Finanzexperte zur Geld-Maschinerie: Es wird knallen, die Frage ist nur wann

Wie ist angesichts von Inflation und Geldmengenvermehrung Vermögensaufbau- und -sicherung möglich? Ein Experte erklärt im Interview seine Strategie.
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Finanzexperte Rolf Pieper.Foto: Epoch Times
Von 20. August 2023

Inflation mindert nicht nur die Kaufkraft beim Einkaufen, auch das Privatvermögen ist betroffen. Betrachtet man Kursschwankungen und fallende Immobilienpreise, stellt sich die Frage, welchen Wertanlagen aktuell vertraut werden kann. Wie kann man seine eigene Kaufkraft möglichst erhalten und das Vermögen sichern? Was sind weitere Möglichkeiten, um vom Finanzmarkt zu profitieren?

Über diese Themen sprachen wir mit Rolf Pieper. Er ist internationaler Finanzexperte mit über 40 Jahren Erfahrung im internationalen Bank- und Börsenwesen. Zudem ist er Finanz-Fachjournalist und als CEO der Tri Concept AG liegt sein Tätigkeitsschwerpunkt auf der Beratung zum Vermögenserhalt.

Was denken Sie, wie sich in der nächsten Zeit der globale oder auch der nationale Finanzmarkt entwickeln wird?

Die Frage ist ja: Wie definieren wir die Finanzmärkte? Sind es nur die Aktienmärkte oder ist es die Gesamtschau? An den Aktienmärkten sind die vielen Probleme, die wir haben, gar nicht eingepreist. Es gibt unglaublich viele Zombiefirmen, die künstlich am Leben gehalten wurden, weil sie günstige Kredite bekommen haben. Die Einpreisung wird folgen, wenn jetzt durch gestiegene Zinsen auch das Zinsaufkommen größer wird.

Hinzu kommt, dass durch die gestiegenen Zinsen die Kreditaufnahme für Staaten schwieriger geworden ist. Italien müsste jetzt schon zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Zinsen aufbringen. All das haben die Aktienmärkte noch nicht widergespiegelt. Aber irgendwann wird es zu einer Korrektur kommen und dann werden viele, die dort einseitig investiert sind, ein Problem haben. Wir werden sicherlich Kursrücksetzer von zehn bis zwanzig Prozent bekommen und dann wird es für manche schwierig.

In den USA wurde der Leitzins kürzlich erneut angehoben. Was für Auswirkungen sind in Deutschland zu erwarten?

Die Amerikaner haben die Auswirkungen schon zu spüren bekommen, in Form einer geringeren Kreditaufnahme. Das kann große Probleme verursachen, weil weniger Geld in den Umlauf kommt, Unternehmen Schwierigkeiten bekommen und die Kaufkraft sinkt.

In Deutschland haben wir in den letzten Monaten ebenfalls eine Zinserhöhungsorgie erlebt. Ich kann nicht sagen, dass es in einem halben Jahr oder in einem Jahr knallt, aber es wird knallen, das ist für mich sicher.

In Deutschland stehen wir vor riesigen Ausgaben, aber wer bezahlt das? Wir haben steigende Militärausgaben, wir müssen die Corona-Pandemie noch bezahlen. Im letzten Jahr sind zwei Millionen neue Menschen in Deutschland gelandet. Aber wie viele davon sind Nettoleister und nicht Nettobezieher? Das wirkt sich auf unser Pflegesystem, die Demografie und die Altersvorsorge aus. Alles das muss bezahlt werden. Wenn wir aus diesem Schlaf erwachen und real sehen, was auf uns zukommt, wird es noch heftig werden.

Sie sprechen von Vermögenserhalt durch Triversifikation. Was genau steckt dahinter?

Ich habe zur Jahrtausendwende die Triversifikation entwickelt. Die bis dahin gültige Portfoliotheorie ist immer von einem risikolosen Zins ausgegangen, der von Staatsanleihen kommen sollte. Diese drei bis vier Prozent haben wir immer eingepreist. Mittlerweile haben wir auch schon Nullzinsen erlebt, also ist die Theorie eigentlich nicht mehr gültig.

Bis dahin war man immer nur im optimalen Portfolio in den liquiden Märkten unterwegs. Mein Modell der Triversifikation geht anders vor: Es berücksichtigt illiquide Märkte wie Sachwerte, Gold, Silber und Immobilien, die bis dahin gar keine Rolle gespielt haben. Das Zweite ist die Länderdiversifizierung, also Zugriffsschutz und all das, was heute sehr wertvoll ist. Das Dritte ist die Währungsdiversifikation.

