Materialmangel und „Hyperinflation“: Es drohen Insolvenzen trotz voller Auftragsbücher

Die Weltwirtschaft läuft wieder an – und in Deutschland drohen Insolvenzen trotz voller Auftragsbücher. Davor warnt das Bau- und Ausbauhandwerk. Die „Welt“ spricht von einer „vorübergehenden Hyperinflation“ und einem Wohlstandseinbruch, es gebe Teuerungsraten von mehreren Hundert Prozent.
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Nicht nur Handwerker haben ein Problem.Foto: iStock
Von 7. Mai 2021

Holz und erdölbasierte Produkte wie Rohre, Abdichtfolien, Dämmstoffe, Anstriche. Stahl, Kupfer, Agrarrohstoffe und Energie. Hier steigen die Preise. Holger Zschäpitz, leitender Wirtschaftsredakteur der „Welt“, schreibt von „vorübergehender Hyperinflation“. Die Leser seines Artikels warnen jedoch, mit der Bezeichnung „Hyperinflation“ etwas verantwortungsvoller umzugehen.

Es drohen Insolvenzen trotz voller Auftragsbücher

Im Bau- und Ausbauhandwerk sind die Auftragsbücher voll. Durch den Materialmangel und stark gestiegene Rohstoffpreise droht jedoch nach Angaben des Präsidenten der Dortmunder Handwerkskammer Berthold Schröder etwas eher Unbekanntes:

Immer mehr Betrieben geht schlichtweg das Material aus. Holz, Dämmstoffe, Stahl – alles ist absolute Mangelware. Und obendrein deutlich teurer. Eine wachsende Zahl von Aufträgen kann deshalb nicht abgearbeitet werden. Das habe ich in den 35 Jahren als Handwerksunternehmer noch nicht erlebt.“

In nur wenigen Wochen hätten sich die Holzpreise und auch anderer Baumaterialien nahezu verdoppelt, das Sortiment ist eingeschränkt. Al­lein der für das Bau­en notwendige Be­ton­stahl ver­teu­er­te sich von Dezember 2020 bis Januar 2021 um 10,2 Prozent, der Preis für Mi­ne­ral­öl­er­zeug­nis­se leg­te um 10,1 Prozent zu und Dämm­stof­fe für Fas­sa­den kos­ten gut 25 Prozent mehr. Seither steigen die Preise weiter.

„Ich arbeite in einem metallverarbeitenden Betrieb. Es ist momentan sehr schwierig noch genügend Stahl zu bekommen“, warnt ein Metallarbeiter gegenüber der „Welt“. „Die Preise dafür sind dreimal so hoch wie letztes Jahr. Viele Betriebe haben schon Zeitarbeiter nach Hause geschickt, da nicht mehr genügend Material zur Beschäftigung da ist. Die Auftragsbücher sind voll!“

Es bestehe die reelle Gefahr, die Konjunktur auf Grund des Rohstoffmangels abzuwürgen. Branchen wie Holz, Kunststoff und Elektronik seien ebenso betroffen. Der Leser weiter: „Die USA würden in derselben Situation wahrscheinlich den Export verbieten. Die EU hat zu Jahresbeginn die Zölle für die Einfuhr (!) von Stahl erhöht! Wir machen uns hier große Sorgen!“

Preis­stei­ge­run­gen können oft nicht an die Bauherren wei­terge­ge­ben wer­den: „Wenn ein Bau­un­ter­nehmer vor Mo­na­ten ei­nen Auf­trag kal­ku­liert hat und jetzt die Ma­te­ri­al­prei­se plötz­lich enorm steigen, dann trägt er das vol­le Ri­si­ko“, erklärt Rainer von Borstel, Hauptge­schäfts­füh­rer des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen. Verträge, die im Vorjahr geschlossen wurden, könnten jetzt wegen Lieferengpässen möglicherweise nicht eingehalten werden, weil die Baumaterialien zu teuer geworden sind.

