Investor Icahn warnt vor US-Wirtschaftskrise: „Inflation hat jede Vorherrschaft zerstört“

Der Investor Carl Icahn glaubt, dass die US-Wirtschaft an einem gefährlichen Punkt angekommen ist. In einem Interview beklagte er die „nur mehr mittelmäßige“ Führung in US-Unternehmen und warnte, dass die steigende Inflation Amerikas Vorherrschaft auf der Weltbühne zu kippen drohe.
Titelbild
Carl Icahn.Foto: Neilson Barnard/Getty Images for New York Times
Von 16. März 2023

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Der Milliardär und Investor Carl Icahn äußerte sich am Dienstag in einem Interview in der CNBC-Sendung „Closing Bell“ zur Bankenkrise einiger US-Banken, darunter der Silicon Valley Bank (SVB) letzte Woche. „Das System bricht zusammen und wir haben heute absolut ein großes Problem mit unserer Wirtschaft“, sagte er. Auch seien die Vereinigten Staaten „eines der schlechtesten Länder der Welt, was die Unternehmensführung angeht“.

„Inflation zerstört jede Hegemonie“

Der renommierte Investor warnte vor den Gefahren der anhaltend hohen Inflation in den Vereinigten Staaten. Diese lag zuletzt im Februar auf das Jahr hochgerechnet bei 6 Prozent. „Inflation ist das Schlimmste, was eine Wirtschaft treffen kann. Ich glaube, die Leute unterschätzen das“, so der Ökonom weiter. Historisch gesehen habe „Inflation jede Vorherrschaft (Hegemonie) zerstört“.

Einige von der Inflation betroffene Faktoren lagen im letzten Monat höher als die angegebenen 6 Prozent, darunter Lebensmittel und Wohnen. Dafür geben insbesondere einkommensschwache Haushalte den Großteil ihres Geldes aus. Die Lebensmittelpreise stiegen im Jahresvergleich um 9,5 Prozent, die Preise für Wohnen und Unterkunft im Jahresvergleich um 8,1 Prozent.

Neben der Inflation sieht Icahn noch andere „große Probleme in der Wirtschaft“, darunter bei der Unternehmensführung und auf dem Capitol Hill (Kongress) in Washington, D. C. „Ich werde mich nicht in die Politik einmischen. Aber man hat den Eindruck, dass in Washington niemand weiß, was wirklich vor sich geht“, sagte er. Außerdem sei die Führung in vielen amerikanischen Unternehmen „nur mehr mittelmäßig“. „Wenn Sie heute in ein Unternehmen gehen, ist es wirklich schrecklich, was Sie dort vorfinden“, so Icahn. Allerdings räumte er auch ein, dass es Ausnahmen gebe.

„Zu viel Geld im Umlauf“

In einem Interview auf „Fox News“ kam Icahn auch auf den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) zu sprechen und sagte, dass er als Teil des Problems die ultraleichte Geldpolitik der letzten Jahre sieht. „Die Bankenkrise bei der Silicon Valley Bank war bereits vorherzusehen. Es fließt so viel Geld im System“, sagte er.

„Es gibt einfach zu viel Bargeld. Der Definition nach ist es so, wenn man ständig Geld druckt … wenn zu viel Geld im Umlauf ist, kommt es zu einer Inflation.“ Es sei richtig, dass die Federal Reserve (US-Zentralbank) die Zinsen erhöht, um den Preisdruck abzukühlen. In ihrem Kampf gegen die Inflation hat die Fed die Zinsen so schnell erhöht, wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr. Dies hat dazu geführt, dass der Wert von Wertpapieren mit längeren Laufzeiten gesunken ist. Auch die SVB hielt diese in ihren Portfolios.

Die plötzliche SVB-Pleite in der vergangenen Woche erfolgte, nachdem die Bank einen Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar aus der Zwangsliquidation von Anleihen im Wert von 21 Milliarden US-Dollar erlitten hatte. Anschließend kündigte sie an, dass sie 2,25 Milliarden US-Dollar an Kapital aufnehmen wolle, um das Loch zu stopfen. Besorgte Anleger zogen in einem klassischen Bank Run ihr Geld ab und ließen die Aktien der SVB – und die anderer Banken – abstürzen.

