Gold, der Fels in der Inflations-Brandung

Wie entsteht eigentlich Geld und warum verliert es an Wert?
Titelbild
Ein Kilogram Gold.Foto: DAVID GRAY/AFP via Getty Images
Von 26. Februar 2022

Nicht nur beim Einkaufen oder Tanken ist spürbar, dass „alles teurer wird“. Auch das Vermögen von Sparern ist bei anhaltender Inflation betroffen: Heute ist das Vermögen weniger wert als gestern, aber mehr wert als morgen. Was beeinflusst die Inflation? Was hat die Corona-Krise damit zu tun? Und gibt es Möglichkeiten, die eigenen Finanzen vor Wertverlust zu schützen?

Der Fels in der Brandung

Im November 2021 berichtete die Deutsche Bank, die Inflation erhöhe die Goldnachfrage („Gold im Aufwind“). Anleger und Sparer suchen in dem Edelmetall eine Inflationsabsicherung. Laut dem Bericht „Gold Demand Trends Full Year 2021“ von „World Gold Council“ steigerte sich die Goldnachfrage im vierten Quartal 2021 um fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Insgesamt stieg die Nachfrage am Edelmetall um 10 Prozent im Vergleich zu 2020. Zentralbanken erwarben stolze 463 Tonnen Gold in 2021. Das sind 82 Prozent mehr als im Vorjahr, womit ein Höchststand der globalen Goldreserven seit knapp 30 Jahren erreicht wurde.

In seinem Buch „GeldZeitenwende“ untersucht Benjamin Mudlack unter anderem, wie sich der Goldwert im Laufe der Zeit entwickelt hat. Dabei vergleicht der Bankkaufmann und Wirtschaftsinformatiker, wie viel Geld eine Unze Gold (1 Feinunze entspricht 31,1 Gramm) zu verschiedenen Zeiten kostete und was man für diesen Geldwert – oder für eine Unze Gold – erwerben konnte.

Das Ergebnis zeigt, dass Gold, gemessen am Geld, wesentlich teurer geworden ist. Allerdings ist der Wert einer Unze Gold laut Mudlack „seit Tausenden von Jahren immer gleich“. Dies misst er am Beispiel der „Kleidung eines Edelmannes“. Er schreibt: „Vor 2.000 Jahren konnte man im alten Rom um 1 Unze Gold eine Toga erwerben, 1960 in den USA einen Herrenanzug um 35 US-Dollar und 2021 in Berlin um 1.500 Euro. Folglich also immer im Gegenwert von einer Unze Gold.“

Des Weiteren zeigt Mudlack mit dem Kauf eines Mittelklassewagens, dass Gold branchenbezogen sogar deflationär an Wert gewann. Kostete 1908 ein Mittelklassewagen 850 US-Dollar, dann wären dies bei dem damaligen Preis von 20 Dollar pro Unze Gold umgerechnet 42,5 Unzen gewesen. 2021 kostete ein Mittelklassewagen in den USA rund 31.000 Dollar. Bei einem Goldkurs von 1.800 Dollar pro Unze (Stand August 2021), müssten nur 17,33 Unzen Gold aufgewendet werden. Natürlich hinkt der Vergleich dahingehend, dass ein Mittelklassewagen von 1908 nicht dem aktuellen technischen Stand entspricht. Dennoch zeigt das Beispiel, dass Gold die Produktivitätsfortschritte an die Halter des Goldes weitergegeben hat.

Damit eröffnet Mudlack eine neue Perspektive: Sparer und Anleger können sicher sein, dass eine Unze Gold auch in Zukunft eine Unze Gold sein wird. Aufgrund anhaltender Knappheit und Nachfrage ist zudem von einer in etwa gleichbleibenden Kaufkraft von Gold auszugehen. Spekulationen hingegen, die durch kurzfristigen An- und Verkauf von Gold Profit ziehen wollen, unterliegen weiterhin Inflationsfaktoren und Kursschwankungen. Schließlich bleibt es jedem selbst überlassen, Gold in Geld oder Geld in Gold zu messen.