Bundesvereinbarung Bauwirtschaft schreibt an Wirtschaftsminister Altmaier

Die Baukonjunktur droht in Deutschland ins Stocken zu geraten, warnt auch die Bundesvereinigung Bauwirtschaft.

In einem Brief an Wirtschaftsminister Peter Altmaier berichtet der Bundesverband, der 370.000 Unternehmen der Bauwirtschaft vertritt, dass viele Gewerke nicht arbeiten könnten, weil das Material fehle. Das Holz für den Dachstuhl gehe durch die Zunahme der Globalisierung verstärkt in die USA (+40 Prozent im Jahr 2020) oder nach China. Dazu kämen Holzeinschlagsbeschränkungen wegen des aktivierten Frostschädenausgleichsgesetzes.

Die Bauwirtschaft bittet daher um eine Verlängerung der Erleichterungen im Rahmen der Kurzarbeitergeldverordnung bis zum 31. Dezember 2021. Öffentliche Auftraggeber sollten Verständnis dafür aufbringen, dass es zu ungewollten Verzögerungen bei den laufenden Projekten auf den Baustellen kommt.

So schnell werde sich die Materialversorgung leider nicht normalisieren. Mit Corona seien weltweit die Produktionskapazitäten heruntergefahren worden. Anlagen zur Produktion und Vorproduktion von Dämmstoffen in Europa und den USA fielen aus.

Der Bundesverband fordert Altmaier auf zu prüfen, wo bestehende Regelungen die Verfügbarkeit von Baumaterialien in Deutschland behindern und Abhilfe geschaffen werden kann. Dazu sei ein Treffen der Baustoffhersteller, des Handels und der Bauwirtschaft mit dem Wirtschaftsministerium hilfreich.

Häuslebauer seien ein Frühindikator der Inflation

Nach Angaben der „Welt“ warnte die Bank of America vor einer „vorübergehenden Hyperinflation“. Die Häuslebauer seien nicht der einzige Frühindikator einer Inflation. Inflationswarnungen, ausgesprochen von Firmenchefs, stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast 800 Prozent. Die CEOs klagten ebenso wie die Bauwirtschaft vor allem über steigende Rohstoffpreise. Zudem steigen die Fracht- und Transportkosten, die Arbeitskosten seien höher als zuvor.

„Angesichts von Teuerungsraten von mehreren Hundert Prozent lässt sich teilweise schon von Hyperinflation sprechen“, so Holger Zschäpitz in der „Welt“. Die Firmen würden versuchen, angesichts der Entwicklung die gestiegenen Einkaufskosten auf die Verbraucher abzuwälzen.

Die EZB sehe dies „lediglich als ein vorübergehendes Phänomen“ an und werde „nicht mit einer strafferen Geldpolitik“ entgegenwirken. Für die Europäische Zentralbank war die Inflation in den vergangenen Jahren stets niedriger als ihr eigentliches Ziel von zwei Prozent Inflation, „da sei jetzt auch ein Überschießen akzeptabel“.

CO2-Wolkenkuckucksheime und „der Michel lässt sich mal wieder abzocken“

Eine „Hyperinflation“, so warnen Leser in der „Welt“, sei eine massive Gefahr: „Am Ende einer Hyperinflation bleibt kein Stein auf dem anderen und der Euro ist Geschichte.“ Eine Hyperinflation könne man nicht mehr einfangen oder zurückfahren. Ein Leser schreibt ironisch: „Ich hoffe, der 1-Milliarde-Euro-Schein wird nachhaltig und grün produziert. So hyperapokalyptisch wir Corona feiern, so hyperpessimistisch wird die Hyperinflation herbeigeschrieben. Unter ‚Hyper‘ geht es nicht, oder? Da machen wir sofort ’ne Notbremse dagegen, wir verbieten Geld. Dann sind wir alle sicher.“