Der Zusammenbruch der SVB war die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA. „Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt, dass die Fed so lange anzieht, bis etwas zerbricht“, kommentierte Jurrien Timmer, Direktor für globale Makroökonomie bei Fidelity, den Crash in einer Notiz. „Es sieht so aus, als hätten wir einen Eindruck davon bekommen, was in diesem Fed-Zyklus zerbrechen wird.“

Probleme der Notfallintervention

Der Kollaps der SVB und einige Tage später der Signature Bank hat Fragen über die Instabilität des Finanzsystems und einen möglichen Dominoeffekt ausgelöst. Dies veranlasste die US-Finanzbehörden, eine „Ausnahmeregelung für systemische Risiken“ zu erlassen und die Einlagensicherung der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC, auf Deutsch „Bundeseinlagenversicherungsgesellschaft“) auf alle Einleger und deren Ersparnisse der beiden Banken auszuweiten.

Normalerweise ist die Einlagensicherung der FDIC auf 250.000 USD pro Einleger und Kontokategorie begrenzt. Alles, was über dieser Grenze liegt, zählt bei einem Bankencrash als Verlust und unterliegt der marktwirtschaftlichen Ordnung. Die Ausweitung der Einlagensicherung für SBV- und Signature-Kunden wurde von manchen gelobt, von anderen wiederum kritisiert.

Der milliardenschwere Investor Bill Ackman forderte die weitere Ausweitung der Einlagensicherung auf den gesamten US-Bankensektor, um das Vertrauen in das Bankensystem des Landes wiederherzustellen und einen Ansturm auf die Banken zu verhindern. Die frühere Vorsitzende der FDIC, Sheila Bair, hingegen kritisierte die pauschale Einlagensicherung in einem Kommentar für die „Financial Times“. Das würde einen „gefährlichen Präzedenzfall“ schaffen, da sie Erwartungen für „künftige Rettungsaktionen“ wecke.

Bair ist davon überzeugt, dass das Geld der Einleger beider Banken mit einem Gesamtvermögen von rund 300 Milliarden Dollar nur einen winzigen Teil des 23 Billionen Dollar schweren amerikanischen Bankensystems ausmachten. Die großen Investoren könnten sich leisten, einen Teil ihrer nicht versicherten Einlagen zu verlieren.

„Die nicht versicherten Einleger der SVB sind keine bedürftige Gruppe“, so Bair. Bei ihnen handele es sich um führende Risikokapitalgeber und ihre Portfoliounternehmen. „Finanziell versiert, haben sie offenbar die auffälligen Hinweise auf den Websites und an den Schaltern der Bank übersehen, dass die FDIC-Versicherung auf 250.000 Dollar begrenzt ist“, schreibt sie in ihrem Kommentar.

Falsches Signal der Regierung

Bair zufolge hätten die US-Finanzbehörden durch die überstürzte Rettung der beiden mittelgroßen Banken ein falsches Signal ausgesendet. Es würde den Anschein erwecken, als sei das US-Bankensystem anfällig. „Mein Instinkt sagt mir, dass die meisten regionalen und kommunalen Banken grundsätzlich gesund sind. Das, was wir wirklich zu befürchten haben, ist die Angst selbst“, so Bair. Sollte es allein durch Sorge zu einem Ansturm auf die Banken kommen, würde das ansonsten gesunde Banken in den Ruin treiben.

„Die Regierung muss in ihrer Kommunikation sehr vorsichtig sein, damit sie nicht genau durch ihre Überreaktion einen Ansturm auf die Einlagen auslöst, den sie vermeiden will.“ Als Bair während der Finanzkrise 2008/09 den Vorsitz der FDIC innehatte, führte die Behörde eine befristete pauschale Einlagensicherung für Geschäftskonten ein. Diese sollte die Auszahlung von Gehältern und andere Betriebsausgaben gewährleisten.

Mit dem Programm sei ein Ansturm auf Gemeinschaftsbanken erfolgreich verhindert worden. Allerdings habe der Kongress einen Fehler gemacht, indem er diese Art von Hilfe verboten habe, so Bair. Zurzeit erlaube der Kongress den Aufsichtsbehörden in Ausnahmefällen, einmalige Rettungsaktionen bei systemischen Risiken durchzuführen. „Wenn die Aufsichtsbehörden wirklich einen weit verbreiteten Ansturm auf die Banken in den Vereinigten Staaten befürchten, sollte der Kongress das Programm zur Wiedereinführung der erweiterten Einlagensicherung für institutionelle Transaktionskonten genehmigen“, sagte Bair.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Investor Carl Icahn Issues Grim Warning on US Economy (deutsche Bearbeitung nh)



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