Der Ursprung des Geldes

Geld wurde einst geschaffen, um den Tauschhandel zu erleichtern. Hätten wir heute kein Geld, dann hätte nicht nur der Landwirt Schwierigkeiten, seinen Traktor in Kartoffeln zu bezahlen. Es wird ein allgemein akzeptierter Wertspeicher als Zahlungsmittel benötigt. Der Klassiker sind Münzen aus Edelmetallen, da Gold und Silber aufgrund von Knappheit und anhaltender Nachfrage bis heute ein hohes Vertrauen in ihre Werthaltigkeit besitzen.

Im Laufe der Zeit wurde der Alltag vereinfacht, indem das schwere Edelmetall in einer Bank hinterlegt und dafür Geldscheine und -münzen zu dessen Wert herausgegeben wurden. Die ausgegebene Währung ist zudem der Anspruch des Währungsinhabers gegenüber einer Bank, den Geldwert als Edelmetall auszuzahlen.

1871 war beispielsweise im Deutschen Kaiserreich eine Mark durch 0,358423 Gramm Gold gedeckt und bis 1971 konnten 35 US-Dollar bei der Federal Reserve (FED) für eine Unze Gold eingelöst werden. Dieser sogenannte Goldstandard hielt den Dollar und auch andere Währungen, die sich am Dollar gemessen haben, zu einem hohen Maß stabil.

Geldschöpfung aus dem Nichts

Wie die Abschaffung des Goldstandards den Banken seither ermöglicht, Geld aus dem Nichts zu erschaffen, legt Mudlack in „GeldZeitenwende“ ausführlich dar. Im Gegensatz zum ursprünglichen Tauschhandel oder dem Goldwert einer Währung schaffen Banken von heute das Geld, indem sie Kredite vergeben. Hinter dem neu aufgenommenen Geld steht – vereinfacht ausgedrückt – nur die Forderung der Bank gegenüber dem Schuldner, das neu geschöpfte Geld zurückzuzahlen. Für neues Giralgeld müssen nicht einmal Geldscheine gedruckt, sondern nur digitale Einsen und Nullen eingegeben werden.

Auf Datengrundlage der Deutschen Bundesbank veranschaulicht Mudlack auch, dass die Summe des vorhandenen Geldes in Deutschland exakt der Summe deutscher Schulden entspricht. Deutlich erkennbar spiegeln sich Menge von Schulden und Geld auf der Achse des Zeitverlaufs.

Kann es sein, dass Einrichtungen wie die FED oder die EZB einfach enorme Wirtschaftswerte schaffen, ohne dafür einen tatsächlichen Gegenwert zu erbringen? Es ist tatsächlich so. Mudlack zitiert hierzu aus dem Protokoll von 1941 zur Untersuchung der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Der ehemalige US-Notenbank-Präsident Marriner Eccles wurde von Wright Patman befragt, woher die FED zwei Milliarden Dollar zum Kauf von US-Staatsanleihen hatte:

Eccles: Wir schufen es.

Patman: Woraus? 

Eccles: Aus dem Recht, Kreditgeld herauszugeben.

Patman: Und es steht nichts dahinter, wirklich nichts, außer der Kreditwürdigkeit der Regierung?

Eccles: So ist unser Geldsystem. Gäbe es keine Schulden, gäbe es kein Geld. 

Bereits am 27. Oktober 2011 erklärte Prof. Franz Hörmann in der NDR-Sendung „Beckmann“, dass Banken das sogenannte Fiatgeld aus dem Nichts erschaffen. Das Geld einer Kreditvergabe stamme nicht von dem Sparvermögen anderer Bankkunden, sondern werde durch eine Bilanzverlängerung erzeugt. Buchhalterisch verzeichne die Bank eine Kreditvergabe sowohl als Forderung als auch als Verbindlichkeit an die gleiche Person, nämlich den Kreditnehmer.

Hörmann bezeichnete dies als „ziemlich pervers“. Ein solcher Buchungssatz offenbare das Eingeständnis der Bank, die Kreditrückzahlung zu fordern, obwohl keine Leistung erbracht wurde. „Eine Forderung mit einer eigenen Schuld zu begründen, ist zumindest nicht sehr schlüssig“, so Hörmann. Auch wenn Hörmanns vorstehende Erläuterung nicht von der Hand zu weisen ist, prognostizierte er für 2013 den Zusammenbruch unseres heutigen Geldsystems, was offenbar bis dato ausgeblieben ist.