Ein anderer schreibt: „Das Ganze bekommt durch die geplante, massive Erhöhung der CO2-Preise die richtige Würze! Wohl bekommt’s!“ In eine ähnliche Richtung geht auch folgender Kommentar: „Wie gut, dass die Regierung jetzt nichts anderes zu tun hat, als die Energiekosten (die sich natürlich auch auf Waren und Dienstleistungen auswirken) nochmal staatlicherseits schnellstmöglich zu verteuern und damit die Inflation erst so richtig zu befeuern. Benzin ins Feuer gießen nannte man das früher.“

Die Wirtschaft sollte im Mittelpunkt stehen, nicht die „neuen CO2-Wolkenkuckucksheime“. Hinzu käme, dass seit Jahren die Notenpressen Geld drucken und die EU-Schuldenstaaten quasi aufkaufen würden (Target-Salden), die Schulden vergemeinschaftet würden. „Weil die EZB eine katastrophale Geldpolitik betreibt. Wenn der Geldberg immer höher wird, schwindet die Kaufkraft.“

Ein Leser kommentiert: „Viele namhafte Ökonomen haben vor einer solchen Entwicklung gewarnt und sind als Crashpropheten oder Verschwörungstheoretiker diffamiert worden. Ich denke, sie werden recht behalten. Nach Ende der Corona-Krise werden wir eine stark ansteigende Inflation erleben mit erheblichen sozialen Verwerfungen. Der Klimawandel wird in den nächsten Jahren unser kleinstes Problem sein.“

Und dann noch ein Hinweis aus dem Süden: „Ich lebe und arbeite seit 26 Jahren in Spanien. Hier haben sich die oben aufgeführten Baumaterialien nicht verteuert. Auch Diesel und Benzin haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verteuert. Der Michel lässt sich mal wieder abzocken!“

An der Börse wispert es: Rohstoffe und Aktienmärkte vor Super-Zyklus?

Im „Marktgeflüster“ bei „Finanzmarktwelt“ wird hingegen von den „Roaring 20s“, also den goldenen 2020er-Jahren geflüstert – angelehnt an die „Roaring“ 1920er-Jahre. Es sei möglicherweise ein „Super-Zyklus“, wie JPMorgan optimistisch vorgibt. Zwölf Jahre ging es vor der Finanzkrise mit den Rohstoffpreisen nach oben, so JPMorgan in seiner Begründung. Anschließend ging es zwölf Jahre nach unten, Corona kam hinzu.

JPMorgan meint, dass es nun „mindestens eine Dekade“ wieder nach oben gehe. Die Argumente: die Pandemie werde enden, dann folge ein Wachstum der Wirtschaft, der Handelskrieg werde aufhören, die Rezession der Hersteller werde aufhören, dazu die Geldpolitik, Inflation, das werde den Dollar schwächen, es werde fiskalische Maßnahmen und Infrastrukturprogramme geben – all das führe zu seinem Super-Zyklus bei Rohstoffen und dann auch den Aktienmärkten.

Kurz nachdem JPMorgan seine „Roaring 20s“ veröffentlichte, sackten an der Börse einige der Kurse ab. Die Kurse der Rohstoffe sind abhängig vom Dollar, sie werden in US-Dollar gehandelt und steigen oder fallen ziemlich parallel. Ähnliche Zusammenhänge gibt es beim Kupferpreis, der mit dem chinesischen Währungsmarkt steigt und fällt. Am Ölmarkt werden die Aussichten für die Branche eher schlecht gesehen, Ölfirmen wie Exxon wurden kurz nach JPMorgans „Super-Zyklus“ abgestuft. Deren Gewinnaussichten seien schlecht, da seien auch Klima-Überlegungen einbezogen wurden, so das „Marktgeflüster“. Das führt zu einem Preisanstieg der ölbasierten Produkte, wie Rohre und Folien, die die Bauwirtschaft benötigt.



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