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Welche Ratschläge würden Sie denen geben, die jetzt anfangen wollen, Ihr Vermögen zu sichern?

Vermögensschutz ist wie Hausbau. Es braucht ein Fundament. Es braucht eine gute Statik, es braucht gute Eingänge, es braucht gute Ausgänge. Wenn man das einmal im Kopf hat, dann weiß man, dass es nicht funktioniert, wenn man das nur auf einer Ebene betreibt.

Ein gutes Fundament ist immer Gold. Darauf muss man dann andere Dinge errichten. Das geht bei mir in den illiquiden Märkten weiter, mit anderen Metallen, strategischen Metallen. Es geht über Edelsteine, die eine sehr gute Performance haben, es geht über Kunst. Beide waren generationsübergreifend immer gute Vermögensspeicher.

Und dann geht es bis hin zu nachwachsenden Rohstoffen. Nachwachsende Rohstoffe wie der Adlerholzbaum sind fantastische Märkte. Nach ungefähr sieben Jahren produziert der Baum ein Liquid, das Oud genannt wird. Dieses Oud ist Grundstoff für alle großen Parfüms auf dieser Welt.

In der Auktionierung erzielt Oud einen Kilopreis von bis zu 600.000 US-Dollar. Im Vergleich: Ein Kilo Gold wird mit rund 50.000 Dollar gehandelt. Nach sieben Jahren bekomme ich ungefähr 140 Prozent des eingesetzten Kapitals zurück, nach 14 Jahren das Dreifache, weil dieses Liquid so hochwertig ist. Knappheit ist der beste Nährboden für Rendite.

In den letzten zwei Jahren ist Gold relativ schnell nach oben gegangen, kürzlich ist es wieder eingebrochen. Ergibt es Sinn, wieder auf steigende Kurse zu setzen?

Gold hat zunächst einmal eine Vermögensschutzfunktion. Insofern ist es egal, wie viel ein Kilo Gold wert ist. Ein Kilo Gold bleibt ein Kilo Gold.

Wenn wir uns mal den Kaufkraftverlust des Euros anschauen: Seit seiner Einführung hat der Euro 86 Prozent gegenüber Gold verloren. Seit der Jahrtausendwende hat Gold im Schnitt acht Prozent gemacht – [das] wäre doch ein schöner Inflationsausgleich. In jeder Anlagestrategie muss als Fundament das Gold rein, weil das der beste Wertspeicher ist.

Aber auch Silber ist interessant. Silber ist zurzeit mein Favorit. Es geht aber nicht um die Frage, ob Gold oder Silber, sondern in welcher Gewichtung.

Wie sollte man 100.000 Euro zur Vermögenssicherung prozentual am besten anlegen?

In Zeiten, in denen der Euro so viel Kaufkraft verliert, würde ich 60 Prozent in illiquiden Märkten, das heißt in Sachwerten anlegen. Das wären Gold, Silber, Industriemetalle und weitere. Das Schlaue ist ja dann, die Sachwerte liquide zu machen.

Zurzeit würde ich großen Wert auf Liquiditätshaltung zu Hause legen. Ich sehe Banken gefährdet, insofern lasse ich auf dem Bankkonto nur die Kosten für drei Monate liegen. Zu Hause ebenfalls für drei Monate in verschiedenen Währungen wie Euro, Dollar und Schweizer Franken und kleinteiliges Silber. Denn wenn es mal zum Knall kommt und der Euro nicht mehr funktioniert, habe ich mit kleinteiligen Silbermünzen immer die Chance, noch Brot zu kaufen. Das ist meine Drei-Monate-Regel für die Liquidität.

Immobilienbesitzern empfehle ich insbesondere für fremd genutzte Immobilien, Immobilienschutzkonzepte aufzubauen. Denn eines darf man nicht vergessen: Das Lastenausgleichsgesetz wird kommen. Das wird bald scharf geschaltet und da braucht man ein gutes Schutzkonzept.

Vorschau des Videointerviews:

Das vollständige Interview finden Sie bei EpochTV.

Wenn der Lastenausgleich kommen sollte, was macht einen guten Schutz für Immobilien aus?

