Austritt aus „Netto Null“-Bündnis: Swiss Re verlässt Klimaschutz-Allianz der Versicherer

Als bereits vierter großer Versicherer hat die Swiss Re jüngst die „Klimaschutz-Allianz“ NZIA verlassen. Ein Faktor dafür ist der Widerstand in den USA gegen ein Bewertungssystem, das Unternehmen und öffentliche Institutionen nach bestimmten Umwelt-, Sozial- und Führungskriterien kategorisiert.
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Die Allianz bleibt Mitglied in der allmählich kleiner werdenden NZIA-Gemeinde. Die Swiss Re ist hingegen als mittlerweile vierter Konzern aus der Vereinigung ausgestiegen.Foto: Textbüro Freital
Von 25. Mai 2023

Der Druck, den US-amerikanische Generalstaatsanwälte gegen verpflichtende ESG-Kriterien im Finanzwesen aufbauen, scheint auch in Europa Wirkung zu entfalten. Mit der Swiss Re hat ein Gründungsmitglied die sogenannte Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) verlassen. Bei dieser handelt es sich um den größten Zusammenschluss zur Verfolgung von Klimaschutzzielen unter Versicherern.

Swiss Re war 2021 Gründungsmitglied der NZIA

Wie die „Handelszeitung“ schreibt, ist der Rückversicherer bereits der vierte Konzern, der in diesem Jahr die NZIA verlassen hat. Zuvor hatten diesen Schritt im März die Munich Re sowie im April die Zurich und die Hannover Rück vollzogen.

Die Vereinigung ist erst 2021 als Teil der „Glasgow Financial Alliance for Net Zero“ (GFANZ) gegründet worden. Der CEO von Swiss Re, Christian Mumenthaler, sprach damals von einem „wichtigen nächsten Schritt im Wettlauf zu Netto-Null“. Die Branche könne so „ihr Engagement für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft durch ihre Underwriting-Expertise weiter ausbauen“.

Mittlerweile heißt es aus der Konzernführung, mit dem Ausstieg sei „kein geringeres Engagement in der Klimapolitik“ verbunden. Die Mitgliedschaft in der ebenfalls zur GFANZ gehörigen „Net Zero Asset Owner Alliance“ bleibe vorerst aufrecht.

Allerdings spricht etwa die Hannover Rück eine Furcht vor „kartellrechtlichen Problemen“. Diese könnten auftreten, „wenn der Markt seine Netto-Null-Agenda vorantreibt“. Die Zurich will ihre „Ressourcen darauf konzentrieren, ihre Kunden bei der Transformation zu unterstützen“.

Klimaallianz im Zeichen umstrittener ESG-Agenda

Fachmedien sehen in den Austritten einen Erfolg des Widerstandes zahlreicher US-Bundesstaaten gegen die sogenannte ESG-Agenda.

Das Kürzel ESG steht für „environmental, social, and governance“, zu Deutsch „Umwelt, Soziales und Unternehmensführung“. Es beschreibt ein Bewertungssystem, das Unternehmen und öffentliche Institutionen nach bestimmten Umwelt-, Sozial- und Führungskriterien kategorisiert. Dies soll Anlegern eine Einschätzung ermöglichen, welche Anstrengungen staatliche oder private Akteure in diesen Bereichen unternehmen.

Es wäre demnach angemessen, auf finanzielle Gewinnaussichten zu verzichten, um „ideelle“ Ziele zu fördern. Welche „nicht monetären Vorteile“ den finanziellen Gewinn schmälern dürften, wäre Regierungen, NGOs oder den persönlichen Vorlieben der Manager selbst überlassen. Im Wesentlichen geht es dabei um „woke“, soziale Vorstellungen oder Erwägungen der „Nachhaltigkeit“.

Gegner dieses Ansatzes wenden ein, dass sich Kunden von Versicherungen, Banken oder Fondsgesellschaften könnten sich nicht mehr darauf verlassen, dass diese deren finanziellen Gewinn im Auge hätten. Vielmehr könnten sie Anlegern finanzielle Einbußen abverlangen, um ideologische Ziele zu realisieren.

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US-Generalstaatsanwälte fordern Rechenschaft von NZIA-Mitgliedern über ESG

Mehrere US-Bundesstaaten haben staatlichen Pensionsfonds verboten, ESG-Kriterien zu implementieren. Einige Generalstaatsanwälte ermitteln sogar gegen Finanzdienstleister wegen des Verdachts auf Schädigung von Kunden durch ESG.

Im Mai haben 22 US-Generalstaatsanwälte auch die NZIA-Mitgliedsunternehmen angeschrieben und Rechenschaft über deren ESG-Verpflichtungen verlangt. Die Juristen sehen in der Verfolgung einer Netto-Null-Agenda eine Kompetenzüberschreitung der Versicherer. Sie werfen diesen vor, auf Kunden Druck ausgeübt zu haben, Netto-Null-Ziele zu verfolgen. Dies hätte Prämien, Energiepreise und Verbraucherpreise in die Höhe getrieben.

In der NZIA befinden sich noch 27 Mitglieder, darunter Allianz, Aviva und Axa. US-amerikanische Unternehmen oder solche mit starkem Engagement in den Vereinigten Staaten gehören ihr nicht an.



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