Status Quo

Von 2015 bis 2019 gab es in Deutschland keine Neuverschuldung des Bundes, die bestehenden Schulden wurden sogar etwas getilgt. Mudlacks vorstehende Grafik zeigt, dass während der Schuldentilgung auch die Menge des Geldes proportional zurückgegangen ist. In dieser Zeit bewegte sich die Inflationsrate zwischen 0,5 und 1,8 Prozent. Mit Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 nahm der Deutsche Staat neue Schulden in Höhe von 130,5 Milliarden Euro auf, 2021 kamen weitere 215,4 Milliarden Euro hinzu.

Während 2018, 2019 und im 1. Halbjahr 2020 die Inflation regelmäßig zwischen 1 bis 2 Prozent lag, stieg sie im zweiten Halbjahr von 3,8 im Juli bis auf 5,4  Prozent im Dezember an. Für Januar 2022 erwartet eine Inflationsrate von 4,9 Prozent, während sich die Verbraucherpreise gegenüber Dezember 2021 voraussichtlich um 0,4 Prozent erhöhten.

Um Grundlagen zu legen: Grundsätzlich kann eine Preisentwicklung durch verschiedene Branchen- oder Güterbezogene Faktoren beeinflusst werden. Beispielsweise wirken sich die demografische Entwicklung sowie die Knappheit von Wohnraum auf die Immobilienpreise in Deutschland aus. Laut Statistischem Bundesamt haben sich die Preise für Wohngebäude von 2010 bis 2020 um 29 Prozent erhöht, im gleichen Zeitraum stieg die Inflationsrate jedoch nur um 14 Prozent.

Dreh- und Angelpunkt der Kaufkraft des Geldes ist die Summe der bestehenden Geldmenge. Angenommen, es gibt 100 Gütereinheiten sowie 100 Geldeinheiten, dann erhält der Käufer 1 Gütereinheit für 1 Geldeinheit. Erhöht sich die Geldmenge auf 200 Einheiten, während die Anzahl der Güter gleich bleibt, hat der Käufer den doppelten Preis von 2 Geldeinheiten zu zahlen. Steigt jedoch im gleichen Zeitraum die Produktivität der Gütererzeugung, sodass ebenfalls 200 Güter vorhanden sind, bleibt der Kaufpreis von 1 Geldeinheit bestehen. Vereinfacht gesagt sprechen wir von Geldentwertung oder Inflation, wenn die Geldmenge im Verhältnis zur Produktion stärker erhöht wird.

Corona-Krise

In der Corona-Krise fand eine exorbitante Neuverschuldung Deutschlands statt. Kostenlose Bürgertests und Impfungen sowie die umfangreichen staatlichen Corona-Hilfen haben ihren Preis. Durch die Neuverschuldung wurde eine enorme Menge von neuem Geld geschaffen, das sich auf den Markt verteilt. Wie zuvor beschrieben, müsste die Wirtschaftsleistung bei einer erhöhten Geldmenge ebenfalls – möglichst proportional – ansteigen, um das Preisniveau stabil zu halten.

Zugleich wurde die wirtschaftliche Produktivität mit den durch die Politik festgelegten Maßnahmen erheblich heruntergefahren.

Insbesondere Lockdowns, Lieferengpässe, Kurzarbeit und Hygienekonzepte sorgten dafür, dass die Wirtschaft ihr volles Potenzial nicht entfalten konnte. Das Verhältnis von Geldmenge und Wirtschaftsleistung entwickelte sich nicht proportional, sondern driftete weiter auseinander. Fraglich bleibt, ob die Wirtschaft in naher Zukunft mit einer gesteigerten Produktivität begegnen kann, um die rasant gestiegene Geldmenge wirtschaftlich zu balancieren. Werden weitere Schulden aufgenommen, verlangt die Preisstabilität wieder eine gesteigerte Produktivität.

Buchempfehlung: „GeldZeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten“ Geld von Benjamin Mudlack. Der Artikel erschien zuerst in unserer Wochenendzeitung Ausgabe 33 vom 25./26. Februar.



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