Schufa will transparenter werden

Bislang galt die Schufa als undurchschaubar, obwohl sie das Leben von Millionen Bundesbürgern beeinflusst. Nun hat die Auskunftei ihre Transparenzoffensive vorgestellt. Kommt jetzt endlich Licht ins Dunkel des geheimnisumwobenen Kreditscores?
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Wie lässt sich der Schufa-Kreditscore beeinflussen – und warum ist er mal positiv und mal negativ?Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images
Von 29. April 2022

Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, kurz Schufa, hat eigenen Angaben zufolge mehr als eine Milliarde Informationen zu rund 68 Millionen Deutschen gesammelt. Daten, die darüber entscheiden, wer einen Mobilfunkvertrag oder einen Kredit für eine Immobilie bekommt. Wie sich der aus diesen Daten errechnete Kreditscore zusammensetzt und wie er sich verbessern lässt, blieb bislang im Dunkeln.

Der Score ist die Geschäftsgrundlage der Schufa. Er bewertet, ob Verbraucher kreditwürdig sind – und gibt Antwort auf Fragen wie: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kreditnehmer seine Schulden auch zurückzahlen wird? Dazu zieht die Schufa mehr als 100 Merkmale heran, etwa die Anzahl der Girokonten, Kreditkarten oder Kredite, die der Antragsteller in der Vergangenheit aufgenommen hat oder wie oft er Zahlungen nicht leisten konnte. Den daraus errechneten Score stellt sie Firmen zur Verfügung, die wissen wollen, ob ihr neuer Kunde seine Rechnungen auch bezahlen kann oder Ausfälle beim Ratenkauf drohen.

Fragt sich nur: Wie lässt sich der Kreditscore beeinflussen – und warum ist er mal positiv und mal negativ? Die grüne Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke forderte bereits im Februar mehr Transparenz bei der Wirtschaftsauskunftei. Harsche Kritik gab es auch von Daten- und Verbraucherschützern am umstrittenen Projekt „CheckNow“, mit dem die Schufa Verbraucher in bestimmten Fällen anhand ihrer Kontoauszüge bewerten wollte. Nicht zuletzt drängt auch der größte Anteilseigner in spe, der schwedische Finanzinvestor EQT Partners, auf mehr Klarheit.

Smartphone-Verträge beeinflussen die Kreditwürdigkeit nicht

Nun haben die Wiesbadener erste Schritte ihrer bereits angekündigten Transparenzoffensive umgesetzt. Die Website erhielt ein Facelifting und Verbraucher sollen dank neuer Tools mehr über das Zustandekommen ihres Scores erfahren – während ein Video-Chatbot möglichst viele Fragen beantworten soll. Nicht zuletzt können Nutzer ihre Daten kostenlos einsehen. „Mit der neuen Webpräsenz wollen wir die Erklärbarkeit und Transparenz für das, was wir tun, verbessern“, lobt sich die Schufa.

Ein weiteres Novum, auf das Millionen Bundesbürger gewartet haben: Die Auskunftei listet detailliert auf, welche Faktoren die Bonitätspunktzahl beeinflussen. Dazu zählen neben der Zahl der Girokonten und Kreditkarten auch Konten bei Versandhändlern und Leasingverträge. Keine Rolle spielen indes Smartphone-Verträge. Selbst an Tipps, wie Verbraucher ihre Bonität verbessern können, mangelt es auf der neuen Seite nicht – wenn auch wenig konkret.

Dazu zählt etwa die Überprüfung, welche Girokonten und Kreditkarten nicht notwendig sind. Deren Kündigung könne den Score langfristig erhöhen. Weitere Tipps, die kaum überraschen: Übersehene Rechnungen und Ratenzahlungen sollten schnellstmöglich beglichen werden und finanzielle Verpflichtungen sollten in einem angemessenen Verhältnis zu Einkünften und Vermögen stehen.

Verbrauchern auf Augenhöhe und weniger als Instanz begegnen

Ein Buch mit sieben Siegeln bleibt jedoch weiterhin die genaue Berechnung des Scores. Laut Schufa muss dies zumindest teilweise ein Geschäftsgeheimnis bleiben, damit das Ergebnis auch aussagekräftig ist. Denn: Läge das Berechnungsmodell völlig offen, könnte der Score manipuliert werden und hätte so keinen Wert mehr.“

Stattdessen kündigte die Schufa auf Anfrage der Epoch Times andere Schritte auf dem Weg zu mehr Transparenz an: „Wir arbeiten an weiteren Instrumenten, um unseren Service noch transparenter zu machen“, so die Auskunftei. Noch in diesem Jahr solle es etwa die Möglichkeit geben, einen Score digital zu simulieren und somit zu erkennen, welche Faktoren die Bonitätseinschätzung in welchem Maße verändern. Darüber hinaus will man „kontinuierlich den Verbraucherservice verbessern, indem wir verständlichere, eindeutige und unkompliziertere Texte verwenden“.

Im Rahmen der Transparenzoffensive suche man verstärkt den Austausch mit Kritikern, um deren Perspektive zu verstehen. „Verbraucherinnen und Verbrauchern wollen wir künftig auf Augenhöhe und weniger als Instanz begegnen.“



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