Ein guter Schutz wird daran messbar sein, dass die Immobilie nicht angreifbar ist. Wenn Fit for 55, die Energieauflage der EU, kommt, dann darf man sein Haus nicht ohne eine gewisse Energieeffizienz weiterverkaufen. Es gibt ein paar Ausnahmeregelungen, aber wenn ich ein Haus erbe, das die Anforderungen nicht erfüllt, dann hat es ein großes Abwertungspotenzial, weil ich damit nicht in den Markt gehen kann.

Was da auf Immobilienbesitzer zukommt, ist nicht einfach: Durch die Inflation haben wir Kaufkraftverluste in der Breite, wodurch viele Leute sich die Miete nicht mehr leisten können. Dann haben wir Fit for 55 und EEG und man braucht eine neue Heizungsanlage, und dann kommt noch der Lastenausgleich. Für all das braucht man ein gutes Konzept. Fit for 55 wird noch ein Hammer werden im Immobilienmarkt.

Was halten Sie von einer Rentenvorsorge wie einer Lebensversicherung, Riester- oder einer Aktienrente?

Das kann ich einfach beantworten: nichts.

Warum?

Die Lebensversicherer sind ja vom Zins abhängig. Die dürfen ja nicht alle Märkte bedienen, für den Kapitalteil. Manche Versicherer haben Kostenquoten im Anlageteil von über 50 Prozent, da werden Sie nie eine Rendite sehen. Es gibt noch weitere Gründe. Riester war für mich von der ersten Sekunde an eine Totgeburt; Rürup auch. Das ist alles einfach eine Maschinerie. Ich sage es jetzt mal in aller Härte: Viele Finanzprodukte dienen eher der Finanzindustrie als dem Kunden.

Die Aktienrente könnte ich noch als Erstes empfehlen, wenn man das mit ETFs oder Ähnlichem macht. Das ist sicherlich eine gute Geschichte, aber es gibt aus meiner Richtung auch andere Sparpläne wie den ersten Edelsteinsparplan der Welt aus unserem Haus. Es gibt unzählige Sparpläne in Gold und Silber. Und wie schon gesagt, bin ich für Diversifikation.

Sie sprechen vom Vermögenserhalt. Gibt es aktuell reale Chancen am Finanzmarkt, ein Vermögen aufzubauen?

Ja, aber beim Vermögensaufbau brauche ich zunächst einmal Disziplin und einen Plan. Ich muss Disziplin zeigen, um einen Teil des verfügbaren Einkommens auf die Seite zu legen. Das geht ja schon mit 50 Euro. Aber man muss es konsequent tun. Man muss eine Zielplanung haben, ein Ziel, das schriftlich definiert werden muss, Zwischenziele, eine Absicherung und Expertise.

Man muss das im Kopf haben. Und man muss akzeptieren, dass man Finanzbildung braucht. Die vermittle ich. Niemand in der Bundesrepublik Deutschland hat je eine ordentliche Finanzbildung in der Schule bekommen.

Was sind für Sie reale Werte, auf die Sie sich immer verlassen werden?

Alles, was ich anfassen kann, also nichts Gebuchtes, alles, was ich im Eigentum habe. Keine Papierversprechen, denn hier ist es wie immer bei Versprechen: Manche halten sie und manche halten sie nicht. In meiner Finanzarchitektur habe ich immer gerne Dinge, die ich selbst anfassen kann. Und da gehört der Baum, den ich vorhin genannt habe, mit dazu. Da gehört das Gold mit dazu, da gehören Edelsteine mit dazu, da gehört Kunst mit dazu.

Ich will das andere nicht ausschließen, aber wie groß das Rücksetzungsrisiko der Märkte ist, weiß man ja auch nicht so genau.

Kunden haben bei mir mindestens sechs, sieben, acht Portfoliobausteine. Wenn mal einer wegfällt, ist es nicht so schlimm. Aber wenn ich bei dem, der wegfällt, all-in bin, das haben wir in den Kryptomärkten ja erlebt, habe ich eine Katastrophe, die mein finanzielles Leben zerstören kann. Und das darf niemandem passieren. Risiken abbauen und in der Breite diversifizieren ist, glaube ich, die Lösung.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Alexander Zwieschowski, redaktionelle Bearbeitung durch Matthias Kehrein. Das vollständige Interview sehen Sie unter www.epochtv.de.

 

 



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