingen. Das Unternehmen teilte der „Welt am Sonntag“ mit: „Dies könnte dazu führen, dass Teile des Schienengüterverkehrs wieder auf dieselbetriebene Lokomotiven umsteigen.“

Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, sprach sich bereits für staatliche Hilfen für die privaten Bahnunternehmen aus. „Die hohen Energiepreise gefährden die Energie- und Verkehrswende.“

Er höre von vielen Bahn- und Logistikunternehmen, dass sie in ihrer Existenz bedroht seien, man müsse befürchten, dass Verkehre „unwiederbringlich von der Bahn auf die Straße verlagert“ werden. „Ich setze mich daher dafür ein, hier schnell wirtschaftliche Hilfen für die betroffenen Bahn- und Logistikunternehmen bereitzustellen, um dem Gütertransport auf der Schiene das Überleben zu sichern“, sagte Kruse. Er sei dazu schon mit den betroffenen Ministern in Gesprächen.

Güterverkehr sollte auf die Schiene

Der Güterverkehr auf Deutschlands Straßen lag 2017 bei rund 486 Milliarden Tonnenkilometer; für das Jahr 2021 prognostizierte die Bundesregierung rund 504,4 Milliarden Tonnenkilometer.

Auf der Schiene wurden 2017 rund 131,2 Milliarden Tonnenkilometer transportiert, für 2021 rechnet die Bundesregierung mit weniger – rund 126,9 Milliarden Tonnenkilometern. Insgesamt stieg der Güterverkehr von 692,5 Milliarden Tonnenkilometern im Jahr 2017 auf prognostizierte 698,1 Milliarden Tonnenkilometer 2021 an.

Gleichzeitig sucht die Deutsche Bahn für 2022 mindestens 21.000 neue Mitarbeiter. So sucht der Staatskonzern bei den Ausbildungsberufen demnach rund 770 Fahrdienstleiter und jeweils etwa 740 Elektroniker und Lokführer. Das Unternehmen verliert jedes Jahr Tausende Mitarbeiter vor allem aus Altersgründen. Der jährliche Bedarf an neuen Lokführern liegt etwa bei 2.000 Menschen, in Deutschland hat der Konzern rund 220.000 Mitarbeiter.

(Mit Material von dts/dpa)



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